31. Mai 2010

Sonntagsblumen (Eingestellt am 30.05.2010)


Krankheitsbedingt habe ich mich heute nicht sonderlich auf die Blumen-Suche begeben und auch meinen eigentlich geplanten und längst überfälligen Tulpenreport um eine Woche verschoben.
Das ist ein Bild vom Kleefeld direkt vor unserer Haustür, kaum gestört durch sich dazwischen drängelnden Rasen... :) und zurück ins Bett, Medikamentenrausch ausschlafen.
Merke: Nehme nie die Erwachsenendosierung von amerikanischen Medikamenten.

28. Mai 2010

Draußen (Eingestellt am 28.05.2010)






So langsam neigt sich meine Erkältung hoffentlich ihrem Ende zu... zumindest kann ich schon wieder recht gut in der Gegend umherkrächzen. Das ist noch nicht meine normale Stimme, aber immerhin habe ich überhaupt wieder eine. Die Nächte sind noch bescheiden mit max. sechs Stunden Schlaf pro Nacht und dem üblichen Hinlegen = Husten Effekt und selbst mein Asthma-Notfallspray kann da nicht mehr viel ausrichten. Aber es geht jeden Tag ein bißchen aufwärts...
Am Sonntag wurde ich krank, Montag und Dienstag hatten wir Gäste im Haus und ich konnte mich nicht darum kümmern erkältet zu sein, die logische Folge war, daß am Dienstag abend meine Stimme wegblieb. Als sich den ganzen Mittwoch daran nichts änderte, wurde mir schon etwas mulmig zu Mute, aber mit vereinten Kräften... hustenlösender Sirup, Kurkuma mit Wasser und etwas Milch (wirkt entzündungshemmend, indisches Hausmittel) Salzwasser-Inhalieren und Gurgeln, konnte ich mich ab Donnerstag zumindest wieder halbwegs verständlich machen. Man muß nur eine Auswahl treffen, was wichtig ist und das in möglichst wenig Worten ausdrücken. Flüstern hilft nicht viel, da das bei Anand den Reflex auslöst zurückzuflüstern und da leider auch meine Ohren etwas dicht sind, verstehe ich ihn dann nicht. Ansonsten scheint unser Zusammenleben derzeit sehr harmonisch zu sein, er hält seine Vorträge, ich höre andächtig zu und störe nicht durch unangebrachte Zwischenfragen...
Es tröstet mich jedoch, daß ich so eine komplizierte Erkältung im Schnitt nur alle zwei Jahre einmal habe, bis 2012 sollte ich jetzt also damit durch sein. Um mögliche Virusüberträger muss ich mich auch nicht wundern, denn derzeit scheint halb Ottawa ebenfalls vor sich hin zu schniefen. 


Währenddessen war die Stadt in dieser Woche, zeitweise der wärmste Ort in Kanada, mit über 40°C im Schatten und 24°C in der Nacht. Das hat sich natürlich nicht eben hilfreich auf meine Erkältung ausgewirkt und machte auch den Nachtschlaf noch ein bißchen komplizierter. Aber dann beschwert man sich nie über zu gutes Wetter, denn schon gestern brachte ein Gewitter südlich der Stadt Abkühlung (und führte zur Überflutung des Ortes Perth, ON) und die Temperaturen waren nur noch halb so hoch. Zum Wochenende soll sich das wieder bei 30°C einpegeln. Ich denke das wäre perfekt und kann dann gerne eine Weile so bleiben. 

Für die Katzen ist dieses Wetter viel zu warm. Ich gehe morgens gleich nach dem Aufstehen mit ihnen nach draußen, wo sie noch ein bißchen in der Gegend umhertoben können und ein zweites Mal gegen 6 Uhr abends.... dann ist es meist noch so warm, daß sie nur vor sich hindösend umherliegen und faul die am Himmel kreisenden Vögel beobachten. Selbst die Eichhörnchen sind weitgehend vor ihrem Jagdtrieb sicher und hüpfen munter zwischen ihnen umher. Das kann natürlich auch mal schief gehen und so habe ich immer ein wachsames Auge auf die Bande, denn vor allem der vorwitzige Eichhörnchen-Nachwuchs hat überhaupt gar keinen Respekt vor meinen beiden Raubtieren. 



