Solange ich in Deutschland gewohnt habe, war die Feuerwehr ein anzutreffenes Phänomen doch kein sonderlich häufiges... in Indien hat es zwar an jeder Ecke ein bißchen vor sich hin gebrannt, aber ich kann mich an kein Mal erinnern, daß ein Feuer je außer Kontrolle geriet oder ich eine Feuerwehr gesehen, geschweige denn gehört hätte.
Seit ich in Kanada wohne, ist jedoch das charakteristische Gedröhn der hiesigen Feuerwehren so sehr in meinen Alltag integriert, daß ich kaum noch hinhöre, wenn wieder Feuerwehrautos über die Straßen fahren. Denn das kommt täglich vor, mehrmals.
Manchmal schaut man sich ein wenig um und sieht schwarzen Rauch aufsteigen, ja, da in östlicher Richtung, gar nicht weit weg, manchmal fängt es an zu stinken, wenn eine technische Anlage/ Schrottplatz etc. gebrannt hat, aber meist hört man es in den Abendnachrichten, welche Straße es diesmal erwischt hatte. Natürlich hat es auch schon in unserer und den Nachbarstraßen gebrannt.
Vor kurzem wurde Anand von der Arbeit nach Hause geschickt, weil in dem - mit doppelt-feuergesicherten Laboratorien belegten - Gebäude letztlich ein Funkenflug im Fahrstuhl ausreichte um gelagerte Plastikabfälle im Keller anzuzünden. Diese verursachten dann zwar keinen großen Brand, aber verpesteten die Luft des Gebäudes über Tage fachgerecht. Ein lokaler Fernsehsender brannte unwesentlich später und verlor damit nicht nur seine Sendezentrale sondern auch einen Großteil des Archivs. Als im Februar regelmäßig wochentags, um die Mittagszeit ein Appartmentblock nach dem anderen in Flammen stand, wurde sogar ich paranoid und beobachtete argwöhnisch jeden, der sich an der Heizung unseres Hauses zu schaffen machte (und sorgte dafür, daß diejenigen wussten, daß ich sie beobachtete). Zu offensichtlich sollten so Versicherungsgebühren für sanierungsbedürftige Gebäude eingestrichen werden und die Brandstunde um die Mittagszeit herum sorgte dafür, daß die Todeszahlen nur bei den Haustieren konstant stieg. Aber natürlich schaffen es auch immer wieder Familien nicht rechtzeitig aus dem Haus, so daß ich mich irgendwann fragte, warum ist das so? Warum brennt es hier mehr oder weniger überall?
Nun, wenn man sich ein Haus im Rohbau ansieht, bekommt man vielleicht eine Ahnung davon, denn der gesamte Rohbau wird aus Holzträgern, Spannplatten und Faserplatten hergestellt. Die Häuser werden danach vielleicht mit Steinen, Klinkern oder Metallplatten verkleidet, bleiben ihrem Charakter nach aber stets Holzhäuser. Sobald es in einem Haus brennt, leiten die Holzträger, das Feuer in Minutenschnelle, manchmal sogar explosionsartig in jeden Winkel des Hauses, was die Vorwarnzeit erheblich verkürzt. Die Arbeit der Feuerwehr besteht auch nicht darin, von der Bausubstanz des Hauses irgendetwas zu retten, denn jeder weiß, daß das nicht möglich ist, sondern es geht in erster Linie darum zu verhindern, daß die Nachbarhäuser nicht auch in Flammen aufgehen. Das gelang in dieser Woche auf spektakuläre Weise nicht, als durch ein Feuer eine gesamte sich im Bau befindliche Häuserreihe vernichtet wurde.
Manchmal frage ich mich, ob schon einmal jemand etwas von solch lustigen Ideen wie Brandschutzmauern oder feuerfesten Baustoffen gehört hat oder jemals in Erwägung gezogen hätte Beton oder Ziegel vermehrt für Einfamilienhäuser zu verwenden.
Aber sofort ermahne ich mich dann streng, schließlich bin ich hier nicht in Europa sondern in Amerika. Wenn es brennt, ein Hurrikan, Tornardo, Blizzard über die Lande fegt, wer will dann bitteschön ein Haus, das das aushält? Wo kommen wir denn da hin, die Familien kaufen nur einmal im Leben ein Haus und dann nicht mehr.. daran könnten ganze Industrien kaputt gehen! Nein, ein Haus ist wie jeder andere Artikel des amerikanischen Lebens in erster Linie Wegwerf-Artikel, so wie Waschmaschinen nur noch 3 Jahre halten und nicht 30, sind Häuser auf ca. 20 Jahre angelegt, maximal 40, wenn es nicht vorher brennt, und nicht Jahrhunderte. Und so schließt sich dann der Kreis... billiges Haus – Hurra, glücklicher Konsument, Feuer ergo neues Haus – Hurra, glücklicher Bauunternehmer, Spannplattenhersteller, Baufachhandel, Bank usw. ... auf daß die Feuerwehren nicht zur Ruhe kommen.
P.S. Wir haben keine Hausratversicherung, was mir als am Liebsten rundumversicherte Deutsche immer sehr viel Kopfzerbrechen bereitet, aber Anand meinte, daß sich in dem Haus nichts sonderlich Wertvolles befindet, das die hohen Prämien rechtfertigen könnte und wenn unseren Katzen etwas passiert, dann kann uns Geld auch nicht mehr helfen und zumindest in diesem Punkt hat er natürlich recht. (aber ich <--- will trotzdem versichert sein ... )
Ich glaube, dass neben der Bausubstanz noch ein anderer Faktor hinzukommt: In Nordamerika sind Wäschetrockner wesentlich verbreiteter als bei uns. Darin sammelt sich auch eine Menge Staub aus den Klamotten, die, wenn die Filter nicht regelmäßig gereinigt werden, in Verbindung mit der großen Hitze, ganz schnell in Flammen aufgehen...
AntwortenLöschenJa das kann sein, deswegen hängt neben jedem Münz-Trockner auch immer ein Warnhinweis, daß man Nylon-Sachen nicht trocknen darf, da diese Funkenflug verursachen können, aber ob man im Eifer des Gefechts immer daran denkt, ist die Frage...
AntwortenLöschenMeine Nachbarin hatte mich aber heute insoweit beruhigt, daß unsere Haus nicht akut gefährdet ist, weil es hier nämlich schon in der Vergangenheit gebrannt hat und das Haus hat es überlebt. Eine nervenkranke Mieterin hatte wohl vor ein paar Jahren versucht die Stromzähler im Keller anzuzünden...
Nach einem erneuten Großbrand am Wochenende, bei dem fünf Müllfahrzeuge der Stadtentsorgung komplett zerstört wurden und weitere beschädigt, hat die Polizei erstmals zugegeben, daß seit geraumer Weile in der Stadt ein oder mehrere Brandstifter unterwegs sind und man bisher die Öffentlichkeit nicht informieren wollte... nun, danke, gut zu wissen....
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