Ich habe mich nie für Eishockey interessiert... Ich bin zwar generell von jedweder Team-Sportart nicht sonderlich begeistert (eine seltene genetische Mutation, von der ich offenbar als einzige in der Familie betroffen bin), aber mit den Jahren konnte ich mich mit Fußball zumindest anfreunden. Im Stadium gibt es immer soviel anderes zu sehen... was die Polizeihunde machen, was die Fans anstellen um in Stimmung zu kommen und dazu das beruhigende Grün des Rasens.. jedes Spiel war immer ein bißchen zu lang um nicht langweilig zu werden... aber machbar.
Eishockey ist anders... Es ist schnell, hektisch, zugegebener Maßen urkanadisch, aber die Spiele dauern aufgrund der vielen Unterbrechungen sehr lange, weswegen ich nie ernsthaft in Versuchung geriet mir eines der Spiele anzusehen.
Aber als es hieß Ottawa Senators gegen Pittsburgh Penguins.. den Stanley-Cup Gewinnern des letzten Jahres, da konnte mich Anand dann doch davon überzeugen, dass ein Eishockey-Spiel auf der Agenda jedes gewissenhaften Kanada-Besuchers stehen sollte... Also machten wir uns am Donnerstag Abend auf den Weg zum Scotiabank Place... dem Stadium am anderen Ende der Stadt, um uns ein Spiel gegen eine hervorragende Mannschaft anzusehen, bei dem es nicht darum ging ob die Heimmannschaft Ottawa Senators verlieren würde, sondern nur wie hoch.
Zu dem Stadion fährt man am Besten mit dem Sonderbus, dafür muss man zwar trotzdem bezahlen, aber man kommt rechtzeitig an, was man nicht von den im Stau auf der Autobahn festsitzenden Pkws behaupten kann. Das Stadium ist sehr groß und hoch gebaut, wie soviele typische Sporthallenbauten der heutigen Zeit... ein Riesen-Schild zeigte uns sogleich nicht nur die derzeit populärsten Sens-Spieler sondern verkündete auch: „Hockey-Country starts here...“ . Es fanden keinerlei Sicherheitskontrollen statt, ich hätte sogar meine Fotokamera mitnehmen können, die Eintrittskarte wurde nur gescannt und schon war man im Stadium....
Rund um den Innenring gibt es eine große Masse an Imbisständen von allen bekannten Fastfoodketten, so dass niemand wirklich lange auf sein Hotdog, Pizza, Popcorn und Bier warten muss. Wenn man doch noch Durst bekommen sollte, so sind in jedem Aufgang später im Stadium mindestens drei Verkäufer anwesend, die sofort Abhilfe verschaffen können. Das Stadium ist damit auch der einzige große Ort an dem man in Kanada in der Öffentlichkeit mit vielen Mitkanadiern sein Bier trinken kann.
Wir befanden uns in den oberen Rängen knapp unter den Skyboxen, so dass wir das Spielfeld gut überblicken konnten. Während wir eintraffen, liefen sich die Spieler gerade warm, danach wurde das Eis erneuert, es gab eine kleine Lasershow, die Hymnen der USA und Kanada wurden live gesungen von einem Herrn in Uniform und dann ging es auch schon los.
Das Stadium selbst war zur Hälfte gefüllt, denn am Donnerstag Abend hatten offenbar nicht so viele Menschen ein Interesse daran, sich die sichere Niederlage des Heimteams anzusehen. Das erste Tor fiel dann auch schon nach 69 Sekunden für die Pinguine aus Pittsburgh und bestätigte die Erwartungen der angereisten Fans. Aber dann wendete sich das Blatt, während die Pinguine eher statisch auf dem Eis verharrten, schossen die Senatoren ein Tor nach dem nächsten... erst der Ausgleich.. und es ging weiter- zwei der Tore habe sogar ich durch Zufall gesehen. Ansonsten folgte ich eher den komisch-übertriebenen Bewegungen eines der Schiedsrichter, den Ausstiegmanövern von der Ersatzbank (wozu gibt es eigentlich Türen zum Eis, wenn eh nur jeder über die Bande springt) und las mich durch die aufgeblendenten Werbungen... Pirate Cove Marina, Coca-Cola Zero real taste, no sugar, Viagra ca., Scotia Bank Place- the place to eat, Support the troops which support you… the Military family fund … sowie Lone Star Texas Grill… 5 Locations in Ottawa, was mich ein wenig verwunderte, denn ich kenne nur einen Lone Star Grill am Byward Market. Also nahm ich mir vor zu Hause einmal die anderen Filialen des Texas Grill herauszufinden... aber zurück zum Spiel: Beim Stand 6:1 und noch 5 Minuten zu spielen, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Die ersten Besucher verließen bereits das Stadium... Anand