Gestern abend besuchten wir eine Aufführung der Carmina Burana in der Dominion-Chalmers United Church in Ottawa. Draußen war es kalt, 0 °C bei angekündigten Schneefall und so kramten wir für den Weg unsere Winterjacken wieder hervor. Zu dem Abend hatten wir verbilligte Tickets bekommen können, da Marek (Freund und Anands Kollege) Mitglied im Ottawa Classical Choir, einem der beteiligten Chöre ist. Insgesamt waren an der gestrigen Aufführung zwei Klaviere, diverse Rythmusinstrumente und Schlagzeuge, 4 Erwachsenenchöre und ein Knabenchor mit zusammen ungefähr 180 Teilnehmern beschäftigt.
Es begann mit der Präsentation von Robin Pan, einen 12 jährigen Jungen, der als neues Talent gefeiert wurde. Er spielte mit technischer Raffinesse und Schnelligkeit, aber auch sichtlich gelangweilt, zwei Studien von Frédéric Chopin und erfreute danach das Publikum damit, daß er nicht einmal sondern zweimal von der Bühne sprang anstelle die Treppe zu benutzen.
Danach spielten die Pianisten Gianfrancho Pappalardo Fiumara und Roberto Carnevale ein Cembalo-Konzert für zwei Cembalos von J.S.Bach auf den Flügeln. Im Programmheft konnte man lesen, daß es sich um ein relativ unbekanntes Cembalo-Konzert handelt, das Bach zur Aufführung in Zimmermanns Kaffeehaus komponiert hatte und dessen Relavanz von den meisten Musikkritikern völlig zu Unrecht unterschätzt und als nachläßig komponiert geringgeschätzt wird. Nun, ich konnte die Relevanz auch nicht direkt nachempfinden und ob meines unzureichenden Verständnis für Bachs Musik kam mir das Werk eher etwas monoton und einschläfernd vor. Beim Verlassen der Bühne nahm sich Prof. Carnevale aber ein Beispiel an dem Jungen davor und sprang ebenfalls von der Bühne, was die Stimmung wieder etwas auflockerte und die bereits Schlafenden weckte.
Danach spielten die Pianisten Gianfrancho Pappalardo Fiumara und Roberto Carnevale ein Cembalo-Konzert für zwei Cembalos von J.S.Bach auf den Flügeln. Im Programmheft konnte man lesen, daß es sich um ein relativ unbekanntes Cembalo-Konzert handelt, das Bach zur Aufführung in Zimmermanns Kaffeehaus komponiert hatte und dessen Relavanz von den meisten Musikkritikern völlig zu Unrecht unterschätzt und als nachläßig komponiert geringgeschätzt wird. Nun, ich konnte die Relevanz auch nicht direkt nachempfinden und ob meines unzureichenden Verständnis für Bachs Musik kam mir das Werk eher etwas monoton und einschläfernd vor. Beim Verlassen der Bühne nahm sich Prof. Carnevale aber ein Beispiel an dem Jungen davor und sprang ebenfalls von der Bühne, was die Stimmung wieder etwas auflockerte und die bereits Schlafenden weckte.
Denn nun begann die Pause.
Während der Pause fand eine stille Auktion statt, bei der man auf verschiedene Gegenstände bieten konnte. Das so eingenommene Geld soll dem Chor, Kindern in der dritten Welt, Kindern in Not in Kanada und Polen, sowie einem zukünftigen Center für musikalisch talentierte Kinder zu Gute kommen. Leider waren die zu versteigernden Artikel nicht sonderlich attraktiv und so ignorierten die meisten Anwesenden diesen Programmpunkt. Da die Frau von Anands Chef aber in der Organisation der Auktion beteiligt war, wurden wir von diesem darin „unterstützt“ doch zumindest auf einen Artikel zu bieten. Und so boten wir einen Dollar mehr als der vorangehende Bieter für eine Flasche kanadischen Rosé-Wein. Das waren dann 12 $ was noch vernünftig war, denn soviel würde man auch im Liquor-Laden bezahlen.
