Mein erklärtes Lieblingsgebäude stand weder auf unserem
Programm noch wurde es im Stadtführer besonders hervor-gehoben.
Wahrscheinlich
hätten wir ein paar Bilder von den Statuen vor der Eingangstür gemacht und
wären über den Copley Square geschlendert um uns sofort die Trinity Church
anszusehen. Wenn, ja wenn nicht soviele Menschen aus und in das Haus gingen,
was mich neugierig machte... und so kamen wir zu unserem spontanen Besuch der
öffentlichen Bibliothek.
Wir sollten es nicht bereuen.
Das eintrittsfreie Gebäude im klassischen Stil ist es
wahrlich wert, bewundert und entdeckt zu werden und anders als echte Museen,
die mit Verbotsschildern nur so um sich werfen, durfte man soviel fotografieren
wie man will und genau das tat ich auch ... :)
Vom Mamor und Sandstein Eingangsbereich samt Infanterie-Löwen
gelangte man entlang griechisch inspirierter Musen-Wandgemälde (die Musen auf
dem Weg zur Erleuchtung) zu den Lesesälen.
Eine Interpretation hätte ich mir zumindest gerne für
dieses Bild gewünscht:
.
.
Der Engel der Erkenntnis bringt Licht, während man sonst
in der Dunkelheit nur gegen einen Telegraphenmast fliegt? Gefahren der
Industrialisierung oder doch Chance sich weiterzuentwickeln, es blieb offen ...
Das riesige Deckengemälde in einem angrenzenden Lesesaal
trug immerhin einen Titel: Der Triumph der Religion von John Singer Sargent.
Ich verlor mich jedoch komplett, als ich die Malereien in
diesem Saal entdeckte... rundherum Gemälde im Stile der Präraffaeliten (und ich
hatte mein Stativ nicht dabei) zum Thema: König Artus und die Suche nach dem
heiligen Gral, von Edwin Austin Abbey, 1895.
Ich muß wahrscheinlich nicht unbedingt
erwähnen, daß ich ein großer Bewunderer dieser englischen Bewegung bin und so
konzentrierte ich mich nurmehr auf Farben, Faltenwürfe und gefällige
Frauengestalten bis sich Anand zu auffällig langweilte und wir weitergingen, um
uns den Innenhof der Bibliothek anzusehen.
Der Hof erinnerte mich sehr an ähnlich römisch inspirierte
Gebäude im Park Sanssouci und ist tatsächlich eine Kopie des Palazzo della
Cancelleria in Rom. Die Stimmung war besonders ruhig und heiter (obwohl Boston
insgesamt nirgendwo hektische Großstadt-Atmosphäre verbreitet), während die
Menschen offenbar ihre Mittagspause genossen und dem Treiben der Kinder und
Touristen zusahen.
Die Bronze-Statue im Springbrunnen stellt eine sehr weltliche,
lebensfrohe „Bacchante and Infant Faun“ dar.
Später las ich bei wikipedia, daß
die Aufstellung der Statue 1896 einen Aufruhr u.a. der christlichen Frauenunion
hervorruf, so daß das Werk stattdessen dem Metropolitan Museum of Arts in New
York geschenkt und dort enthusiastisch gefeiert wurde. Ich konnte leider nicht
in Erfahrung bringen wann die Kopie der Statue in den Bostoner
Bibliotheksinnenhof zurückkehrte.
Im Internet las ich später auch etwas über die Geschichte
der Bibliothek selbst, deren Existenz wie so vieles andere vom Wettstreit mit
New York gekennzeichnet ist. (Damals waren Boston und New York die größten
Städte und Wirtschaftsmetropolen der jungen USA.)
Ab 1841 versuchte der Franzose Vattemare, die bestehenden privaten Bibliotheken der Stadt zu einer zu vereinen. Doch deren Besitzer waren nicht daran interessiert ihre Bände der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Als dann jedoch J.J.Astor 400 000 $ an New York zur Gründung einer öffentlichen Bibliothek vermachte, war man sich in Boston auf einmal ganz schnell einig, daß man sofort und auf der Stelle eine öffentliche Bibliothek benötigen würde und das noch bevor die New Yorker Version das Licht der Welt erblicke. Das gelang und das erste Gebäude der Bibliothek, eine ehemalige Schule, eröffnete 1854 seine Pforte, bis letzlich das heutige Gebäude des Architekten Charles Follen McKim im Jahre 1895 fertiggestellt wurde... (zeitgleich mit dem Gebäude der New Yorker Bibliothek).
Ab 1841 versuchte der Franzose Vattemare, die bestehenden privaten Bibliotheken der Stadt zu einer zu vereinen. Doch deren Besitzer waren nicht daran interessiert ihre Bände der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Als dann jedoch J.J.Astor 400 000 $ an New York zur Gründung einer öffentlichen Bibliothek vermachte, war man sich in Boston auf einmal ganz schnell einig, daß man sofort und auf der Stelle eine öffentliche Bibliothek benötigen würde und das noch bevor die New Yorker Version das Licht der Welt erblicke. Das gelang und das erste Gebäude der Bibliothek, eine ehemalige Schule, eröffnete 1854 seine Pforte, bis letzlich das heutige Gebäude des Architekten Charles Follen McKim im Jahre 1895 fertiggestellt wurde... (zeitgleich mit dem Gebäude der New Yorker Bibliothek).
Mittlerweile habe ich auch die New Yorker Public
Library gesehen. Die Bostoner Bibliothek ist zwar kleiner, aber ich finde sie
immer noch wunderschön :)
Mehr zur Geschichte der Bibliothek kann man in diesem Handbuch aus dem Jahre 1977 (online) lesen: Link.
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