14. Mai 2011

Immer noch Hochwasser


Am Wochenende und gestern nutzten wir das Sonne/Wolken aber kein Regen-Wetter um uns noch einmal die Fluten am Seeufer anzusehen. Freitag war der offizielle Höhepunkt gemessen worden, seit dem geht es langsam mit ca. drei Zentimetern pro Tag abwärts. Es hilft natürlich, daß bis zum nächsten Freitag kein Regen angesagt wurde, aber selbst wenn es regnet, so ist der Effekt nun geringer, da anders als im März und April mittlerweile alle Bäume grün sind und Wasser aus dem Grund ziehen und auch die Wiesen sind schon recht hoch gewachsen.


Es landet also nicht mehr der gesamte Regen im See.
Am Montag habe ich mich samt Fahrrad aufgemacht um die am schlimmstem betroffenen Straßen in Burlingtons New North End zu dokumentieren. In den meisten Fällen, der direkt am Wasser gelegenen Villen mit Boot, Caravan und Autos muß man doch feststellen, das das alles sehr ärgerlich ist, aber es sind wohl auch die Finanzen vorhanden um das zu überstehen.


Schwieriger sieht es aus, mit den Wohnanlagen und Häusern hinter dem Fahrraddamm, die nicht einmal in der Nähe vom Seeufer liegen. Ihnen zum Verhängnis wurde, daß der Winooski Fluß nicht so weit entfernt ist, sich zurückstaute und weite Gebiete überflutete. Dort sah man durchaus auch bescheidene Häuschen und man kann sich vorstellen, daß es den Bewohnern schwer fallen wird den Neubau zu finanzieren. Nur 13 % der Häuser sind gegen Überflutung versichert, denn logischerweise will keine Versicherung Häuser in einer Region versichern, die jährlich mindestens einmal von Hochwassergefahr betroffen ist, selbst wenn es bisher nicht so schlimm war wie in diesem Jahr. Ich frage mich, ob die Banken überhaupt Kredite für Neubauten bereitstellen werden (trotz der Gefahr, daß ihre Investition im nächsten Frühling davongespült wird) und ob, wenn dort unbedingt gebaut werden muß, nicht auf Keller usw. verzichtet werden sollte und stattdessen die Häuser sicher im felsigen Untergrund verankert werden ...


Anders als in Quebec, wo für die Tausende von Evakuierten Aufnahmezentren bereitgestellt wurden, ist hier jeder auf sich selbst angewiesen und wenn man keine Freunde / Familie vor Ort hat, die bereit sind einen auf unbestimmte Zeit aufzunehmen, kommen auch noch die Hotelkosten für die Familien zur Hochwasser Rechnung hinzu.
Apropos Quebec, einer der Lieblingssportarten der Vermonter ist „Blame Canada“ und so sind natürlich wieder einmal die Kanadier an allem schuld, diesmal am Hochwasser. Vor ca. 100 Jahren hat man in Montreal ein Schleusensystem gebaut, um den Zusammenfluß von Richelieu Fluß (der einzige Abfluß von Lake Champlain) und Sankt-Lorenz-Strom zu kontrollieren und zu verhindern, daß die Großstadt jedes Frühjahr überflutet wurde. Diese Schleusen sind immer noch in Gebrauch und verhinderten auch in diesem Jahr größeren Schaden für die Millionenstadt. Die Auswirkung für den See ist selbstverständlich, daß das Flutwasser langsamer abfließt mit den entsprechenden Problemen für die 500 überfluteten Häuser in Vermont und 3000 in Quebec. Doch der Schaden für die 1,6 Mio. Stadt bei Schleusenöffnung wäre ungleich größer. Das hindert die Vermonter nicht, sich in Internetforen heiß zu diskutieren und User wie z.B. „Green Mountain Rebel“ schlagen quasi einen Einmarsch nach Kanada vor, um die Schleusenöffnung zu erzwingen ... (seufz.) Besser wäre es gewesen, dafür zu demonstrieren, daß wie in Kanada auch Soldaten bei der Hausrettung helfen und Sandsäcke füllen ...

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Eine andere Sache, die immer mehr auffällt, je öfter ich mich am See aufhalte, es stinkt: Das Wasser schillert in allen Regenbogenfarben und mitunter ist der Geruch nach Benzin so penetrant, daß einem Tränen in die Augen kommen, während die guten Vermonter ihre Autos auf überfluteten Parkplätzen ins Wasser fahren um diese dort zu waschen ... Super! Ganz toll! Wie schön, daß hier das Trinkwasser aus dem Fluß und nicht dem Grundwasser entnommen wird.

Zum leicht chaotischen Picasa Album mit den Fotos aus einem Monat Flut am See geht es hier (einfach auf das Bild klicken):

High Water at the Lake Champlain, Spring 2011

Youtube Video, von letzter Woche:


Zum Davor und Danach Fotoalbum gelangt man hier: Link.

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