3. Mai 2011

Winooski Wasserfälle


Nachdem ich seit einiger Zeit die Wasserfälle und Stromschnellen des Winooski Rivers sehen wollte, war es nun endlich so weit. Das Wetter war stabil, kühl und sonnig, das Frühlingsbrausen des Schmelzwasser führenden Flußes noch nicht vorbei und ich hatte meinen bequemsten Wanderschuhe an den Füßen.
Im Internet wurde ich vorher gewarnt, daß die Wasserfälle nicht sonderlich schön seien, aufgrund der „unwanted elements“ alten Industriegebäude, Damm und Brücke, die sich in jedes Bild drängen. Aber dann muß man auch verstehen, daß man nicht vor natürlichen Stromschnellen steht sondern einer Wasserdamm-Ruine der Industrialisierung. 

 Stromschnellen mit unwanted elements rechts und links ;)

Die Gegend um Winooski hatte einen kleinen, bescheidenen Wasserfall, als Ira Allen (der Bruder des Staatsgründers Ethan Allen) 1772 beschloß sich dort niederzulassen. 1786 baute er zusammen mit Remember Baker (ein toller Name) einen ersten Damm um den Winooski River anzustauen (damals noch Onion River, was ich hatte es bereits früher erwähnt im Prinzip das Gleiche ist, denn Winooski heißt ‚Ort mit wilden Zwiebeln’ auf Abenaki). Links und Rechts vom Damm wurde eine wasserbetriebene Sägemühle aufgebaut und ein Knick im Fluß diente als perfekter Landeplatz für das Holz, das den Fluß hinunterge“loggt“ wurde. Zusammen mit Eisenfunden in Colchester entwickelte sich eine kleine, frühe Industrie. Bald wurde der Ort großflächig industriell aufgebaut mit einer Reihe an Sägemühlen und ab 1837 auch Wollmühlen, die die Kraft des Wassers nutzten um ihre Webstühle zu betreiben und Wolle zu verarbeiten. 1922 kam das Stadtrecht für Winooski und was für eine Stadt war das, die Werkssirenen bestimmten den Rythmus im Ort, die Schornsteine qualmten und die hauptsächlich irischen Einwanderer wohnten mittendrin. Der Status der größten Wollfabrik: American Woolen Company bestimmte Wohl und Wehe in Winooski. Wahrlich ein seltsamer Anblick für die braven Bauern von Vermont.
Die große Flut von 1927 brachte sehr viel Leid und Zerstörung über die Stadt und auch die Vorherrschaft der Wolle wurde mehr und mehr durch Baumwolle aus dem Süden in Frage gestellt. Gut 30 Jahre dauerte der Niedergang der Industrie, erst 1956 wurden die letzten Fabriken geschlossen und aus den oberen Stau-Stufen im Fluß wurde was man heute als ‚die Stromschnellen’ wahrnimmt.
Die Gebäude am Fluß standen dann jahrzehntelang leer, bis man Anfang der 80er anfing darin Büros und Wohnanlagen zu bauen. Das erwies sich als sehr erfolgreich, ein Plan über der gesamten Stadt eine riesige Glaskuppel zu erbauen um Heizkosten zu sparen, wurde jedoch nicht umgesetzt. 1992 wurde der einzige noch bestehende Damm durch den ersten Glasfaser Sensoren-Damm in den USA ersetzt und erzeugt nachwievor Strom. Ergänzt wurde er dabei durch eine Lachsbrücke. 

Am Oberlauf des Flußes

Als Tourist war es mir selbstverständlich relativ egal, daß all die Wassermassen vor mir über ehemalige Dämme sprangen und nicht natürlichen Gegebenheiten folgten, auch wenn es auffiel, daß nachwievor, das Wasser eher zu den Seiten der ehemaligen Mühlen geleitet wird. Aber es ist einfach schön, soviel Wasser in Bewegung zu sehen. 


Ich lief auf beiden Seiten der Fälle herum, betrat einen Teil der noch bestehenden Ruinen, andere sah ich mir dagegen nur von weiten an (zu gruselig, zu abgeschieden :) Ich sah den friedlichen Oberlauf, den Knick im Fluß der das Holz auffängt und letzlich den Glasfaser-Sensoren Damm mit dem eigentlichen Wasserfall. Dort wäre ich als mutiger Mensch sicher gerne etwas mehr umhergewandert, so ließ ich mich aber von den Abstand halten - Schildern durchaus beeindrucken und ließ anderen den Vortritt. Wer weiß schon was bei soviel Frühlingswasser passiert ... Nach dem Fall-Besuch lief ich entlang der Riverside Straße zurück nach Burlington. Auf dem Weg dorthin entdeckte ich Schilder für einen Fluß-Wanderweg entlang der Straße und ich kletterte die Stufen hinunter zum Fluß, machte ein paar Bilder vom Wasserfall von dieser Seite und stellte fest, daß der Wanderweg (so wie eigentlich erwartet) in den Flußfluten verschwunden war. 

Schönes Holz :)

Also ging ich wieder nach oben, folgte dem Verlauf des Flußes und sah wo der Wanderweg endete. Ich bin mir sicher, daß das bei geringeren Wasserständen im Sommer ein kleiner feiner Weg ist, den man sich merken sollte ... :) 


Sodann warf ich einen letzten Blick auf die alte Eisenbahnbrücke, die aus dem Intervale heraus den Winooski Fluß überspannt und erreichte alsbald meine Straße (die nicht umsonst Winooski Straße heißt) und war um viele Fotos und einige neue Eindrücke reicher - zurück zu Hause ...

Das ist mein erstes HD Video, es wird hier leider nicht komplett angezeigt... wer das Original Video auf Youtube sehen möchte folge bitte diesem Link.


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