Auf diesen täglichen Gängen in den Hinterhof sind mit den Monaten seit dem Vorfrühling einige Fotos entstanden, die ich hiermit ebenfalls vorgestellt habe. Dazu gibt es auch ein kleines Video in dem die Katzen sich um meinen Gartenstuhl streiten, das ich so letzten Freitag beobachten durfte (ich hatte es bereits auf Facebook gezeigt):

24. Mai 2010

Für Sonntagsblumen ... (Eingestellt am 24.05.2010)


... ist es am Montag Nachmittag natürlich schon zu spät, aber es ist immerhin Pfingstmontag und damit frei. Außerdem möchte ich meine Serie mit den Frühblühern fortsetzen und alsbald beenden.
....
Diese Woche sind die Narzissen an der Reihe.
Pfingstrosen wären sicher die logischere Alternative gewesen, aber die haben noch nicht so ganz Saison in Ottawa. Vielleicht wenn das Wetter weiterhin so warm ist, sollte man die Pfingstrosen in den nächsten zwei Wochen blühen sehen, aber gutes Wetter und dessen Unbeständigkeit ist hier auch immer so eine Sache... Die Narzissen blühen übrigens immer noch in den Parks und Gärten und manche der Bilder sind erst in der letzten Woche entstanden...



Schon ein bißchen Geschichte sind die Knospenbilder, die ich aber dennoch heute vorstellen möchte, sonst gehen sie nämlich unter. Es ist doch jedes Jahr ein Wunder der Natur, wenn sich nach dem langen kalten Winter, die Blätter neu entwickeln...






Mittlerweile sieht es jedoch überall eher so aus:


Erhalten bleibt den Wäldern bisher nur die hellgrüne Leuchtkraft der jungen Blätter. :)

P.S. Aufgrund einer Erkältung, die das Denken zur Zeit erschwert, hinke ich etwas hinterher mit meinen Berichten und zeige eher Fotos mit wenig Text.

19. Mai 2010

Bilder des Tages (Eingestellt am 19.05.2010)

Sich sonnende Wasserschildkröten am Rideau River

Mein derzeitiges Lieblingshaus, das Weiß des Hauses läßt den Garten um so mehr leuchten

 Der Flieder steht in voller Blüte

Fast durchscheinend transparent wirken die weißen Tulpen in der Sonne

Eine andere weiße Tulpe, diesmal abstrakt... (es handelt sich um Risse im Beton an einem Brückenpfeiler)

Meine erste, selbsterrichtete, bescheidene Steinskulptur (ich übe noch...)

Doppelt hält besser: Warum eine Stretchlimousine, wenn man zwei haben kann

Das Parlamentskaninchen

16. Mai 2010

Sonntagsblumen (Eingestellt am 16.05.2010)




Die Blütezeit für die Hyazinthen, aus der Familie der Spargelgewächse ist gerade zu Ende gegangen.... doch noch vor zwei Wochen brachte jeder sonnige Tag süßliche Duftwolken aus der Nähe der Hyazinthenbeete heran. Ich mag Hyazinthen eigentlich, kann sie aber aufgrund des durchdringenden Geruchs nicht in der Wohnung wachsen lassen.
Das sind ein paar Bilder aus der diesjährigen Saison, eine kleine Traubenhyazinthe hat sich auch darunter gemischt und das letzte Bild ist vom Tulpenfestival, wo die Hyazinthe die Aufgabe bekam als blaues Abgrenzband zwischen den Tulpen zu stehen, denn kräftig blaue Tulpen gibt es nach wie vor (noch) nicht...




15. Mai 2010

Fahrradtour zu den Stromschnellen (Eingestellt am 15.05.2010)

Eines schönen Montagmorgens nahm ich mir vor eine Fahrradtour zu unternehmen und dachte daran zu den Des Chênes-Stromschnellen auf der Quebec’er Seite zu fahren. Wir hatten uns die Stromschnellen im November schon von Britannia aus angesehen, aber da jeder sagte, daß sie von Aylmer weitaus schöner aussehen würde, wollte ich das zumindest einmal selbst gesehen haben um es abschließend zu beurteilen.
Da der Weg recht lang war und ich nicht wußte, inwieweit es mit meiner mangelnden Fitness zu schaffen war, nahm ich mir vor immer nur bis zu einem möglichen Wende- und Orientierungspunkt zu fahren und dann erneut zu entscheiden, ob ich weiter kann oder umkehre.
Fast gleich zu Anfang drohte die Tour zu scheitern: Ich schleppte mein Fahrrad all die Treppen hinunter und fuhr auf dem Fahrradweg unter dem Parlament vorbei, als dieser Weg plötzlich endete. Daraufhin musste ich mein Fahrrad wieder sämtliche Treppen hinaufschleppen. Nun ist Treppensteigen für mich als Belastungsasthmatiker eh schon eine schwierige Angelegenheit und es wird nicht besser, wenn man auf den Schultern noch ein schweres Mountainbike schleppt. Folglich kam ich mit letzter Kraft hustend und keuchend wie eine Diesellok oben an und wie immer lag mein Notfallspray zu Hause im Schlafzimmer. Also zwang ich mich mit dem Husten aufzuhören und nach einer Weile ging es mir wieder gut genug, so daß ich nun zwar mit hochrotem Kopf aber wieder in der Lage frei zu atmen, weiterfahren konnte. Nach diesem dramatischen Anfang wurde es besser, ich sah mir eine Industrieruine an, stieg auf ehemalige Eisenbahnbrücken, fuhr die ganze Zeit entlang des Ottawa-Rivers und freute mich an der Natur, jungen Eichhörnchen und den unzähligen Möwen, Enten und Kanadagänsen. 



