30. Mai 2011

Sonntagsblumen - White Edition


Das ganze Wochenende war regnerisch, grau und schwül-warm. Einen geplanten Ausflug nach Mt.Philo mussten wir aus diesem Grund absagen, denn die Wege waren laut Park-Auskunft allesamt in zu moddrigem Zustand um darauf zu laufen. Deswegen sind wir nur in der Innenstadt von Burlington unterwegs gewesen. Wir waren auf dem Farmersmarkt, der im Vergleich zum Vorjahr viele ausländische Spezialitäten dazugewonnen hat, so konnte man nunmehr auch Nepali und Bhutanische Küche ausprobieren und zum Nachtisch gönnten wir uns extra-leckere marokkanische Süßigkeiten. 


Heute war Stadtmarathon angesagt, wir liefen zwar nicht selbst, aber waren dafür in der - ebenso moddrigen - Zielzone am Seeufer unterwegs um einige der letzten Ankommenden zu sehen. Dabei war barfuß im Schlamm laufen, die beste Möglichkeit voranzukommen. 


Das Hochwasser am See war in der Woche schon beträchtlich gefallen, aber die Rekordwassermengen der letzten Tage haben es wieder auf ein zerstörerisches Level zurückgeschraubt... nach einem der schneereichsten Winter und regenreichsten Frühjahre... geht es offenbar nass in nass weiter.
Wenn ich einen Marathon sehe, muss ich immer an die Aussage eines Arztes denken, der mir einmal bescheinigte, daß ich als Asthmatiker tot umfallen würde, wenn ich jemals einen Marathon laufen würde. Ich dachte schon damals, daß er sich möglicherweise irrte, da ich bei normalen Ausdauerlauf auf flachen Land niemals Atemprobleme bekam, sondern nur, wenn ich kurzfristig sehr viel Energie benötige, wie z.B. bei schnellen Berg-Auf oder Treppensteigen. Vielleicht werde ich diese Aussage irgendwann in meinem Leben einmal herausfordern ... :) 


Zu den Blumen muß ich wohl nicht viel sagen, ich habe mich in dieser Woche für „Ganz in Weiß“ entschieden, passend zum Hochzeitsmonat Mai ... :) 


27. Mai 2011

Flashback Friday


Am 31. Mai ist es 32 Jahre her, daß meine Eltern ihren Bund für’s Leben geschlossen hatten… mit anschließender Feier am Wolgast-See in Korswandt/Usedom. Wenn ich mir das Hochzeitsbild ansehe, meine Mutter, im selbstgenähten Kleid, nüchtern, gestresst von den Hochzeitsvorbereitungen und im siebten Monat mit mir schwanger (kann man aber nicht sehen, oder?) und mein Vater noch gezeichnet von der Feier am Vorabend, so könnte man daraus durchaus Rückschlüsse auf die kommenden Jahre ziehen... (jedenfalls bestreitet er bis heute, nüchtern genug für eine rechtsgültige Eheschließung gewesen zu sein, weswegen sämtliche Hochzeitstagsfeiern bis zum heutigen Tage ausfielen wegen Bodennebel.... Ich darf bloß nicht das böse H.-Wort erwähnen, wenn ich am 31. ‚zufällig’ anrufe.)
Es war turbulent, aber dafür niemals langweilig… und heutzutage sorgen auch die beiden Hunde dafür, daß Langeweile gar nicht erst aufkommen kann… :)
Ich habe versucht eine neutralere Hochzeitstagskarte im Geschäft zu finden, aber sämtliche blumigen Beschreibungen enthalten unendliche Liebe und absolutes Glück in den Texten, bei denen ich nur dachte, Gott, das nehmen sie mir doch nie ab, ebenso scheiterte ich mit dem Versuch eine Hochzeitskarte nur für meine Mutter zu finden. Nun ist also eine halbwegs neutrale Karte an Beide unterwegs und vielleicht feiert ihr ja doch, ein ganz kleines bißchen, daß ihr es tatsächlich schon 32 Jahre miteinander aushaltet und auf die nächsten 32.... ^^