Mittlerweile waren anderthalb Stunden vergangen, seit wir die Kirche betreten hatten und nun ging es mit der Veranstaltung weiter. Der Chor betrat die Bühne und füllte den Altarraum, sowie die Ränge auf den rechten und linken Emporen aus und jeder wartete darauf, daß es nun endlich losging. Marek stand in der ersten Reihe direkt in der Mitte und wartete nervös auf den Anfang.
Aber nein, die Veranstalter hatten sich noch etwas ausgedacht und so sang die organisierende Sopranistin Maria Knapik, die vorher dreimal verkündet hatte, sie würde diesen Abend nur organisieren aber nicht singen, eine Arie über das Leid, die sie den Erdbebenopfern auf der ganzen Welt und den Opfern des polnischen Flugzeugabsturzes widmete und dann erst ging es endlich los.
Die Carmina Burana von Carl Orff entstand aus 24 Stücken der Carmina Burana einer Sammlung mittelalterlicher Vagantendichtung, die in bayrischen Benediktinerklöstern gefunden wurde. Das Werk, das oft als szenische Kantate bezeichnet wird (auch wenn wir es unszenisch sahen), wurde 1937 in Frankfurt a.M. uraufgeführt, weltbekannt sind das erste und letzte Stück: Oh Fortuna / Fortuna Imperatirix Mundo, deren Melodie vielfach in Film-, Fernsehen und Werbung eingesetzt wird.
Auch wenn ich das Stück bereits oft gehört hatte, es vor Ort von 170 Kehlen geschmettert in einer Kirche zu hören, hatte auf jeden Fall eine dramatische, gänsehauterzeugende Wirkung. Danach und bevor der Endchorus einsetzte, kamen jedoch noch 22 andere Stücke, die mir gänzlich unbekannt waren. Ein wenig hatte ich mich schon im Vorfeld gefragt, ob das vielleicht einen Grund haben könnte, aber so schlimm wurde es nicht. Viele der Lieder zu den Themen Glück, Wohlstand, dem Leben, Frühling und den Gefahren der Liebe, Trinksucht etc. wurden in dem „netten Konversationsstil“ dargebracht, der dem Werk Orffs oft eigen ist und vergessen macht, daß die vielen Rythmus- und Tempiwechsel, sowie anspruchsvolle Passagen für Sopran sowie Tenor in Falsett das Werk komplizierter machen, als es sich letztlich anhört. Und während Bariton und Tenor ihre Sache sehr gut machten, schaffte es die Sopranistin Susanna Eyton-Jones nicht immer sauber in die erforderlichen Höhen der extrem anspruchsvollen Arie ‚Dulcissime’. Die verschiedenen Chöre sangen sehr gut zusammen, nur der Kinderchor musste vom Dirigenten jeweils ein wenig ausgebremst werden, wenn sie in den ruhigen Passagen zu laut wurden. Der Dirigent selbst war mit dem nötigen Enthusiasmus am Werke und bietete die erforderliche Show, die jeder von einem Dirigenten erwartet. (Auch wenn Anand immer noch der Meinung ist, daß das Stück auch ohne Dirigent funktioniert). Ein seltsames Detail war höchstens, das er seine Krawatte am Gürtel befestigt hatte und diese genauso enthusiastisch mit seinen Bewegungen hin und her schwang...
Gegen 22.00 Uhr verklangen die letzten triumphalen Abschlußakkorde der Fortuna und wir waren nach drei Stunden auf den harten Holzbänken sitzend, befreit... Wider Erwarten hatten wir die Auktion um die Flasche Rosé-Wein gewonnen, bezahlten und holten diese ab. Danach ging es schnell durch die Kälte nach Hause und wir ließen den Tag bei einem Glas Wein ausklingen. Ein durchaus gelungener Abend, der Chor war toll... aber warum genau ein Komponist ein Stück komponiert, das mit dem fulminanten Finale beginnt und alles andere danach ziemlich blass aussehen läßt, wird mir wohl – trotzdessen, daß ich das technische Kreislaufmotiv der Fortuna verstanden haben - ein Rätsel bleiben.....
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