17. August 2012

Kurzmeldungen

Heute sollte eigentlich unsere Freundin aus Kanada zu Besuch kommen, doch gestern Abend kurz vor Mitternacht sagte sie uns ab, da sie und ihr Freund gerade einen Welpen adoptiert hatten. Jetzt arbeite ich hart an mir, mich für sie zu freuen und nicht selbst enttäuscht zu sein. Wir hatten die Wohnung vorbereitet, die Wochenendpläne ihren Wünschen angepasst (wir hatten die Möglichkeit die Hamptons zu sehen, aber sie wollte in Vermont bleiben) ... und nun eben nichts. 
‚Bummer‘ würde ein Amerikaner an dieser Stelle sagen. Stattdessen verstehe ich, daß man angesichts eines Welpen mal eben den Verstand verlieren kann (und das ist auch gut so, denn der Anfang wird hart genug) und frage mich nur ein ganz klein wenig, ob das Adoptieren zwei Tage später auch noch möglich gewesen wäre... 

Gestern Abend waren wir auf einer dieser indischen Geburtstagsfeiern, an die ich mich nie gewöhnen werde. Natürlich war es eine Überraschung für das Geburtstagskind und natürlich wurde der Arme damit bestraft, daß zuerst Torte in seinem Gesicht verteilt wurde und danach wurde er zusammengeschlagen... „birthday bumps“ nennt sich das. 
Da ist es kein Wunder, daß die meisten Inder, die ich kenne ihren Geburtstag überhaupt nicht feiern wollen, denn das ist wahrlich keine Freude. Ein junges, amerikanisches Mädchen, die ihren Freund zum ersten Mal zu so einer Party begleitete, war jedenfalls so geschockt, daß sie es nicht einmal ansehen konnte, wie er fröhlich zutrat. Der so Behandelte war dagegen froh, daß es vergleichsweise glimpflich ablief, denn zu Collegezeiten meinte er, wurde er nackt ausgezogen und die Peiniger/Freunde trugen stabiles Schuhwerk. Ich hoffe sehr, daß diese Tradition so schnell wie möglich ausstirbt. 

In der Nacht konnten wir ein seltenes Schauspiel vom Fenster aus beobachten, zwei Skunks – Stinktiere bekriegten sich, mit allem was dazu gehört, so daß die entsprechenden „angenehmen“ Gerüche das Schlafzimmer erfüllten. Die schrillen Schreie klangen wie bei den Waschbär-Kämpfen, nur viel näher. Ich habe schon so viel über Skunks gehört, aber noch nie einen (lebendigen) mit eigenen Augen gesehen. 
Die meisten Skunk Ratgeber erklären einem, wie man Skunks aus den unmöglichsten Situationen heraushelfen kann (ohne dafür besprüht zu werden), in die sie fallen, da sie keine guten Kletterer sind, nicht gut gucken können und schnell sind sie auch nicht. Ich glaube, ich mag Skunks. 

Derzeit lese ich ein Buch des spanischen Autors Javier Sierra, das ich auf dem Sperrmüll fand. Das Thema ist relativ uninteressant, irgendwie wissenschaftlich-christliches Zeugs (so wie Dan Brown, nur ohne Tote), doch die Art und Weise ist sehr anti-amerikanisch geschrieben, denn Amerikaner werden gemeinhin als blöde Böse dargestellt. 
Dabei fiel mir auf, daß das so normal ist in europäischer Literatur, daß es mir wahrscheinlich kein bißchen seltsam vorgekommen wäre, wenn ich das Buch in Deutschland gelesen hätte. Mittlerweile lebe ich jedoch seit vier Jahren in Nordamerika und kann das Bild „der Amerikaner“ selten mit der Wirklichkeit vereinen, denn ehrlich gesagt gibt es diesen Stereotype einfach nicht. Es gibt den Deutschen, den Italiener, den Griechen... aber der Amerikaner funktioniert nicht. Jeder hier hat soviele verschiedene Herkunften und Gebräuche, zwischen Religionen, Ernährungen, Ansichten, Werten, daß es schwerfällt eine Einheitsperson daraus zu basteln. 

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