Ich fand auch dieses Gästebild sehr schön, alle Damen in den langen, schlicht-eleganten Röcken der gerade endenden 70er Jahre (soviel schöner als die aufgedonnerten 80er Partykleider mit Metallic-Stoff und Puffärmeln...) und es muß ein warmer sonniger Tag gewesen sein ... :)

26. Mai 2011

Trailer Park


Es heißt zwar immer, daß Tornados sich am liebsten Trailer Parks aussuchen um sich dort zu formieren und mit den Wohnanhängern Mikado zu spielen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß dieser Park in Burlingtons New North End auf ziemlich solidem Untergrund steht. Zum einen befindet er sich nicht gerade auf offenem Feld, sondern ein Berg mit historischem Turm schützt die Rückseite und zum Anderen scheinen die Häuser/Trailer schon ein paar Jahrzehnte an diesem Ort überstanden zu haben. 


Insgesamt hatte die kleine Siedlung eher Ferienhaus-Charakter, es standen genauso die Bootsanhänger vor den Häusern wie überall auch sonst, es gab zwar auch einen Klischee-Anhänger mit halbverbrannten Wänden und Motorrädern vor der Tür aber den meisten Trailern sah man ihre Herkunft eigentlich schon gar nicht mehr an ... 


Da ist der Wurm drin...


... denke ich mir seit zwei Tagen, denn seitdem lebe ich in einer Art permanenten Freitag den 13. Situation. Türrahmen, Tischbeine, Stühle, Bettkanten und ich scheinen sich magisch anzuziehen, ich habe erfahren wie es sich anfühlt, wenn man sich beim vom Fahrrad absteigen völlig das Bein verschrammt, Linus findet es lustig mich täglich schon so gegen 4 Uhr nachts aufzuwecken und beim Abwaschen zerbreche ich nicht nur Gläser sondern sogar Töpfe... :( Da passte es ins Bild, daß jemand gestern eine halbgefüllte Sprayflasche in unsere blaue Recyclingbox geworfen hatte, als ich diese gerade hereinholen wollte. Als ich mir durchlas was das für ein Spray war wurde mir immer mehr schlecht. Es was flüssiges CO2 mit hunderten verschiedenen Möglichkeiten wie es damit zu Unfällen kommen kann, die meisten waren Explosionen aber auch Gehirnschäden und Tod waren darunter. Wer stellt solche „Dust Remover“ Sprays nur für den Hausgebrauch her, und wer kauft so etwas, wo man doch auch einfach und viel ungefährlichere Druckluft-Sprays kaufen kann. Es stellte sich die Frage, was ich damit anfangen sollte. Zuerst versuchte ich es zu entleeren, aber flüssiges Kohlendioxid wird eiskalt und allzuschnell froren meine Finger an der Flasche fest und trotz dessen, daß ich draußen war, wurde mir schon ganz duselig im Kopf. In diesem Dämmerzustand sah ich nur noch eine Lösung, wenn die Flasche schon explodieren muß, dann bitte doch im stählernen Müllcontainer und nicht draußen und ich warf sie weg. In der Nacht quälten mich dagegen Visionen von Explosionen des Containers, Flammen die weit ausgeschleudert werden und die ganzen Holzhäuser der Gegend in Brand setzen... Auch wenn mein Mann mich richtigerweise darauf hinwies, daß das nur am Tage geschehen kann, denn in der Nacht sind die Temperaturen nicht warm genug um eine Sprayflasche zum Explodieren zu bringen... ich konnte nicht schlafen, vier Stunden wälzte ich mich irgendwie hin und her, dann gab ich auf und heute laufe ich natürlich herum wie Falschgeld. So richtig gut werde ich mich wohl erst wieder fühlen, wenn der Müllcontainer nächsten Dienstag geleert werden wird...
Anand rief vorhin dann an um seinen früheren Heimweg anzukündigen, denn es herrscht Tornadowarnung für Vermont, ein extrem seltenes Ereignis für diese Bergregion... aber auch wenn uns das Schlimmste hoffentlich nicht bevorsteht, so werden wir doch einen heftigen Hagel- und Gewittersturm erwarten dürfen. (Der Hausmeister hat jedenfalls heute bereits Dachflickzeug unter der Treppe gelagert ...) Skype funktioniert nicht und Blogger hatte auch am Morgen wieder Probleme gemacht... sonst noch was?

