6. Juli 2013

Flashback Friday

 Rerik auf der Salzhaff-Seite... heutzutage fast nicht wiederzuerkennen.


Ich habe nicht soviele Bilder aus der Zeit, in der meine Schwester und ich segelten... doch einige haben es dennoch in meinen Ordner geschafft :) Damals hatte noch niemand ein Smartphone dabei und einen Fotografen auf See zu finden, war eher eine Seltenheit. 
Die Bootsklasse hieß Optimist und war die kleinste Klasse für Einzelsegler.
Angeblich musste man ein Optimist sein, um sich damit aufs hohe Meer zu wagen, doch ich bin wohl der lebende Beweis dafür, daß das nicht stimmt. Stattdessen ist das Boot eine sehr sichere Angelegenheit, da der Boden flach und gerade ist und damit auf dem Wasser steht. Die meisten Bootsböden sind dagegen eher V-förmig, und je V-förmiger sie werden, desto kippliger (und schneller) sind sie auch. Das ist ein wenig wie bei den Pferden, entweder hat man ein nervöses Rassepferd oder ein gemütliches Pony... das wäre dann der Optimist, oder eben Opti.
Umkippen (oder Kentern) konnte man damit fast gar nicht und wenn dann passierte es beim Kreuzen von Rechts auf Links (dann hieß es Boot wieder aufrichten, sich irgendwie hineinhiefen, Wasser auspützen und weiter gehts...). Ansonsten habe ich es im Opti jedoch durch Regen, hohe Wellen vor Warnemünde und sogar einen Gewittersturm (im Salzhaff) geschafft, jeweils ohne zu kentern - ich hatte nur einmal einen Mastbruch.

 Meine Schwester (Boot Nummer 3 bzw. 9) im Wismarer Hafen, damals noch ohne die Riesenwerft.
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Das Segeln in der Wismarer Bucht hatte seine Besonderheiten: In der Nähe des geschützen Sporthafens war es wie Segeln auf einem See, Untiefen inklusive, auf dem offenen Wasser hatte man schon eher mit den Böen zu kämpfen, jedoch selten mit hohen Wellen. Wir hatten Winter-Krafttraining (das einzige Mal in meinem Leben, daß ich echte Oberarmmuskeln vorzeigen konnte) und Sommerlager, wir fuhren zu Regatten und schliefen in staubigen Bootshallen. 
Es waren interessante Erlebnisse und ich möchte diese Erfahrungen nicht missen, doch ich habe mich in dieser Welt nie richtig wohl gefühlt. Ich kann in Zelten nicht schlafen (ich kann in allem schlafen, was feste Wände und eine verschließbare Tür hat, aber Zelte funktionieren nur einen, maximal zwei Tage, dann muss ich etwas anderes finden), auf Regatta war einem immer nur entweder kalt, nass (die Füße waren eh immer nass), hungrig oder man musste auf die Toilette und mein mangelnder Ehrgeiz brachte mich auch nicht weiter.

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Im Nachhinein war ich immer sehr froh und auch etwas stolz, es geschafft zu haben, doch damit kam auch die Erkenntnis, daß darüber berichten, soviel stimmungsvoller ist, als es zu durchleben. 
Nachdem ich zu alt für den Opti wurde, versuchte ich in eine größere Bootsklasse umzusteigen, die Europe. Dafür wurde extra ein wunderschönes Holzboot für mich gekauft, doch leider konnte ich mich nie mit der Klasse anfreunden. Ich war zu leicht, konnte das Boot nicht kontrollieren (und gab viel zu schnell auf), so daß letztlich meine Schwester übernahm, bis sie nach einem Unfall auch mit dem Segeln aufhörte. 

Was ich dabei für’s Leben lernte? - Respekt vor Wasser und Wind und auch etwas Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Ich wuchs an der Küste auf, doch ich musste alleine in einem Miniboot über die Ostsee fahren um die Kraft der Elemente zu spüren, die das Boot voranbringen, aber auch zum größten Feind werden können. - Vielleicht gehört doch eine Art Optimismus dazu, um nicht nur ein paar Mal, sondern über Jahre hinweg jede Woche sein Vertrauen in Boot, Wind, Wasser und einen selbst zu setzen, daß man so auch wieder zurück an Land kommt - denn das gelingt leider nicht jedem.

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