Es war ein wunderschöner sonniger Samstag, an dem wir Ania Burlington zeigen wollten.
Leider hatte Anand miesepetrige Laune und leider bewahrheitete sich meine Hoffnung nicht, daß er mich vor Besuch nicht wegen jeder Kleinigkeit, die ihm nicht passt anschreien würde. (Ich habe es sogar von ihm schriftlich nach einem Streit bekommen, daß er mich in Zukunft nicht mehr in der Öffentlichkeit anbrüllen wird. Vielleicht sollte ich es rahmen lassen und über seinem Schreibtisch aufhängen, denn manche Dinge prägen sich besser bei ständiger Wiederholung ein ...) Ania war auf ihn sauer und auf mich, daß ich mir das so alles gefallen lassen würde, aber ich wollte ihr den Tag nicht auch noch verderben.
Trotz diesem emotionalen Chaos zeigte sich Burlington von der besten, heiteren Seite... die Church Street war voller Passanten und Straßenmusikern, der Bauernmarkt war so dicht gedrängt und voller Leben, daß Ania beim besten Willen nicht verstehen konnte, wie ich jemals Ottawa diesem tollen Städtchen vorziehen konnte und dabei hatte sie das Seeufer noch gar nicht gesehen.
Sichtbarer ehemaliger Wasserpegel am Baum
Es ist einfach jedes Mal etwas Besonderes hinunter zum Lake Champlain zu gehen und die Adirondack - Berge fast holzschnitzartig und je nach Entfernung in helleren Blauabstufungen dahinter aufragen zu sehen. Wir schlenderten entlang des Perkins Pier und zeigten ihr, wo bis vor kurzem noch das Wasser des überfluteten Sees stand.
Danach ging es weiter zum Bootshaus, der Seebrücke am Segel-Zentrum und wir besuchten mein Lieblingsstück ins Wasser ragender ehemaliger Kaianlage entlang des Sees.
Ania und Anand beschlossen dabei zu einer steinernen Erhebung im Wasser zu waten, die sonst trocken liegt aber nun noch immer unter Wasser stand.
Der Weg ist schon ohne Wasser recht schwierig, da zwischen den Steinen tiefe Löcher sind und man def. nicht danebentreten sollte, mit nunmehr glitschigen Algenbewuchs auf den Steinen wurde es zum Schnellweg für gebrochene Füße und Beine. Natürlich hörten die Beiden nicht auf mich und das erfolgreiche Erklimmen der Erhebung, sowie daß sie meinem Rat eben nicht folgten, versöhnte sie wieder miteinander und half den Rest der schlechten Stimmung aus dem Weg zu räumen. (Was immer hilft...)
Weiter ging es bis zum Nordstrand und dann war unser Ausflug für den Tag bereits beendet, denn für den Abend hatte Anand seinen Chef und Madalina eingeladen, sowie einen neuen indischen Studenten und wir mussten noch einkaufen und kochen.
Der Abend brachte ein paar der Mißstimmungen zurück, denn Madalina und Anands Boss kommen überhaupt nicht miteinander zurecht. Valeri mochte den (russischen) Salat, den Ania für den Abend zubereitet hatte, also musste Madalina sofort einhaken, was für ein einfacher Salat das doch sei und wieviel besser ihre französischen Tarts wären, davon war Ania nun wiederum beleidigt, Anand kommt zur Zeit auch mit seinem Chef nicht so richtig gut aus, da der seit Monaten seinen Artikel nicht durchschaut und so langsam kommen Leute mit den gleichen Ergebnissen auf. Kurzum es war schlechte Laune an allen Ecken und mir fielen schon keine Ablenkthemen, Komplimente irgendwas mehr ein, mit denen ich die Stimmung hätte beeinflussen können, denn das ist normalerweise Anands Aufgabe.
Nur Shashank, der neue Student schien sich klammheimlich ziemlich zu amüsieren und aus der Distanz heraus kann ich mittlerweile das Komikhafte der Situation erkennen - nur an dem Abend war es eher anstrengend.
Keiner war so richtig unfroh über das frühe Ende der kleinen Feier, da wir für den Sonntag jedoch alle zusammen eine Trekkingtour in den „Weißen Bergen“ von New Hampshire geplant hatten, fragte ich mich nur etwas besorgt, wie wir das ohne Mord- und Totschlag würdevoll über die Runden bringen würden.
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