25. Mai 2011

Restaurantbesuch: Farah’s Café

Seit letzte Woche in unserer Straße ein kleines persisches Restaurant eröffnet hat, waren wir gespannt auf das dortige Essen. Anders als in Kanada muß man hier die ethnischen Essensoptionen durchaus noch mit der Lupe suchen und findet meist nur chinesisch bzw. italienisch neben den Burger-Optionen vor. Das Café befindet sich in den ehemaligen Räumen der NorthEnd Rotisserie, ein Hähnchengrill-Geschäft, daß im letzten Jahr für kurze Zeit geöffnet hatte. Wir haben dort nie etwas gekauft, zum Einen wurde in der Zeitung kritisiert, daß die Grillhähnchen (Broiler) zu fettig sind und kein bißchen knusprig und zum Anderen hatten sie eine überlebensgroße gelbe Huhnfigur vor dem Laden stehen, mit Augen wie frisch aus einem Hühner-Zombie Film. Das schreckt ab, mich zumindest. Jedenfalls hatte die Rotisserie vor Eröffnung das gesamte Restaurant renoviert, so daß die neuen Besitzer außer einziehen und beginnen nichts weiter machen mussten. Haben sie auch nicht, denn das Rotisserie Schild hängt immer noch vor dem Geschäft.
Als wir die Gaststätte gestern abend betraten, war es recht voll, einige Leute warteten an der Theke auf ihr Take-Out Essen, die einzige Kellnerin unterhielt sich irgendwo auf der Strecke mit Gästen und es machte einen leicht chaotischen Eindruck. Von der netten Besitzerin/Köchin zum Hinsetzen ermuntert beschlossen wir im Restaurant zu essen, anstelle das Essen mit nach Hause zu nehmen. (Der lange Weg nach Hause beträgt eine Minute Fußweg...) Nun begann das Warten auf die Kellnerin, die offenbar als Mitglied dieser persisch-österreichischen Familie zu dem Job genötigt worden war und sich durch besondere Trägheit und Vergeßlichkeit auszeichnete. Nachdem sie ein paar Mal um die Ecke schaute und sah, daß wir auch nach zehn Minuten immer noch an unserem Tisch saßen, nur eben schon recht genervt waren, beschloß sie es wäre unvermeidlich uns einen Besuch abstatten zu müssen. Wir bestellten unser Essen und bekamen sogar Wassergläser auf den Tisch gestellt. (Es gibt zahlreiche Tee-Optionen, auf die wir an diesem Abend verzichteten, die aber offenbar in echten türkischen Teegläsern serviert werden...., das Restaurant hat keine Alkohollizenz, wer etwas trinken will, bringt seine eigene Flasche Wein mit.)
Als unser Essen eintraf: Ich hatte Kofte-Meatballs bestellt und Anand Hähnchen, betraten vier junge Mädchen das Restaurant und setzen sich an den Nebentisch. Die Kellnerin kam und informierte sie als erstes, daß jedes Essen mit Suppe oder Salat serviert wird... Nanu entfuhr es uns unvermittelt, gut zu wissen... also rief Anand sie erneut zu unserem Tisch und wir bekamen auch unsere Suppe mit auf den Tisch gestellt: eine leicht cremige Minz-Gersten Suppe, die ich so garantiert in meinem ganzen Leben noch nie gegessen habe. Die Kofte waren mit einer weichen Masse gefüllt, die ich zuerst für Linsen oder Bohnen hielt, auf Nachfrage bei der Chefin entpuppten sie sich aber als Rosinen, das Hähnchen war noch leicht rosa. Aber Anand meinte, daß das in Indien auch der Fall wäre, denn leicht rosa bedeutet frisch und nicht schon den ganzen Tag wiederaufgewärmt. Dazu gab es Reis und Fladenbrot. Das Fladenbrot war fast das Beste des ganzen Essens, frisch duftig aus dem Backofen mit einem ganz leichten Zitronenaroma und garantiert selbstgemacht. Obwohl wir beide definitiv keinen Platz mehr dafür hatten, beendeten wir das Essen mit einem Baklava, welches ebenfalls anders war als sonst. Statt Blätterteig bestand es aus frittiertem Vermicelli mit einem dominanten Zimtaroma und erst dann bemerkte man die üblichen Baklava-Verdächtigen Zuckersirup und Nüsse, in diesem Fall Walnüsse.
Während wir aßen, beobachteten wir den Fortgang der Servierkunst am Nebentisch, Anand war ein wenig erleichtert, daß die Mädchen genauso schlecht bedient wurden wie wir, ich fand es dagegen schon grob unhöflich. Sie bekamen ihre Salate als eine große Platte serviert, die Kellnerin versprach ihnen dazu Teller zu bringen und verschwand. Nach einiger Zeit und viel Lachen ihrerseits mit anderen Gästen, versuchten die Mädchen den Verbleib der Teller zu erfragen und bekamen nur ein lapidares ‚Ach, die muß ich doch noch waschen’ zu hören ... Ja, dann mach das.
Wir bezahlten für unser Essen an der Theke und verließen den Laden. Anand konnte sich leider nicht dazu durchringen mehr als 10 % Trinkgeld zu geben, was für lange Gesichter sorgte, denn +15 % sind hier üblich, aber trotz gutem Essens war der Service einfach zu schlecht.
Insgesamt war es aber ein interessantes Erlebnis. Ich glaube nicht, daß Minzsuppe je zu meinem Lieblingsessen werden wird, aber es war einmal etwas ganz anderes und ich bin mir ziemlich sicher, daß man ähnliches Essen so auch im Iran finden könnte, denn die Gerichte waren noch zu unangepasst an amerikanische Essensgewohnheiten. Beim nächsten Mal werde ich vielleicht nur Hummus und Fladenbrot bestellen und wir machen es wie viele andere, rufen vorher an und holen das Essen ab, wenn es fertig ist.
Eigentlich bräuchte man in so einem kleinen Lokal auch gar keine Kellnerin, denn ohnehin steht jeder vor der Theke sobald er den Laden mit seinem Schnellrestaurant-Charakter betritt, dann kann er auch dort bestellen, bezahlen sich an seinen Tisch setzen und braucht nur noch einen Essenservierer oder wird kurz an die Theke gerufen und holt sich sein Essen selbst ab, denn mit der derzeitigen Kellnerin schreckt man Gäste genauso ab, wie vorher die Rotisserie mit ihrem Huhn.

