16. Mai 2017

Steinau an der Straße

 Die empörten sieben Zwerge, nachdem der Prinz ihnen Schneewittchen geklaut hat ^^

Vor kurzem habe ich einmal gelesen, daß es nur an einem selbst liegt, wie man einen Ort wahrnimmt, und wie dieser Ort dann auf einen reagiert. 
Insofern war es also nur mein Problem, daß ich nicht so richtig zu Steinau fand, und nicht etwa die erfrischend seltsame Stadtumgehung, die zuerst in großem Bogen von der Innenstadt weglenkte; oder die absolut märchenhaft - unheimlichen Unmengen an Fliegen, die an diesem Tag überall herumsurrten. 


Das war der erste Ort, den ich mit der RheinMain Card besuchte. Das ist ein neues touristisches Angebot für den gesamten Rhein-Main Verbund (‚rmv‘ einem Großteil von Hessen, rund um Frankfurt). Man bezahlt 22 € pro Person (bzw. 46 € für fünf Leute) und kann damit nicht nur zwei Tage lang auf sämtlichen Strecken und Verkehrsmitteln im rmv Gebiet unterwegs sein, sondern bekommt auch Vergünstigungen in einigen Museen, Thermen usw.
Allerdings war dieses Angebot noch so neu, daß der Schaffner im Zug ersteinmal überzeugt werden musste, daß ich damit wirklich fahren darf - ihm fiel dann ein, daß er doch irgendwann mal davon gehört hatte; im Brüder Grimm Museum in Steinau musste erst der Leiter geholt werden, der mir ein Kinderticket ausstellte und später meinte, er hätte mir 50 Cent zu wenig berechnet - und mit einem Bus probierte ich es dann lieber erst gar nicht aus.
Mittlerweile ist das schon wieder einen Monat her, also vielleicht haben jetzt die meisten mehr Erfahrungen mit dieser Karte gemacht, so daß die Anlaufschwierigkeiten überwunden sind. Ansonsten rechnete sich der Preis jedoch schon auf dieser ersten Strecke und der zweite Tag war dann quasi von oben ^^.


Steinau liegt an der einst bedeutsamen ‚Via Regia‘, die dort die Messestädte Leipzig und Frankfurt miteinander verband. Dadurch passierten jede Menge bekannte Reisende den kleinen Ort; Armeen zogen allerdings ebenfalls in schöner Regelmäßigkeit durch. Am Bekanntesten machte jedoch die Familie Grimm den Ort, denn die Brüder (und eine Schwester) Grimm verbrachten einen Teil ihrer Jugend in Steinau.
Nachdem ich am Bahnhof ankam, führte mich jedenfalls ein ca. 2 km langer, ausgeschilderter Weg, (unter Umgehung der Innenstadt), direkt zum Schloss Steinau. Dieses Schloss wurde einst zur Sicherung der Via Regia erbaut und diente später häufig als Witwensitz der Gräfinnen von Hanau.


Nach einem kurzen Stadtrundgang durch Fachwerkgassen und vorbei an märchenhaften Szenen, wie einem bemaltem Fachwerkhaus; Märchenbrunnen; und Schneewittchen neben einem alten Wassermühlenkanal - erreichte ich dann das 'Brüder Grimm' Museum.
Draußen, direkt neben den Kutschen befand sich auch ein großer freier Bücherschrank und im Vorgarten sah man ein Stück Rekonstruktion der namensgebenden Straße von Steinau - denn direkt neben dem Grimm Haus befindet sich auch das Via Regia Museum (und die Eintrittskarte gilt für beide Museen).


Das Grimm Museum ist eines dieser modernen Museen, die mir bereits in Warschau so häufig begegnet sind, wo man nur noch selten Objekte mit Bildunterschriften studiert, sondern es gibt Flachbildschirme und Tonaufnahmen. Im oberen Geschoss können sich Kinder auch märchenhaft verkleiden und es gibt einen kleine Bühne. Dennoch herrscht im gesamten Museum Fotografierverbot, was nicht ganz nachvollziehbar erscheint.
Als Kind habe ich natürlich auch viele Grimm‘sche Märchen erzählt bekommen und selbst gelesen, von denen ich dachte, daß sie tatsächlich so oder so ähnlich abends vor dem Ofen in den Stuben der Spinnerinnen und Weberinnen erzählt wurden; später dachte ich, daß eh alles nur von Perrault abgeschrieben war. 
Die Wirklichkeit präsentierte sich da etwas komplizierter, denn die Brüder und Sprachforscher Grimm (sie selbst bezeichneten sich nie als ‚Gebrüder‘) hatten zu den meisten Märchen eine Vielzahl an europäischen Quellen, und manche Märchen wurden ihnen auch tatsächlich erzählt. 
Nach dem Besuch im Museum, lief ich zurück zum Bahnhof. Dieses Mal folgte ich einfach der Straße durch die Innenstadt. Mein nächster Stop war dann die Barbarossastadt Gelnhausen

1 Kommentar:

  1. Ich wohne in Steinau an der Straße und es hat mich sehr gefreut, Ihren Bericht zu lesen sowie die Fotos zu sehen.
    Es ist auch lieb, was Sie über Warschauer Museen geschrieben haben - ich komme aus Polen und bin mehr oder weniger in Warschau aufgewachsen.

    Ihr Blog ist sehr interessant und ich werde ihn weiter verfolgen.
    Freundliche Grüße
    aus der Brüder-Grimm-Stadt
    Magdalena Kozlowska
    www.magdalenakozlowska.pl

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