27. Juli 2010

Nationalgalerie Ottawa (Eingestellt am 27.07.2010)



Die „Nationalgallery of Canada“ (NGC) befindet sich in einem eigens für diesen Zweck entworfenen Gebäude am Ende des Major Hill Parks mit Blick auf den Ottawa River. Vor der Galerie steht eine häßliche Spinne, die unlängst zu einem der beliebesten Fotomotive in Ottawa gekürt wurde (ich frage mich warum), gegenüber befindet sich die Basilika Notre - Dame und in Sichtweite auf der anderen Seite des Flußes sieht man das Museum für Zivilisation in Gatineau, QC.


Jeden Donnerstag ab 16:00 Uhr hat man dort freien Eintritt und so wurde die Galerie auch zum von mir am häufigsten besuchte Museum in Ottawa. Mein erster Besuch dauerte über vier Stunden und wurde abgebrochen, da ich nicht im Geringsten mehr aufnahmefähig war. Danach nahm ich mir einzelne Abteilungen vor und besuchte z.B. nur die Halle mit Inuit – Kunst oder nur die alten europäischen Meister. Besonders im Winter war ich so häufig in der Galerie, das mich die Wärter schon mit Kopfnicken begrüßten. Später dann besuchte ich nur noch meine Lieblingsbilder von Zeit zu Zeit und überlegte ob ich das ein oder andere Poster im Museumsshop käuflich erwerben soll. Aber die Drucke wiesen teilweise so starke Farbunterschiede zum Original auf, daß ich meist davon absah.


Im Innern ist die Galerie in eine Vielzahl kleiner, fast schon altmodisch wirkender Räume aufgeteilt, die häufig in dunkelrot gestrichen sind mit einem Dach in Segelform. Die äußere Glasfassade mit der markanten Kristallschnittform überdeckt damit wie ein Zelt das eigentliche Gebäude, in dem auch eine kleine Kirche integriert ist, deren Inneres bei einem Abriß gerettet wurde.
Die Ausstellung beginnt mit der Entwicklung kanadischer Kunst, von den Anfängen der Ureinwohner, über erste europäische Maler bis zur Moderne und Postmoderne. Ein Seitenflügel ist den Großraum - Instellationen vorbehalten, von denen mir am ehesten ein Lampenschirm – Zelt im Gedächtnis geblieben ist.
Ein großer Teil der Ausstellung ist der bekanntesten Künstlergruppe Kanadas gewidmet, der Gruppe der Sieben.
Das waren Maler, die sich ab 1920 vom Impressionismus beeinflussend, in die Nationalparks gingen, um die Schönheit Kanadas auf die Leinwand zu bannen. Dabei entwickelten sie immer mehr einen eigenen, teilweise holzschnittartig vereinfachenden Malstil und trugen so zum Entwickeln eines eigenständigen kanadischen Stils bei. 


Die Maler zogen regelrecht in Sommer – Zeltlager um, genossen das Leben und malten den Sommer über Heftblattgroße – Bildchen, im Winter im Atelier dann entstanden die großformatigen Werke. Da in der Galerie teilweise Sommerbildchen neben dem Wintergemälde hängt, kann man mitunter interessante Unterschiede zwischen spontaner Skizze und fertigem Bild entdecken. So tauschte ein Maler jedes Mal konsequent die Farbe von Himmel und Bäumen aus und aus z.B. einem Bild mit blauem Himmel und gelben Bäumen wurde dann ein gelber Himmel mit blauen Bäumen.


Eine Sonderrolle fällt Emily Carr zu. Sie wird zu der Gruppe der Sieben dazugerechnet, war aber eigenständig an der Westküste Kanadas unterwegs und malte, meist in großformatigen Aquarellen das Leben der Ureinwohner in ihren Hallenhäusern mit den bekannten Totempfählen am Eingang. Weitere Abteilungen der Galerie sind u.a. die europäischen Meister mit einer für mich etwas bestürzend großen Anzahl an Vergewaltigungsszenen, amerikanischer Malerei und kleineren Abteilungen zu asiatischen und südamerikanischen Kulturen.
Die derzeitige Sonderausstellung beschäftigt sich mit dem Pop – Phänomen, als solche einzigartig usw. in Nordamerika und ein so großer Besuchermagnet, dass ich bisher keine Lust zum Schlange stehen hatte. Diese Ausstellung machte bei der Eröffnung jedoch Negativschlagzeilen, da sie in Teilen erst ab 18 Jahren freigegeben wurde ... da wunderte ich mich doch ein wenig wie lange die alten Meister noch ungestört ohne Altersbeschränkung vor sich hin morden u.a. dürfen.
Wenn man sich also ein wenig für Kunst in Kanada interessiert, dann sollte man einen Besuch der Nationalgalerie auf keinen Fall verpassen. Vielleicht lernt man dabei mehr darüber was Kanadier an ihrem Land über die Jahrhunderte faszinierte, als bei einem Besuch des Parlaments und eine halbwegs bezahlbare Cafeteria zum Kräftetanken mit Panorama - Ausblick auf den Ottawa River findet man ebenfalls dort ... :)

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