24. Juni 2010

Ein bißchen G8, geschüttelt… (Eingestellt am 23.06.2010)


Seit zwei Tagen komme ich mit roten, geschwollenen Augen und ständig niesend von draußen in die Wohnung zurück, so daß ich langsam nicht mehr darüber hinweg sehen kann: Ich habe Heuschnupfen, auch das noch! Mein Hausärztin in Rostock hatte mir zwar immer gesagt, daß sich meine Allergien verändern würden und zwar zum Schlechteren, aber eigentlich hatte sie mir aus meinen bereits vorliegenden Allergien, eine zukünftige Allergie auf Nüsse und Kreuzkümmel vorhergesagt. Nun aufgrund meines hohen Nußkonsums und da Kreuzkümmel quasi einen integralen Bestandteil jeder indischen Gewürzmischung darstellen, bin ich dagegen wohl geimpft, nicht aber gegen was auch immer gerade draußen blüht. Wie schön, wenn man bei 29 °C draußen nicht einmal die Fenster öffnen, geschweige denn nach draußen gehen sollte. Das geht natürlich nicht und so schniefe ich tapfer weiter... Ach ja, Hausärztin in Rostock, das erinnert mich auch an die seltsame Zeit während des G8-Treffens in Heiligendamm (gekonnte Überleitung ;) und die täglichen Demonstrationen in Rostock. Einmal mußte die Berufsschule panisch geräumt werden, weil eine ausser Kontrolle geratene Demonstrationsgruppe auf die Schule zumarschierte und nebenbei einen Supermarkt plünderte und versuchte in Brand zu stecken. Zeiten waren das... bei der S-Bahn war man sich nie sicher, ob diese kommen würde oder nicht und auch in der Stadt ging man den schwarzgekleideten Demonstrationshooligans, denen der Sinn einer solchen Veranstaltung eh gleich ist, Hauptsache es fliegen Steine auf Polizisten, lieber aus dem Weg.
In ein paar Tagen beginnen nun die G8 und G20 Treffen in und in der Nähe von Toronto und so sind die Bilder, die man derzeit im Fernsehen sehen kann, seltsam vertraut. Ein großer Zaun, viele Demonstrationen ... alles schon gehabt.
Natürlich bin ich diesmal in Ottawa und kann alles aus der Ferne betrachten, obwohl Ottawa als Hauptstadt und derzeitigem Aufenthaltsort des chinesischen Präsidenten und bald der Königin von England auch mit einigem Demonstrationspotenzial aufwarten kann.
Da man in Kanada auf die glorreiche Idee kam, daß es cool wäre so eine Veranstaltung direkt in der Innenstadt von Toronto durchzuführen, ein Albtraum für sämtliche Sicherheitsplanungen, belaufen sich die Ausgaben für diese 36 Stunden Gipfeltreffen derzeit auf 1 Milliarde kanadischer Dollars. Im Sicherheitsbereich um den Veranstaltungsort liegen nicht nur der Hauptbahnhof (geschlossen über die Tage), die Steamwhistle-Brauerei (!) und Torontos wichtigstes Wahrzeichen: der CN Tower... (natürlich auch geschlossen) sondern auch zehntausende von Wohnungen in den Appartmentblöcken mit Seeblick.
(Die Leute haben bereits Probleme seit die Zäune vor einem Monat aufgestellt wurden, was z.B. Wohnungsumzüge unmöglich macht und wie sie während des Treffens in oder aus ihren Wohnungen kommen, konnte ihnen bisher niemand sagen. Mal abgesehen davon wie diese gut dreißigtausend Menschen innerhalb des Sicherheitsbereichs in ihren Wohnungen überwacht werden sollen, wenn jemand eine Bombe dort einschmuggeln wollte, dann hätte er es schon vor Monaten gemacht.)