 Obwohl ich mich die ganze Zeit im Stadtteil Westboro befand, hatte ich das Gefühl von allem ganz weit weg zu sein und es waren auch nur wenig andere Menschen mit mir unterwegs. 



Ich sah mir erneut die Inukshuk-Steinskulpturen (Video) an, die ich letztes Jahr im Sommer so faszinierend fand, besuchte Strandabschnitte, die so dramatisch und schön waren, daß sie wie ein Gemälde wirkten und überquerte auf der Champlain-Brücke den Ottawa-River und befand mich ab dann in Quebec. 


Diese andere Flußseite war völlig bewaldet und so konnte man nur hin und wieder einen Blick auf den Fluß werfen. Dafür durchfuhr man wilde Sumpflandschaften mit riesigen umgestürzten Baumwurzeln, sah glockenblumen ähnliche gelbe Wildblumen und weiße Anemonenteppiche. 


Hin und wieder überholte ich sportliche Mütter und Väter, die auf Rollerskates ihr Kinder in der Sportkarre vor sich hin schoben (die Wege sind alle geteert) aber meist begegnete ich auch dort niemanden.


Nach einiger Zeit erreichte ich den Stromschnellen-Park von Aylmer und hatte damit mein Ziel erreicht. Zuerst sah ich mir den ehemaligen Kanal an, dessen Betonstrukturen mit Graffitti übersäht waren und arge vor sich hinbröckeln. Eine kräftige Frau mit Hund war der Meinung, daß es cool sei, ein Foto mit sich und Hund direkt aus der Mitte des Kanals zu bekommen und so begann sie ins Wasser zu laufen. Ihr Hund war anderer Meinung, wurde aber mitgezerrt, bis ihre Freundinnen die gewünschten Fotos schießen konnten. Auf dem Rückweg war es für sie fast unmöglich die rasante Strömung zu passieren, sie fiel zweimal ins Wasser und wurde ein paar Meter mitgerissen. Ich dachte nur, so warm war es nicht an diesem Tag und der nachwievor Schmelzwasser führende Fluß war sicher noch kälter, aber wenn es ihr gefällt... 



Nun gelangte ich zum eigentlichen Höhepunkt, dem Blick auf die Stromschnellen, die vor den Ruinen einen alten Hydro-Dammes (zur Stromerzeugung) wüteten um sich durch die dortigen Engstellen durchkämpfend in den weiteren Fluß stürzen zu können.
Es war laut, tosend alles Wasser war weiß, in Bewegung und dahinter sah man die teilweise eingestürzten Bögen des Dammes was allem ein verlorenes, wildes Aussehen verlieh. Ich konnte sofort verstehen, daß dieser Anblick bereits zahlreiche Künstler gefangen hatte. Interessant waren auch die zahlreichen Möwen und Enten, die das Wasser so gemeistert haben, daß sie weiterhin ruhig vor sich hinschwimmen konnten, als wären sie auf einem seichten See und nicht inmitten eines weißen Wellenchaos. 


Ich parkte mein Fahrrad in der Nähe eines großen vom Wasser unterhöhlten Betonklotzes, setze mich an den Rand des neben mir davonschießenden Wassers und hatte ein kleines improvisiertes Picknick mit Mineralwasser und Walnüssen. 
Nach einiger Zeit ging es zurück auf den Heimweg. Da es auf der Gatineau Seite regelmäßig bergauf und bergab ging, gab ich an mancher Stelle auf und schob mein Fahrrad, an diesem Tag musste ich mir nichts mehr beweisen. Nach einem kurzen Rundumkurs durch einige Straßen von Downtown Gatineau führte mein Weg entlang des Museums für Zivilisation, zu einem der ältesten Häuser in der Region, dann auf eine langen morschen Holzbrücke in den Cartier-Park. Von dort kehrte ich über die Macdonald Brücke nach Ottawa zurück, fuhr entlang der Rideau Wasserfälle und den vielen Wasserschildkröten des Rideau Flußes zurück nach Hause und war erledigt. Nach fünf Stunden Sonne, frischer Luft, vielen geschossenen Fotos und natürlich Fahrrad fahren, bekam ich die Auswirkungen eines leichten Sonnenstichs zu spüren, hatte aber überraschender Weise keinen Muskelkater.