war davon überzeugt, dass das Spiel manipuliert sein muss... niemand steht doch einfach nur so auf dem Eis herum und lässt die anderen Tore schießen.. . und alle anderen erwarteten, dass die Pinguine nun frustriert genug sein würden, um kurz vor Schluß noch eine Schlägerei anzufangen (und dafür bezahlt man ja schließlich auch im Eishockey) aber Devrim meinte, so kurz vor Schluß und man kann eh nichts mehr ändern, da passiert dann nichts mehr und eine Minute sah es so aus, als ob er recht behalten würde... kurz danach schossen die Pinguine ihr zweites Tor, die Senatoren verprügelten dafür ein paar der ungezogenen Pittsburgher und mussten für 1 Minute und 30 Sekunden mit einem Mann weniger aufs Eis. Dann wusste ein Pinguin plötzlich nicht mehr, dass er Eishockey spielte und nicht Boxen... Er warf seinen Helm davon, schnappte sich einen der Senatoren, beide begannen sich kneipenmäßig zu verprügeln, umringt von drei Schiedsrichtern, denn solche Auseinandersetzungen sind zwar erlaubt (erwünscht) aber es gibt ein Zeitlimit, welches von ihm überschritten wurde. So spielten dann die Pinguine (fällt eigentlich nur mir bei dem Namen ständig Rüdiger Hoffmanns „MS Astoria“ ein?) bis zum Rest des Spieles nur zu viert... Das Spiel endete 6:2... was von niemandem vorher erwartet wurde und die Fans verließen fröhlich und gesittet das Spiel um zu den Bussen zu gelangen.
Das Verhalten der Fans (zusammengefasst unter dem Begriff „Sens Army“) war es jedoch auch, was mich ein wenig störte, denn sie verhielten sich in meinen Augen sehr passiv. Alles was an Show geboten wurde, kam auf sie zu,... sicher sie standen auf, wenn ein Tor fiel, aber das war es auch schon. Ansonsten saßen sie da um zu essen und zu trinken und sich das Spiel anzuschauen. Es gab keine Fangesänge, sah man von gelegentlichen ‚Go Sens Go’-Schlachtrufen ab, keine La-Ola Wellen, keine Bewegung – nur Aufnahme dessen was von den Veranstaltern kam und auch danach im Bus - wenn man nicht gerade mit all diesen Leuten im Stadium gesessen hätte, würde einem noch nicht einmal auffallen, dass es sich um Fans eines Teams handelte, das gerade völlig überraschend und sensationell hoch gegen einen überlegenden Gegner gewonnen hatte...ist das nicht ein Grund zum Jubeln..? - Ähm, wenn das Spiel schon vorbei ist? Wohl nicht.
Eishockey ist anders... Es ist schnell, hektisch, zugegebener Maßen urkanadisch, aber die Spiele dauern aufgrund der vielen Unterbrechungen sehr lange, weswegen ich nie ernsthaft in Versuchung geriet mir eines der Spiele anzusehen.
Aber als es hieß Ottawa Senators gegen Pittsburgh Penguins.. den Stanley-Cup Gewinnern des letzten Jahres, da konnte mich Anand dann doch davon überzeugen, dass ein Eishockey-Spiel auf der Agenda jedes gewissenhaften Kanada-Besuchers stehen sollte... Also machten wir uns am Donnerstag Abend auf den Weg zum Scotiabank Place... dem Stadium am anderen Ende der Stadt, um uns ein Spiel gegen eine hervorragende Mannschaft anzusehen, bei dem es nicht darum ging ob die Heimmannschaft Ottawa Senators verlieren würde, sondern nur wie hoch.
Zu dem Stadion fährt man am Besten mit dem Sonderbus, dafür muss man zwar trotzdem bezahlen, aber man kommt rechtzeitig an, was man nicht von den im Stau auf der Autobahn festsitzenden Pkws behaupten kann. Das Stadium ist sehr groß und hoch gebaut, wie soviele typische Sporthallenbauten der heutigen Zeit... ein Riesen-Schild zeigte uns sogleich nicht nur die derzeit populärsten Sens-Spieler sondern verkündete auch: „Hockey-Country starts here...“ . Es fanden keinerlei Sicherheitskontrollen statt, ich hätte sogar meine Fotokamera mitnehmen können, die Eintrittskarte wurde nur gescannt und schon war man im Stadium....
Rund um den Innenring gibt es eine große Masse an Imbisständen von allen bekannten Fastfoodketten, so dass niemand wirklich lange auf sein Hotdog, Pizza, Popcorn und Bier warten muss. Wenn man doch noch Durst bekommen sollte, so sind in jedem Aufgang später im Stadium mindestens drei Verkäufer anwesend, die sofort Abhilfe verschaffen können. Das Stadium ist damit auch der einzige große Ort an dem man in Kanada in der Öffentlichkeit mit vielen Mitkanadiern sein Bier trinken kann.
