27. Juni 2010

RCMP Sunset Ceremony (Eingestellt am 26.06.2010)




Gestern abend besuchten wir die Stallungen der Royal Canadian Mounted Police (könglich - kanadische berittene Polizei, Äquivalent zur Bundespolizei), um uns endlich den weltberühmten „Musical Ride“ anzusehen.
Diese Veranstaltung zum Sonnenuntergang findet jedes Jahr Ende Juni statt, ist kostenlos und da die Stallungen sich in unserer erweiterten Nachbarschaft befinden, wollten wir das zum Kanada-Abschied auch noch erlebt haben.
Im letzten Jahr hatte es während dieser Woche jeden Abend geregnet und auch in diesem Jahr schien sich das zu wiederholen. Aber der gestrige Tag war überraschend trocken, zwar nicht sehr sonnig oder warm, aber ausreichend für solch eine Veranstaltung. Also fuhren wir gegen 19:30 Uhr zum Veranstaltungsgelände. Bereits auf dem Wege sah man die Menschenmassen, die Autos stauten sich auf den engen Straßen und parkten wo immer es möglich schien, die Bürgersteige waren voll mit Familien, Kind und Kegel... und vor allem hatte jeder Campingstühle mitgebracht. Wir outeten uns als Sunset-Neulinge und würden stehen müssen. Bald erreichten wir das weitläufige RCMP-Gelände. Es umfasste einen großen Park, Weideflächen.... natürlich viele alte und neue Gebäude (darunter selbst Blockhäuser), ein altes Flugzeug und der Arena in der die Veranstaltung statt fand. Um die Arena hatten sich bereits viele tausend Menschen niedergelassen und schauten einem kleinen Springreiten zu. Die Pferde waren sehr jung und scheuten vor dem Lärm und Menschen. Sie werden sich daran gewöhnen müssen, wenn sie eine Karriere als Polizeipferd weiterverfolgen wollen.
Nach den Pferden kam der Auftritt der Leibgarde des Governor General und mit ihr deren schottischer Dudelsack-Band zusammen mit der Band der Ottawa Police, gefolgt von „Kinder“ einer lebhaften Labrador-Hundedame, die zeigte wieviel Spaß es macht Drogensuchhund zu sein.

Nun kamen wir zum Höhepunkt des Abends, dem Einmarsch der 32 schwarzen Pferde mit ihren Reitern (und Reiterinnen) in der bekannten rot-schwarzen Uniform mit beigem Stetson, eine Zahl, die so seit der ersten Veranstaltung 1887 in Regina, Saskatchewan festgeschrieben steht. Pferde und Reiter zeigten daraufhin eine Vielzahl an formalen Figuren, wie Kreise, Spiralen, über Kreuz, vorpreschen im vollen Galopp um dann ordentlich in Reihe stehend anzukommen usw. in Chorografie zur gespielten Musik. Die Musik hat sich dabei seit 1887 durchaus verändert, anstatt den erwarteten Märschen, hörten wir kanadischen Rock und Pop der letzten 30 Jahre.
Die Reiter sind Polizisten, die nach mindestens zwei Jahren im aktiven Dienst für drei Jahre im Musical Ride aktiv werden können. Sie haben Auftritte in ganz Kanada und auch den USA, werben für Kanada und den RCMP und auch ein bißchen für eine kanadische Identität. Viele Menschen in Kanada sehen sich meist noch immer zuerst als ihrem ursprünglichen Heimatland zugehörig (selbst wenn sie bereits in Kanada geboren wurden) und erst danach als Kanadier. Solche Veranstaltungen, die mit dem Singen der Nationalhymne ‚O Canada’ und dem Einholen der Flagge endete, versuchen ein kanadisches Bewußtsein in den Immigranten, vielleicht sogar Stolz auf Kanada zu wecken und zu fördern ohne dabei zu aufdringlich zu sein. In Deutschland wird Nationalstolz historisch bedingt als etwas sehr Schlechtes angesehen... in Kanada ist es dagegen notwendig um aus all den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, Religionen, Ursprungsländern überhaupt so etwas wie eine Nation zu formen. 





Nach Sonnenuntergang und Ende der Veranstaltung ließen wir uns mittreiben im Meer der Menschen, das sich über die Bürgersteige ergoß. Die Kinder waren allesamt müde und quengelig, außerdem war es kalt geworden. Da wir noch nicht zu Abend gegessen hatten, kehrten wir für ein spätes Abendessen in einem unserer Lieblingspubs ein und hatten einen Vorspeisenteller für Anand und Salat für mich.... aber dazu teilten wir uns einen Pitcher Bier, Steamwhistle natürlich, das beste Bier Ontarios (laut Anand, ich bevorzuge als eigentlich fast-gar-nicht Biertrinker: Bud light oder Coors light.. Hauptsache light) und irgendwann nach 10 Uhr machten wir uns auf den Heimweg. Damit ging ein schöner Abend zu Ende ... :) 




Zu einem kleinen Fotoalbum mit weiteren Impressionen vom RCMP-Musical Ride geht es hier:

Ach ja, obwohl wir bald ausziehen, habe ich gestern noch 8 Bücher gerettet und mit nach Hause gebracht. Ich kann einfach nicht verstehen, wenn Leute Bücher wegwerfen ... Apropos Werfen, heute hat es der schwarze Block geschafft die Innenstadt von Toronto in eine typische G8/G20 Kriegszone zu verwandeln, brennende Autos, zerstörte Läden und schwerverletzte friedliche Demonstranten inklusive. Ich weiß nicht, warum überall ein Gesichtsverschleierungsverbot für absolut ungefährliche muslimische Frauen diskutiert wird - aus Sicherheitsgründen, wie es immer heißt, aber wenn Black-Block Hooligans ihr Gesicht verhüllen um nicht erkannt zu werden wenn sie Brandsätze und Steine auf Polizisten werfen, dann ist das völlig in Ordnung.

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