Die Kanada - Wildgans, eines der bekanntesten kanadischen Nationaltiere, gilt mit ihren im Frühling und Herbst im klassischen V - Flug fliegenden Truppenverbänden, als das Zeichen der Immigration zu Kanada schlechthin.
Die schwarz-weiß graue Gans wird in Liedern besungen, auf Tellern und Bildern dargestellt, eine Kanadagans schmückt sogar die 1- Dollar Münze und doch wird sie von immer mehr Menschen nicht mehr als wichtiger Teil der nationalen Identiät, sonden einzig als Belästigung wahrgenommen. Wie konnte es so weit kommen?
Im 19. Jahrhundert war die Kanada Gans weitesgehend in den südlichen Provinzen ausgerottet worden und viele Menschen sahen die Gänse tatsächlich nur hoch oben auf dem Durchflug von den Brutgebieten in der Arktis zu den Winterquartieren und zurück.
Ein in den 1960ern gestartetes Brutprogramm sollte dem Abhilfe schaffen und die südlichen Nationalparks und Naturschutzgebiete wieder mit brütenden „Giant Canada“ Gänsen füllen.
Nun, das Programm war erfolgreich, sehr erfolgreich sogar und so freuten sich alle darauf, die Gänse alsbald in den Nationalparks zu sehen. Doch das war der weniger erfolgreiche Teil des Programms, denn die Gänse zogen, wie so viele Menschen dieser Zeit in die Stadt... genauer gesagt siedelten sie in den Grünanlagen, Golf- und Sportplätze sowie Flughäfen der Städte. Die Gründe lagen nicht nur in der Fütterung durch wohlmeinende Menschen, sondern auch das kurze Gras neben Flüssen und Seen, das ihnen zu einem besseren Überblick und damit Schutz vor nahenden Raubtieren, wie Koyoten und Füchsen verhalf, während andere Feinde wie Steinadler und Virginia - Uhu selten in den Städten anzutreffen waren. So wurden Stadtparks aber auch viele Golfplätze zu wahren Gänseparadiesen auf Erden.
Für ihre menschlichen Park - Mitnutzer bedeutete das nicht nur sich bei jedem Parkbesuch einer geschulten bettelnden Meute gegenüber zu sehen, sondern auch deren Hinterlassenschaften, schließlich produziert jede erwachsene Gans ca. 500 g Dung täglich. Das führte bereits zu zahlreichen Strandsperrungen, da die Wasserqualität an manchen Seen zu schlecht wurde und einer Beeinträchtigung des Trinkwassers, denn viele Städten, wie z.B. auch Ottawa entnehmen ihr Wasser aus den Flüssen. Gefährlich waren natürlich auch die Gänse auf den Flughäfen, die sich mit ihren Abflugzeiten nicht immer an die Startpläne hielten und so manches Mal für Triebwerksausfälle sorgten. So war z.B. auch das Flugzeug, das im letzten Jahr auf dem Hudson River wasserte, mit einem Zug Kanadagänse zusammengestoßen.
Wie sollte man also mit der Gänseflut umgehen? Die zahlreichen Schilder, daß man die Gänse nicht füttern sollte, erwiesen sich als genauso sinnlos, wie die Idee mit Hunden die Gänse aufzuscheuchen. Die Gänse gewöhnten sich so an die Hunde und daran, daß diese ihnen nichts tun würden, daß sie kurz aufflogen und fünf Minuten später an gleicher Stelle saßen, als wäre nichts geschehen. Eine Jagd inmitten der Stadt verbat sich von selbst.
Die Stadt Mississauga plannte 1997 die Keulung von 3.500 Gänsen was einen öffentlichen Schrei der Entrüstung verursachte. Die Provinz New Brunswick, die damals noch sehr wenig Gänse hatte, übernahm die Tiere.
Nicht überraschend hat die größte Stadt in New Brunswick, Moncton mittlerweile ebenfalls ein Gänseproblem. Dort fand man jedoch heraus, daß die Gänse es nicht mögen, wenn sie nass werden und installierte Sprinkleranlagen, die jeweils lossprühten, sobald die Tiere es sich bequem gemacht hatten. Andere Lösungen für kleinere Gärten, waren die Versprühung von Weintraubenkern - Extrakten, denn die Gänse können den Geschmack nicht ausstehen, Lautsprechern mit wahlweise Koyoten- oder Eulenrufen sowie der wohl einfachsten Lösung: Das Gras nahe dem Wasser einfach nicht zu mähen.
Während in New Brunswick also weiter an der besten Lösung geforscht wird, wie man den Gänsen zum Umzug in die Nationalparks verhilft und diese aus den Städten heraushält, muß man sich in Ottawa weiterhin mit den tierischen Mitbewohnern arrangieren und somit immer aufpassen wo man seine Picknickdecke ausbreitet ...
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