Wir befanden uns in den oberen Rängen knapp unter den Skyboxen, so dass wir das Spielfeld gut überblicken konnten. Während wir eintraffen, liefen sich die Spieler gerade warm, danach wurde das Eis erneuert, es gab eine kleine Lasershow, die Hymnen der USA und Kanada wurden live gesungen von einem Herrn in Uniform und dann ging es auch schon los.
Das Stadium selbst war zur Hälfte gefüllt, denn am Donnerstag Abend hatten offenbar nicht so viele Menschen ein Interesse daran, sich die sichere Niederlage des Heimteams anzusehen. Das erste Tor fiel dann auch schon nach 69 Sekunden für die Pinguine aus Pittsburgh und bestätigte die Erwartungen der angereisten Fans. Aber dann wendete sich das Blatt, während die Pinguine eher statisch auf dem Eis verharrten, schossen die Senatoren ein Tor nach dem nächsten... erst der Ausgleich.. und es ging weiter- zwei der Tore habe sogar ich durch Zufall gesehen. Ansonsten folgte ich eher den komisch-übertriebenen Bewegungen eines der Schiedsrichter, den Ausstiegmanövern von der Ersatzbank (wozu gibt es eigentlich Türen zum Eis, wenn eh nur jeder über die Bande springt) und las mich durch die aufgeblendenten Werbungen... Pirate Cove Marina, Coca-Cola Zero real taste, no sugar, Viagra ca., Scotia Bank Place- the place to eat, Support the troops which support you… the Military family fund … sowie Lone Star Texas Grill… 5 Locations in Ottawa, was mich ein wenig verwunderte, denn ich kenne nur einen Lone Star Grill am Byward Market. Also nahm ich mir vor zu Hause einmal die anderen Filialen des Texas Grill herauszufinden... aber zurück zum Spiel: Beim Stand 6:1 und noch 5 Minuten zu spielen, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Die ersten Besucher verließen bereits das Stadium... Anand war davon überzeugt, dass das Spiel manipuliert sein muss... niemand steht doch einfach nur so auf dem Eis herum und lässt die anderen Tore schießen.. . und alle anderen erwarteten, dass die Pinguine nun frustriert genug sein würden, um kurz vor Schluß noch eine Schlägerei anzufangen (und dafür bezahlt man ja schließlich auch im Eishockey) aber Devrim meinte, so kurz vor Schluß und man kann eh nichts mehr ändern, da passiert dann nichts mehr und eine Minute sah es so aus, als ob er recht behalten würde... kurz danach schossen die Pinguine ihr zweites Tor, die Senatoren verprügelten dafür ein paar der ungezogenen Pittsburgher und mussten für 1 Minute und 30 Sekunden mit einem Mann weniger aufs Eis. Dann wusste ein Pinguin plötzlich nicht mehr, dass er Eishockey spielte und nicht Boxen... Er warf seinen Helm davon, schnappte sich einen der Senatoren, beide begannen sich kneipenmäßig zu verprügeln, umringt von drei Schiedsrichtern, denn solche Auseinandersetzungen sind zwar erlaubt (erwünscht) aber es gibt ein Zeitlimit, welches von ihm überschritten wurde. So spielten dann die Pinguine (fällt eigentlich nur mir bei dem Namen ständig Rüdiger Hoffmanns „MS Astoria“ ein?) bis zum Rest des Spieles nur zu viert... Das Spiel endete 6:2... was von niemandem vorher erwartet wurde und die Fans verließen fröhlich und gesittet das Spiel um zu den Bussen zu gelangen.
Das Verhalten der Fans (zusammengefasst unter dem Begriff „Sens Army“) war es jedoch auch, was mich ein wenig störte, denn sie verhielten sich in meinen Augen sehr passiv. Alles was an Show geboten wurde, kam auf sie zu,... sicher sie standen auf, wenn ein Tor fiel, aber das war es auch schon. Ansonsten saßen sie da um zu essen und zu trinken und sich das Spiel anzuschauen. Es gab keine Fangesänge, sah man von gelegentlichen ‚Go Sens Go’-Schlachtrufen ab, keine La-Ola Wellen, keine Bewegung – nur Aufnahme dessen was von den Veranstaltern kam und auch danach im Bus - wenn man nicht gerade mit all diesen Leuten im Stadium gesessen hätte, würde einem noch nicht einmal auffallen, dass es sich um Fans eines Teams handelte, das gerade völlig überraschend und sensationell hoch gegen einen überlegenden Gegner gewonnen hatte...ist das nicht ein Grund zum Jubeln..? - Ähm, wenn das Spiel schon vorbei ist? Wohl nicht.
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