Bilder der Woche

Dieses Mal sind meine Wochenbilder etwas tierlastiger... :)

Das Frettchen-Paar konnte man so in der Fußgängerzone bewundern. Auch wenn es für die Tiere eher nach Quälerei aussah, niedlich sind sie ja... und jetzt ab in den Park mit euch.

Seit Anand Linus verboten hat, auf seine Schultern zu klettern, muß ich wieder herhalten. Vorallem wenn ich gerade etwas am Computer schreibe und nicht aufpasse was für einen Unfug der Kater vorhat... zack wird mein Rücken um einige Pfund schwerer... 

Ich mag Wohnwagen, vorallem wenn sie so klein und niedlich sind… :)

Dieses Schild verspricht ein baldiges Ausgabefenster für Softeis... auf vermontisch Cremee genannt, mit diversen Abwandlungen.

Unser Nachbar ist berühmt. Daß er Klavierlehrer ist wussten wir, daß er auch Konzerte gibt erst seitdem er Briefkasten und Haustür mit Plakaten bestückt hat. Es verleitete uns trotzdem nicht zum nach Montpelier fahren und seitdem er sich ein paar Mal mit Anand unterhalten hat, vermutet mein Götter-Gatte, daß er sich ganz bestimmt und widerrechtlich für mich interessiert. Männerlogik.

Hinterhof-Leben... Über den Hinterhof wacht Doris, die 94-jährige alte Dame. Sie hilft mir mit Handzeichen bei der Katzensuche, informiert mich täglich über den Wetterbericht, (er)findet immer etwas was ich für sie erledigen könnte und ihr Hörgerät funktioniert nie. Ich kenne mehr als einen Nachbarn, die sich unter dem Vordach verstecken und schlapp lachen, wenn ich ihr einmal mehr ein „mein Mann ist Wissenschaftler“ ins Ohr brüllen muss und sie ein freundliches „Oh, er ist Reinigungspersonal,“ erwidert...

