21. Mai 2011

The Lost Resort


Als ich einst durch den kleinen Oakledge Stadtpark im Süden von Burlington fuhr, sah ich ein Schild am Wegesrand auftauchen: “The Lost Resort”. 


Es erzählte aus der Geschichte des Parks, als dieser ein Ferienresort von 1929-1961 war und zahlreiche kleine Ferienhäuschen den See überblickten. An der höchsten Stelle befand sich eine achteckige Aussichtsplattform mit See- und Bergblick. 


Die Häuser und die Plattform sind in den 1970er Jahren entfernt worden, doch die Stufen, manche der Schornsteine, sowie das achteckige Fundament blieben erhalten und wurden seitdem von der Natur zurückerobert. 
An dem Tag hatte ich leider keine Zeit anzuhalten, nahm mir aber fest vor an einem sonnigen Tag zurückzukehren. 

                                               .           Treppenstufen im Wald

Letzte Woche nun, ohnehin unterwegs dem See auf seinen Hochwasserwegen zu folgen, kam ich wieder an dem Schild vorbei, die wilden Obstbäume blühten und die Sonne schien ebenfalls. Also nahm ich mein Fahrrad huckepack und stapfte die erhaltenen Treppenreste hinauf. 

 Treppen über Treppen ging es immer weiter nach oben ...


Vom achteckigen Fundament konnte ich leider kein gutes Bild bekommen, da dort ein Obdachloser schlief, aber für die Stufen und Schornsteine interessierte sich außer mir niemand. 


Ein Gefühl von Verlassenheit konnte sich dabei aber nicht einstellen, denn der kleine Park war äußerst gut besucht und ständig begegnete man Menschen, Hunden bzw. Menschen mit Hunden auf den verschlungenen Wegen. Daß die Treppen erhalten blieben, fand ich noch sinnvoll, warum aber die Schornsteine nicht mit abgerissen wurden, erschließt sich mir nicht so ganz. Vielleicht dachte man, daß man die Stellen zum Grillen nutzen könnte - denn der romantisch-verwilderte Anblick stellte sich wohl erst mit den Jahren ein. Wer glaubt noch mehr finden zu können wird aber enttäuscht, außer Stufen, Schornsteinen und der manchen in den Berg gehauenen Terrassenform, gibt es nichts weiter zu sehen. 

hellgrüne Frühlingsspitzen beim Stern-Moos

  Ein Streifenhörnchen / Chipmunk

Im Internet las ich dann, daß das Schild im Jahre 2003 aus einem Sommerschul-Kurs der Universität zusammen mit Highschool-Schülern entstand. Diese trugen die Erkenntnisse zur Geschichte des Parks zusammen. Demnach wurde das Oakledge-Gelände, welches damals noch bis zur Shelburne Road reichte, 1793 als Flurstück 160, 161 an einen Juwelier verkauft, der es wiederum 1850 an Captain Proctor weiter verkaufte. Dieser nutzte den Wald und einen kleinen natürlichen Hafen um eine Dampfboot-Anlegestelle mit früher (Schwer-)Industrie zu errichten. Ab 1881 gehörte das Gelände der Webb Familie, die es für einen Spottpreis von Proctor kaufen konnten. Sie bauten darauf eine große Villa, Pferdeställe, einen Yachthafen und entwickelten Teile des Geländes zusammen mit der Bahnstrecke zu Industriegebieten. Das erwies sich als erfolgreich und machte das Leben neben großen Gastanks weniger schön für die Familie, die daraufhin nach Shelburne Point zog und Oakledge Manor nur noch als Gästehaus behielt. Eine Enkelin erhielt das Gelände als Erbe und verkaufte es 1926 an eine Gruppe von Investoren, die aus Villa, Ställen usw. ein Ferienresort machten und die Ferienhäuschen in den Hang bauten. 

 Der Schornstein mit dem schönsten Ausblick, direkt am Kliff

 Der letzte der ehemaligen Resort-Kamine/ Grille steht derzeit recht verwässert da

 Der Blick auf Burlington vom Park aus

In der Zwischenzeit veränderte sich das Gelände als solches... viele Teilstücke der Ländereien wurden zu Wohnsiedlungen, andere wiederum gingen an große Betriebe und auch das nicht sonderlich florierende Ferienresort ging durch min. zwei Hände, bis es von 1961 bis 1970 als Cliffside County Club geführt wurde. 1971 kaufte die Stadt das Gelände, um daraus einen Stadtpark werden zu lassen. Die Villa wurde in einer Feuerwehrübung abgebrannt, die Scheunen, Ställe usw. mit dem Bulldozer vernichtet und darauf wurde ein Picknick-Häuschen errichtet, das noch heute besteht. Da all diese Gebäude wahrlich wie vom Erdboden verschluckt wurden und man nichts mehr davon sehen kann, erstaunt es um so mehr, daß die Schornsteine der bescheidenen Ferienhäuschen diesen umfassenden Rückbau überleben konnten... 


Der Oakledge Park ist nachwievor ein beliebter kleiner Park und Naturstrand, die Wohnsiedlungen sind von allen Seiten an den Park herangekrochen und die Industrieanlagen sind schon über den Punkt hinaus, daß sie leerstanden. Mittlerweile befinden sich in den alten Ziegelgebäuden, kleine Künstlerateliers, Antique-Shops und kleinere Gewerbe...

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