22. Februar 2016

Notizen


Es vergeht kaum ein Tag, daß wir nicht über die neuesten Flüchtlingsnachrichten in Deutschland und der Welt lesen, diskutieren und Lösungsansätze suchen und doch sind unsere Meinungen häufig so diffus und gespalten wie die Themen selbst und so sind es dann doch nur unsere eigenen, kleinen Erlebnisse, die wir halbwegs einordnen können… also, wie ist das Leben heute in Frankfurt, der Stadt, die ohnehin den höchsten Ausländeranteil in Deutschland hat? - Nun, wie nicht anders zu erwarten, fallen Flüchtlinge im Straßenbild nicht auf. 
Das war im Sommer und Herbst noch anders, denn gerade die türkischen Restaurants und Cafés im Bahnhofsviertel in denen wir - nach dem Wocheneinkauf in den indischen Lebensmittelmärkten der Kaiserpassage - gerne etwas Zeit verbringen, wurden auch zum Anlaufpunkt für Neuankömmlinge und Durchziehende. Die Geschäftsinhaber kümmerten sich jedenfalls rührend um die dick in Decken verpackten Kleinkinder, ihre müden Mütter und sonstigen Reisegefährten, es wurden Tische zusammengeschoben und Tee serviert. 
Heutzutage ist der Ton etwas rauer geworden. Am Hauptbahnhof sind nicht so sehr die marokkanischen Gangs am Arbeiten, von denen man derzeit so viel hört (die sind am Wochenende im Vergnügungsviertel Alt-Sax), sondern eher Roma-Banden, die natürlich schon immer da waren - aber mittlerweile wurden sie so lange nicht mehr abgeschoben, daß sie sogar Deutsch gelernt haben. Die alten Mütterchen haben sich Glitzer-Hijabs gekauft und verwandeln sich damit jeden Freitag in ‚muslimische‘ Bettler: wohl wissend, daß es eines der religiösen Pflichten der Muslime ist, sich um Bedürftige zu kümmern. 
Man muss ständig vor Taschendieben auf der Hut sein, derzeit haben sich die Leute offenbar auf die Züge, und auf Backshops mit Selbstbedienung spezialisiert. Ich habe den Brustbeutel wieder ins Programm genommen und denke darüber nach, wie man sich Sachen ans Bein schnallen kann (versteckte Handytaschen für die Stiefel wären auch echt toll… ^^) Ich erinnere mich noch an das Kopfschütteln meines Mannes vor einem Jahr, wenn er Leute gesehen hat, die ihre Tasche hinter sich im Fahrradkorb verstaut hatten - in Mumbai wäre die Tasche sofort weg, hieß es dann. 
Da er nicht eindeutig indisch aussieht, sind die Menschen ihm gegenüber argwöhnischer geworden, wenn sie ihn sehen. Die Polizei z.B. fährt jeden Tag eine Runde durch unsere Straße, jetzt hielten sie jedoch plötzlich an, um zuzusehen, wie mein Mann unseren Briefkasten geleert hat und sie liefen sogar mit ihm mit, blendeten ihm mit der Taschenlampe ins Gesicht, als er unsere Haustür aufschloss und fragten ihn, ob er sich sicher sei, daß er hier wohnen würde … nun er war sich sicher und der Schlüssel passte. 
Neben dem Rewe wurde er von einem vorbeilaufenden Mann plötzlich als Arschloch beschimpft, was ich nur mit einem ‚selber‘ beantwortete (und mich ärgerte, daß ich nicht schnell genug auf so Geistreiches wie „wenn schon dann Dr. Arschloch“ gekommen bin.) 
Mit mildem Interesse habe ich mir auch die Parteienwerbung zur Kommunalwahl am 6.März angesehen und während die FDP klar Flüchtlingszahlen begrenzen wollen, wirbt die AfD erstaunlicherweise mit einer erweiterten Nachtruhe für den Flughafen von 22-6 Uhr. Diese Partei verspricht den Leuten wirklich immer nur das was sie hören wollen.

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