Das ist Rex. Rex ist einer der Streunerkatzen im Hinterhof. Zwar obdachlos aber kastriert und er wird regelmäßig von Doris und dem Klavierlehrer gefüttert, manchmal auch von mir. 

Nach einem schweren Start, konnte er sich langsam mit Linus anfreunden. Shweta faucht ihn dagegen nur an. Sie mag keine anderen Katzen, die von mir gefüttert werden.

Endbericht zum gebrochenen Daumen: Die Schwellung ist immer noch da, aber kaum mehr ein Problem. Sieht schon fast normal aus. Der Nagellack ist dagegen mein erstes Experiment mit Lackaufklebern für die Nägel. Macht Spaß, gelingt immer und das gibts auch mit Mustern... :)

Ich finde es immer interessant, Passanten zu fotografieren...
Die Leute aus dem unteren Video hier, laufen übrigens jeden Sonntag zum Frühstück trommelnd in der Gegend umher... (vom Wohnzimmerfenster aus gefilmt):

23. Mai 2011

Sonntagsblumen vom Baum


Als ich im letzten August nach Burlington kam, konnte man es im vielen Grün auf Grün nicht so richtig erkennen, aber eigentlich ist die Stadt voller Fliederbüsche und Zierapfel-, Zierkirschbäume. 


Jetzt im Frühling blüht und duftet es an allen Ecken und Enden und manche der Straßen mit ihren wahrlich nicht allzu pitoresken Betonfußwegen sehen geradezu verzaubert aus... Das Wetter war in dieser Woche dagegen eher weniger berauschend und so freuten man sich schon, wenn der Himmel zwar grau in grau war, aber es vielleicht nur leicht nieselte... 

 Ich habe mir angespülte Birkenrinde um den Arm gewickelt... warum, hm ich weiß nicht  =^_^=

21. Mai 2011

Flashback Friday +1

Im Zuge dessen, daß heute laut Bibelberechnung Jesus auf die Erde kommen wird um seine Anhänger in den Himmel zu führen und dann die Erde in fünf Monaten vernichtet sein wird, sollte es nicht weiter stören, daß mein Flashback Friday Artikel mit einem Tag Verspätung erscheint ;).
Zu weit weltlicheren Dingen gehören derzeit in Burlington die Abschlußfeierlichkeiten von High Schools, Colleges und Universität: Graduation Day. Die Schulen hatten ihre festlichen Tage bereits an den letzten Wochenenden. Man sah die schwarzgewandeten und behüteten jungen Damen und Herren vor dem Memorial Auditorium mit ihren stolzen Eltern und später am Abend in Schulbus-Ladungen und Partydress jedoch ohne Eltern, die Innenstadt erobernd. Die meisten Studenten mussten ein bißchen länger warten, denn vielerorts begannen die Examen erst nach Semesterende, doch nun haben es auch die letzten geschafft. An diesem Wochenende finden einige der größten Abschlußveranstaltungen statt und auch eine recht kleine, mit sämtlichen Masters und Doktoranden, die ihren Abschluß gemacht haben und noch vor Ort sind. Die Stadt vibriert förmlich in Aufbruchstimmung. Die meisten Eltern sind nach Burlington gekommen um beim Umzug zu helfen (der Großteil der Studenten wird nach dem Bachelorexamen nicht in Burlington weiterstudieren) ihre Kinder in die Restaurants zu führen (sogar am späten Mittwoch Abend gab es vielerlei keine freien Plätze mehr) und um zur Abschlußfeier anwesend zu sein. Alle Studenten in den Wohnheimen müssen für den Sommer ebenfalls ausziehen und für ihre Sachen eventuell einen Lagerraum anmieten, denn die Wohnheime werden in der Semesterpause geschlossen. Anands Chef macht für drei Wochen Urlaub in Australien und konnte es gar nicht erwarten aus der Stadt herauszukommen. Insgesamt wird es von nun an sehr ruhig werden, bis im Hochsommer die Touristen die Straßen beherrschen und ab September sind dann alle Studenten wieder da...