Ein kleines Fotoalbum mit weiteren Fotos findet sich hier:

Und das ist das youtube-Video zum Tag (das Hintergrundlied ist von Hayley Westenra - Summer Fly):

In der Zwischenzeit (Eingestellt am 15.05.2010)

So langsam geht alles seinen Gang, in dieser Woche hatte auch Anand seinen ersten Panikanflug und dachte, daß wir das alles nicht schaffen mit dem Umzug und vor allem mit dem Visum, aber dafür blieb ich ausnahmsweise ganz ruhig... wird schon.
Die Unterlagen für die amerikanische Botschaft sind aber auch umfangreich und während ich noch nach Leuten in Deutschland suche, die bestätigen können/ wollen, daß ich tatsächlich ich bin, sucht er nach Wegen seine Bande mit dem Heimatland darlegen zu können. Da er nie in Indien gearbeitet hat bzw. ein Bankkonto unterhielt, ist das recht kompliziert, denn sie wollen eben z.B. Gehaltsnachweis, Bankauskunft aus dem Heimatland und nicht dem letzten Land in dem man gearbeitet hat. Gerade versucht sein Bruder ein Schreiben zu organisieren, das aussagt, daß Anand Land in Indien besitzt und nach der Zeit in den USA auf jeden Fall dorthin zurückkehren möchte... wenn das ermöglicht werden kann und anerkannt wird, dann ist schon viel geschafft.
Schwieriger ist es, daß wir die Adresse angeben müssen, unter der wir in Burlington leben werden, denn wir können ja erst eine Wohnung mieten, wenn wir das Visum haben. Die ansonsten wenig hilfreiche, zuständige Sekräterin der Universität meinte, daß wir doch einfach ein Motel für einen Monat mieten könnten, als wir sie nach eine Universitätsgästehaus-Adresse fragten. Sie hatte vielleicht nicht verstanden, daß wir nur eine Adresse für den Antrag benötigen und nicht vorhaben dort zu wohnen und jetzt ist sie im Urlaub. (Ein Motel anzumieten wäre Geldverschwendung, wenn wir dort nicht auch wohnen würden. Wenn wir dort aber vorhätten zu wohnen, wäre es noch weniger sinnvoll, denn dann müssten wir auch einen Lagerraum für unsere Möbel bezahlen und nochmals ein Möbelunternehmen kommen lassen um diese zu transportieren und außerdem habe ich kein Motel gefunden, das Tiere erlaubt.)
Anand hatte daraufhin am Wochenanfang seinen neuen Boss angeschrieben, ob er dessen Adresse für den Antrag benutzen könne, selbiger ist aber gerade in Australien zum Vorstellungsgespräch und hat bisher nicht geantwortet. Die Frage nach der anzugebenen Wohnadresse bleibt also spannend. 

Derweil suche ich mich durch sämtliche Internetseiten, die Wohnungen in Burlington vermieten. Aber die Angebote sind entweder weit außerhalb unserer finanziellen Möglichkeiten oder ab Mietbeginn Juni. Die August-Angebote sind meist noch nicht da und werden sicher auch vor unserem Termin bei der amerikanischen Botschaft nächste Woche Freitag, noch nicht erhältlich sein. In Burlington habe ich bisher auch noch keine Wohnung ohne die Angabe: No Smoker, No Pets .. gefunden, da muss man wohl jeweils nachfragen, wie es mit Katzen aussieht, denn es scheint einfach eine Standardmitteilung zu sein, manchmal sogar ergänzt durch: Cats are okay, Purrr. Die Mieten sind teurer, ich musste meine Obergrenze auf 1000 $ für eine Mini-Zweiraumwohnung anpassen (Es gibt dort keine Einraumwohnungen.) und sie haben häufig die Klausel, daß man sich nicht für ein Jahr verpflichtet die Miete zu zahlen wie in Kanada ortsüblich, sondern gleich für zwei Jahre. ... 
Also sind wir am Dauerorganisieren, Anand fährt ab Sonntag für ein paar Tage zu einem Kongress in Waterloo, ON und muss alles dafür vorbereiten, die Katzen müssen zum Tierarzt für Gesundheitszeugnis, Chip usw. Ich muss meinen Personalausweis erneuern und finde nirgends Passfotos in der notwendigen geringeren Größe, denn amerikanische Passfotos sind 5 cm x 5 cm und all das kommt dazu und nur im Hinterkopf fragt man sich wozu das alles, wenn man doch in 6 Monaten möglicherweise schon wieder Sachen packen muss. Passend zu diesen Sinn- und Unsinngedanken kam gerade ein Schreiben der Universität Göttingen, daß Anand zusammen mit anderen Kandidaten für eine Position in Frage kommen könnte.. nun, drei Monate eher hätte man sich darüber freuen können, jetzt ist es schlichtweg zu spät und wir müssen in einer Woche einen Vertreter der amerikanischen Botschaft im Interview davon überzeugen, daß wir zu gerne in die USA wollen um dort weniger Geld zu verdienen, aber dafür mehr auszugeben und all das vielleicht nur für 6 Monate ehe wir entweder wieder Arbeit suchen müssen oder ans andere Ende der Welt reisen um in einem Land, das weder Katzen noch Inder mag, erneut neu anzufangen.

