Derzeit verläuft mein Leben etwas hektisch, denn ich gucke Fernsehen ... jeden Tag und meist spielt ein mehr oder weniger grüner Rasen mit darauf herumlaufenden jungen Männern die Hauptrolle, denn es ist Fußballweltmeisterschaft. Anand wacht jeden Tag pünktlich auf, ohne daß ich ihn mit fiesen Drohungen, lautem Radio, Wasserpistole dazu zwingen muss um wenn das erste Spiel des Tages um 7:30 morgens beginnt, bereits gewaschen und angezogen zu sein. Während des Spiels serviere ich das Frühstück im Wohnzimmer und danach geht er zur Arbeit, während ich in die anderen Spiele, gegen 10 und 2 Uhr zumindest einmal hineinschaue. Unter diesem Tagesablauf leiden vor allem meine beiden Blogs, denn irgendwie kann ich nur am Morgen etwas halbwegs Sinnvolles produzieren und derzeit komme ich einfach nicht dazu.
Ich habe versucht am Nachmittag etwas zu schreiben, aber über ein Computer einschalten und dann wieder ausschalten, bin ich die ganze Woche nicht hinaus gekommen. Dabei gebe es noch soviel zu schreiben und zu berichten... viele Beiträge aus Kanada, die sich sonst bald erledigt haben, denn ab Mitte Juli haben wir kein Internet/ Kabel und Telefon mehr...
Unsere Wohnungssuche in Burlington ist auch noch keinen Schritt vorangekommen, da sämtliche Makler immer nur Anrufbeantworter laufen lassen und internationale Nummern nicht zurückrufen. Durch die Weigerung der Universität uns auch nur im Geringsten behilflich zu sein, kommen wir leider keinen Schritt weiter. Das ist manchmal sehr frustrierend. Dazu versuchen wir gerade viele Möbel zu verkaufen, denn welch neue Wohnung auch immer wir finden mögen, so wird diese doch auf jeden Fall wesentlich kleiner und teurer als hier in Ottawa sein. Ich bemühe mich sehr, das alles positiv zu sehen und zu versuchen, dem neuen Ort völlig vorurteilsfrei entgegenzusehen ... aber es fällt schwer. Es kommt mir alles zu sehr als Verschlechterung der Lebensumstände vor ...
Ottawa hat eine sehr geringe Kriminalitätsrate, Burlington zu meiner Überraschung eine sehr hohe, dazu haben sie große Probleme mit der grünen Grenze zu Kanada und dementsprechend illegalen Immigranten, die über den Kanada-Umweg ins Land gelangen, Drogenhandel nach Montreal, einer übereifrigen Grenzpolizei, die im gesamten Staat aktiv sein darf und Leute kontrolliert, die nicht weiß sind. Es ist eine Vielzahl an Problemen, die ich ehrlich gesagt nicht in einem verschlafenden Neuengland-Städtchen mitten im Tourismusgebiet erwartet hätte. Zu alldem kommt die Ungewissheit wie es mit Anands Arbeit weitergeht, denn wir wissen immer noch nicht, ob er bis Weihnachten vielleicht schon wieder eine neue Arbeit gefunden haben muss. Mittlerweile wissen wir aber, daß diese Schwierigkeiten von postdoc zu postdoc-Position nicht nur aktuell durch die Weltwirtschaftskrise bedingt sind, sondern daß es insgesamt sehr schwierig für Wissenschaftler in Amerika geworden ist. Das System war einmal dazu gedacht, daß frischgebackene Doktoren noch max. 6 Jahre in verschiedenen Instituten verbringen, andere Methoden kennenlernen, ehe sie dann in eine relativ statische permanente Position überwechseln. Mittlerweile kennen wir Leute, die seit 15 Jahren Postdoc sind mit ständigen Wohnungswechseln und bisher ohne Aussicht auf eine echte Stelle und mit ihrem fortschreitendem Alter werden die Aussichten eher schlechter als besser. Als postdoc verdient man immer nur einen Bruchteil dessen, was man als permanenter Wissenschaftler verdient, man wird sich immer im Einkommensbereich der lower class- lower middle class bewegen, eine Familie davon zu ernähren ist unmöglich. Natürlich habe ich Anand nicht wegen seines Geldes geheiratet... .aber dann dachte ich zumindest auch, daß ich ebenfalls arbeiten können würde. Also heißt es wie in Ottawa, weiterhin kreativ sein, die besten Angebote finden um das wenigste Geld auszugeben, kein Auto, nur Second-Hand Läden für Kleidung, irgendwie das Geld für Anands Familie in Indien zusammensparen und unser einziger Luxus & Freude sind die beiden Katzen.... :)
Wir haben übrigens unsere USA-Visa erhalten, bis August 2011 haben wir nun einen Aufenthaltstitel für das Land, mit der Möglichkeit es relativ unproblematisch für ein weiteres Jahr zu verlängern.
Doch nun noch einmal zurück zur WM, es spielen gerade Niederlande gegen Japan, lahm... mein Lieblingsspiel war bisher Argentininien gegen Südkorea, ich mag Messi.
Das Deutschlandspiel gestern war dagegen eher bescheiden. Der mallorquinische Schiedsrichter schien sämtliche Frustrationen, die er schon immer gegen deutsche Ballermann-Urlauber hatte am deutschen Team abreagieren zu wollen und was genau Podolski vor dem gegnerischen Tor machte, kann er sich wohl nicht einmal selbst erklären. Viermal stand er in der zweiten Halbzeit vor dem Tor, der gegnerische Torwart viel zu weit draußen, da hätte er einfach nur geradeaus schießen müssen und konnte es nicht ..... seltsam, auswechseln.
Die kanadischen Medien kommen derweil aus dem Staunen nicht mehr heraus, ihre kanadische Bevölkerung, die nicht einmal ein eigenes Team vorzuweisen hat, schaut trotz der frühen Zeiten Fußball wie nie zuvor. Bei jedem Worldcup-Spiel werden bessere Quoten erreicht als bei den Stanley-Cup Finals im Eishockey, das schließlich Kanadas Spiel Nummer 1 sein soll. Absolute Lieblinge sind dabei Nachbar USA und die frühere Kolonialmacht England. Das nicht gegebene Tor für die USA beim Spiel gegen Slowenien erregt demnach immer noch die Gemüter. (Vorallem die Begründung des Schiedsrichters: „Es ist kein Tor, weil es kein Tor ist.“)
Gut, die Niederlande haben gewonnen.... Zeit mit den Katzen nach draußen zu gehen, ich wünsche Euch allen ein wunderschönes Restwochenende.... :)
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