Wenn ich an meine eigene Schulabschluß-Veranstaltung denke, fällt mir immer nur ein, wie kalt es war. Diese fand in der Ruine der damals noch fensterlosen Georgenkirche statt und alle Menschen in Festbekleidung beneideten den Englischlehrer, der einen Wintermantel trug. Ich erinnere mich, wie unter großen Gesten eine Kerze angezündet wurde, deren Licht so hell wie unsere Zukunft scheinen sollte und wie der Wind diese sofort ausblies... 


Weitaus weniger festlich war dagegen unser „letzter Schultag“ eine Tradition, die es offenbar genauso wie Schultüten zum Schulanfang bisher nicht in andere Länder geschafft hat. Ich erinnere mich immer noch sehr gerne an diesen Tag, an dem wir mit viel Trockeneis im Schuleingang ‚experimentieren’ durften, gemäßigt die Lehrer ärgerten (man hatte die meisten später noch in den Abiturprüfungen, da musste man sich zurückhalten :) sich am Tage mit den anderen Gymnasien der Stadt auf dem Marktplatz zusammenfand und wir das Rathaus tourten, inklusive Sektempfang und Fotos vom Ratshausbalkon. 
Wie immer befindet sich in meinen lückenhaften Bilderordnern nur ein Bild davon... stellvertretend für viele andere: meine Freundin Manu und ich im Treppenhaus der Schule ... :)
Rock und Sportjacke stammten von meiner Mutter, während meine Schuhe eigentlich hellbraun waren, aber eigens für den Tag „geweißt“ wurden.

Nachtrag

Nachdem unsere neue Nachbarin heute nachts um halb vier heimkam und es offenbar voll lustig (bzw. nur voll) fand sämtliche Hausklingeln durchzuprobieren (sie hat einen Schlüssel, keine Sorge) bin ich wach. Eine dreiviertel Stunde habe ich mit mir gerungen um wieder einzuschlafen, aber manchmal ist man einfach zu wach zum Weiterschlafen. Während Anand also noch friedlich schlummert und die Katzen fröhlich am so früh geöffneten Fenster stehen, sitze ich mürrisch mit dem Tee in der Hand am Schreibtisch und himmele hin und wieder das Bett an. Wäre es nicht schön jetzt müde zu sein, anstelle später am Tag? 


Kleiner Nachtrag zum gestrigen Artikel: Das Baumhaus im Oakledge Park ist das erste seiner Art, das man mit dem Rollstuhl befahren kann. So konnte ich mir unverhofft, den nicht einmal geträumten Traum erfüllen, mit dem Fahrrad durch ein Baumhaus zu gurken... Dabei störte ich ein junges Mädchen, das wahrlich so aussah, als wäre es von einem Künstler genau in dieses Baumhaus gesetzt worden um in einem Gedichtband zu lesen (künstlerische Freiheit: in Wahrheit habe ich nicht gesehen was sie gelesen hat :). Da sie sich offenbar auch wirklich von mir gestört fühlte, stieg ich ab, bewunderte die Decken-Architektur und verließ das Baumhaus ganz schnell und leise... :)

The Lost Resort


Als ich einst durch den kleinen Oakledge Stadtpark im Süden von Burlington fuhr, sah ich ein Schild am Wegesrand auftauchen: “The Lost Resort”. 


Es erzählte aus der Geschichte des Parks, als dieser ein Ferienresort von 1929-1961 war und zahlreiche kleine Ferienhäuschen den See überblickten. An der höchsten Stelle befand sich eine achteckige Aussichtsplattform mit See- und Bergblick. 


Die Häuser und die Plattform sind in den 1970er Jahren entfernt worden, doch die Stufen, manche der Schornsteine, sowie das achteckige Fundament blieben erhalten und wurden seitdem von der Natur zurückerobert. 
An dem Tag hatte ich leider keine Zeit anzuhalten, nahm mir aber fest vor an einem sonnigen Tag zurückzukehren. 

                                               .           Treppenstufen im Wald

Letzte Woche nun, ohnehin unterwegs dem See auf seinen Hochwasserwegen zu folgen, kam ich wieder an dem Schild vorbei, die wilden Obstbäume blühten und die Sonne schien ebenfalls. Also nahm ich mein Fahrrad huckepack und stapfte die erhaltenen Treppenreste hinauf. 

