28. Januar 2008

Im Park


Der Sonntag ist auch hier ein Tag zum Entspannen, also schliefen wir ein wenig länger und ließen den Tag noch langsamener angehen als üblich. Nachdem ich ein Langarmshirt unter meinen ärmellosen Schlafanzug gezogen hatte, war auch Anands Mutter damit endlich versöhnt. Jeden Tag hatte sie mir gesagt, dass ich meine Schlafsachen doch auch waschen könnte, bzw. sie mir ein Nachthemd kauft, heute sagt sie dann: 'wash tomorrow'. Wir hatten in dem Augenblick wenigstens einmal das Gefühl uns zu verstehen. Das Sprachproblem ist schon da, aber das Verständnisproblem eher nicht, ich verstehe, was sie wünscht. In gewisser Hinsicht, soll ich in ihren Augen normal aussehen, vielleicht das was man in ungewohnten Situationen so macht. Das ist zwar für mich eine Veränderung, aber für sie Allägliches. Anand wiederum ist gegen vieles was mich zu wenig europäisch sein läßt. Er erklärt dann seiner Mutter, dass ich dies und das nicht mag (z.B. solche Aussagen wie: “sie hasst Kochen”. hätte ich doch anders formuliert und kommen nicht sonderlich gut an. Zumal es nicht stimmt, ich koche selten ...) und ich kann ihr schlecht erklären, dass manches eher seinen als meinen Wünschen entspricht.
Wie immer marschierten wir nach dem Frühstück, die 15 Minuten Fußweg zum Haus des Bruders. Da heute Sonntag war, war sein Bruder auch zu Hause und nicht wie sonst im Büro. Dori hatte inzwischen ein traumatisches Erlebnis, ihre Haare wurden zum ersten Mal abgeschnitten und sie sah aus wie frisch zur Armee einberufen. Immer wieder fasste sie sich an den Kopf und fing sich an zu beschweren, dass die ersten zwei Zähne so langsam durchkommen, machte die Sache nicht besser. Der Bruder wohnt in einer reinen Wohngegend. Das Haus der Eltern liegt in einer Geschäftstraße und das ist auch wegen des Bahnhofs eine recht laute Umgebung. Der Bruder freut sich dagegen über eine für indische Verhältnisse ruhige “residancal area” mit vielen grünen Hinterhöfen und Gärten. Ich sah schon frei herumfliegende Papageien und sogar Katzen.
Am späten Nachmittag gingen wir mit Atharv und seinen Eltern zu einem Park. Unten auf der Straße waren Trommler, die eine Brautprozession anführten, d.h. die Braut wird einmal um den Block geführt und kommt dann wieder zurück, dabei wird sie von vielen Frauen begleitet und eben den Trommlern.
Der Park bestand aus einer grünen Wiese mit Springbrunnen, einem Minizug für Kinder, einem kleinen Spielplatz und war voller Menschen. Man sah definitiv weniger Park als Menschen und das war kein spezielles Fest, sondern einfach ein normaler Sonntag. So mussten die vielen Kinder teilweise lange anstehen, um einmal rutschen oder schaukeln zu können. Danach ging es durch den inzwischen sehr dichten Verkehr zu einen Pizzeria. Unterwegs sah ich mir Müllfelder mit Hügeln schlafender Hunde an, bewunderte Läden, die quasi in den Fußweg gebaut wurden und dann mit dem Keller des Hauses dahinter verbunden wurden und suchte meinen Weg durch Menschen- und Verkehrsmassen. In der Pizzeria mussten wir noch eine Weile warten, weil die Stromabschaltung noch nicht beendet war, aber dann bekamen wir indische Pizza- mit Trockenfrüchten und Sandwiches, die ich nicht aß, weil sie mit zuviel Salat belegt waren und es meinem Magen an dem Tag nicht so gut ging. Zu Hause hatten die Nachbarn uns nochmals Eis mitgebracht, dafür musste ich aber auch zum Zeigen mit herunterkommen, denn sie hatten Verwandtenbesuch, dem sie den “exotischen” Gast zeigen mussten. Aber wie immer waren sie so nett, dass ich ihnen schlecht wirklich böse sein konnte, auch wenn ich mir bei ihnen immer extra viele Moskitostiche abhole, da ihre Wohnung näher an den Gleisen liegt und diese etwas vermüllt und moskitolastig sind.

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