Außerdem führen Ontarios zwei wichtigste Autobahnen durch die Innenstadt und diese werden ebenfalls für die Tage dicht sein... Verkehrschaos vorprogrammiert... Ein Weinbauer wurde gestern unter Terrorismusverdacht beinahe verhaftet, als er große Mengen Düngemittel kaufte und bar bezahlte... Insofern stelle ich fest: Nein, ich beneide die Einwohner von Toronto gerade wirklich nicht.
In Ottawa passierte derweil etwas womit niemand gerechnet hatte, denn auf einmal, kurz vor dem Spiel Deutschland – Ghana schien mein Haus wie von einem Schlag getroffen worden zu sein und vor allem die Steh-Lampen begannen für 30 Sekunden gefährlich an zu schwanken, fielen aber nicht um. Die Katzen waren in Panik erwacht und schauten mit großen Augen zu mir auf.... was war das denn?
Mein erster Gedanke war: Lustig, das sieht aus wie ein Erdbeben.... aber kann ja gar nicht sein wir sind hier nicht Kalifornien, also lief ich nach draußen und erwartete fast einen Riesentruck im Haus zu sehen... aber dort waren keinerlei Beschädigungen. Ein Anruf von Anand brachte dann Klarheit, ja das Beben war auch im NRC zu spüren und er würde jetzt evakuiert und nach Hause geschickt, da nun Experten die Sicherheit des Gebäudes prüfen müßten. Denn das Gebäude ist nicht erdbebensicher und gleichzeitig befinden sich in vielen der Labore Geräte, die mit Hochdruck arbeiten und da kann so ein Beben schon mal gefährliche Kettenreaktionen auslösen.
Auf der Seite US Geological Survey konnte man alsbald lesen, daß das Erdbeben die Stärke 5.0 hatte und sich das Epizentrum 56 km nördlich von Ottawa in 18 km Tiefe befand. In der Nähe des Epizentrums gab es ein paar größere Beschädigungen, so wurden eine Kirche beschädigt und ein Highway musste geschlossen werden, nachdem dieser tiefe Risse bekam.
In Ottawa selbst gab es zum Glück nur wenig Beschädigungen, ein paar Scheiben und Schornsteine hatte es erwischt, teilweise fielen Strom- und Telefonverbindungen aus. Am Unangenehmsten laut Zeugenberichten war das Erdbeben in den Hochhäusern zu spüren und dort insbesondere in den Fahrstühlen, da diese vom Beben an die Wände geknallt wurden. Aber es gab keine Verletzten und da alle Regierungs- und Parlamentsgebäude sofort evakuiert wurden, freuten sich alle über einen frühen Feierabend.
Ein youtube-Video, von jemanden (nicht mir) der gerade im richtigen Moment eine Kamera zur Hand hatte: http://www.youtube.com/watch?v=CKg4skHe3V8
P.S. Gerade gelesen: Ottawa hat eine Tornardo-Warnung für heute abend…. ö_Ö

2 Kommentare:

  1. Ach ja, etwas zum Thema Katzen: Viele Leute berichten immer, daß sie von ihren Haustieren bereits Minuten vor einem Beben gewarnt werden, daß diese ängstlich, unruhig werden usw. Nun ich muß sagen, Linus und Shweta haben ihr Verhalten überhaupt gar nicht verändert, sie haben tief und seelenruhig geschlafen und hätten das weiter getan, wenn nicht plötzlich die Erde angefangen hätte sich zu bewegen...

    Ein Kommentar zum Thema Erdbeben war übrigens getreu der Windows 7- Werbung: „Earthquake 5.0 was my idea.“ Steht bestimmt auch bald auf einem T-Shirt.

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  2. Der Tornado hat es übrigens nicht bis Ottawa geschafft, sondern hat sich in der Stadt Midland, Ontario abreagiert.... doch auch dort hatten die Leute das "Vergnügen" Erdbeben und Tornado am selben Tag zu erleben.... http://www.theweathernetwork.com/news/storm_watch_stories3&stormfile=StormWatch_Two&warningtype=sw?ref=stormwatch_home

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