 Treppen über Treppen ging es immer weiter nach oben ...


Vom achteckigen Fundament konnte ich leider kein gutes Bild bekommen, da dort ein Obdachloser schlief, aber für die Stufen und Schornsteine interessierte sich außer mir niemand. 


Ein Gefühl von Verlassenheit konnte sich dabei aber nicht einstellen, denn der kleine Park war äußerst gut besucht und ständig begegnete man Menschen, Hunden bzw. Menschen mit Hunden auf den verschlungenen Wegen. Daß die Treppen erhalten blieben, fand ich noch sinnvoll, warum aber die Schornsteine nicht mit abgerissen wurden, erschließt sich mir nicht so ganz. Vielleicht dachte man, daß man die Stellen zum Grillen nutzen könnte - denn der romantisch-verwilderte Anblick stellte sich wohl erst mit den Jahren ein. Wer glaubt noch mehr finden zu können wird aber enttäuscht, außer Stufen, Schornsteinen und der manchen in den Berg gehauenen Terrassenform, gibt es nichts weiter zu sehen. 

hellgrüne Frühlingsspitzen beim Stern-Moos

  Ein Streifenhörnchen / Chipmunk

Im Internet las ich dann, daß das Schild im Jahre 2003 aus einem Sommerschul-Kurs der Universität zusammen mit Highschool-Schülern entstand. Diese trugen die Erkenntnisse zur Geschichte des Parks zusammen. Demnach wurde das Oakledge-Gelände, welches damals noch bis zur Shelburne Road reichte, 1793 als Flurstück 160, 161 an einen Juwelier verkauft, der es wiederum 1850 an Captain Proctor weiter verkaufte. Dieser nutzte den Wald und einen kleinen natürlichen Hafen um eine Dampfboot-Anlegestelle mit früher (Schwer-)Industrie zu errichten. Ab 1881 gehörte das Gelände der Webb Familie, die es für einen Spottpreis von Proctor kaufen konnten. Sie bauten darauf eine große Villa, Pferdeställe, einen Yachthafen und entwickelten Teile des Geländes zusammen mit der Bahnstrecke zu Industriegebieten. Das erwies sich als erfolgreich und machte das Leben neben großen Gastanks weniger schön für die Familie, die daraufhin nach Shelburne Point zog und Oakledge Manor nur noch als Gästehaus behielt. Eine Enkelin erhielt das Gelände als Erbe und verkaufte es 1926 an eine Gruppe von Investoren, die aus Villa, Ställen usw. ein Ferienresort machten und die Ferienhäuschen in den Hang bauten. 

 Der Schornstein mit dem schönsten Ausblick, direkt am Kliff

 Der letzte der ehemaligen Resort-Kamine/ Grille steht derzeit recht verwässert da

 Der Blick auf Burlington vom Park aus

In der Zwischenzeit veränderte sich das Gelände als solches... viele Teilstücke der Ländereien wurden zu Wohnsiedlungen, andere wiederum gingen an große Betriebe und auch das nicht sonderlich florierende Ferienresort ging durch min. zwei Hände, bis es von 1961 bis 1970 als Cliffside County Club geführt wurde. 1971 kaufte die Stadt das Gelände, um daraus einen Stadtpark werden zu lassen. Die Villa wurde in einer Feuerwehrübung abgebrannt, die Scheunen, Ställe usw. mit dem Bulldozer vernichtet und darauf wurde ein Picknick-Häuschen errichtet, das noch heute besteht. Da all diese Gebäude wahrlich wie vom Erdboden verschluckt wurden und man nichts mehr davon sehen kann, erstaunt es um so mehr, daß die Schornsteine der bescheidenen Ferienhäuschen diesen umfassenden Rückbau überleben konnten... 


Der Oakledge Park ist nachwievor ein beliebter kleiner Park und Naturstrand, die Wohnsiedlungen sind von allen Seiten an den Park herangekrochen und die Industrieanlagen sind schon über den Punkt hinaus, daß sie leerstanden. Mittlerweile befinden sich in den alten Ziegelgebäuden, kleine Künstlerateliers, Antique-Shops und kleinere Gewerbe...

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