10. Mai 2010

Sonntagsblumen (Eingestellt am 09.05.2010)

Es gibt Kuckuckseier, aber wie ich in dieser Woche gesehen habe... manchmal kann man auch Kuckucksblumen finden. Seht euch nur diesen Löwenzahn an, der so selbstbewußt in der Mitte der grünen hostaartigen Pflanze wächst, als wären es all seine Blätter... 


9. Mai 2010

Carmina Burana (Eingestellt am 09.05.2010)




Gestern abend besuchten wir eine Aufführung der Carmina Burana in der Dominion-Chalmers United Church in Ottawa. Draußen war es kalt, 0 °C bei angekündigten Schneefall und so kramten wir für den Weg unsere Winterjacken wieder hervor. Zu dem Abend hatten wir verbilligte Tickets bekommen können, da Marek (Freund und Anands Kollege) Mitglied im Ottawa Classical Choir, einem der beteiligten Chöre ist. Insgesamt waren an der gestrigen Aufführung zwei Klaviere, diverse Rythmusinstrumente und Schlagzeuge, 4 Erwachsenenchöre und ein Knabenchor mit zusammen ungefähr 180 Teilnehmern beschäftigt.
Es begann mit der Präsentation von Robin Pan, einen 12 jährigen Jungen, der als neues Talent gefeiert wurde. Er spielte mit technischer Raffinesse und Schnelligkeit, aber auch sichtlich gelangweilt, zwei Studien von Frédéric Chopin und erfreute danach das Publikum damit, daß er nicht einmal sondern zweimal von der Bühne sprang anstelle die Treppe zu benutzen.
Danach spielten die Pianisten Gianfrancho Pappalardo Fiumara und Roberto Carnevale ein Cembalo-Konzert für zwei Cembalos von J.S.Bach auf den Flügeln. Im Programmheft konnte man lesen, daß es sich um ein relativ unbekanntes Cembalo-Konzert handelt, das Bach zur Aufführung in Zimmermanns Kaffeehaus komponiert hatte und dessen Relavanz von den meisten Musikkritikern völlig zu Unrecht unterschätzt und als nachläßig komponiert geringgeschätzt wird. Nun, ich konnte die Relevanz auch nicht direkt nachempfinden und ob meines unzureichenden Verständnis für Bachs Musik kam mir das Werk eher etwas monoton und einschläfernd vor. Beim Verlassen der Bühne nahm sich Prof. Carnevale aber ein Beispiel an dem Jungen davor und sprang ebenfalls von der Bühne, was die Stimmung wieder etwas auflockerte und die bereits Schlafenden weckte.
Denn nun begann die Pause.
Während der Pause fand eine stille Auktion statt, bei der man auf verschiedene Gegenstände bieten konnte. Das so eingenommene Geld soll dem Chor, Kindern in der dritten Welt, Kindern in Not in Kanada und Polen, sowie einem zukünftigen Center für musikalisch talentierte Kinder zu Gute kommen. Leider waren die zu versteigernden Artikel nicht sonderlich attraktiv und so ignorierten die meisten Anwesenden diesen Programmpunkt. Da die Frau von Anands Chef aber in der Organisation der Auktion beteiligt war, wurden wir von diesem darin „unterstützt“ doch zumindest auf einen Artikel zu bieten. Und so boten wir einen Dollar mehr als der vorangehende Bieter für eine Flasche kanadischen Rosé-Wein. Das waren dann 12 $ was noch vernünftig war, denn soviel würde man auch im Liquor-Laden bezahlen.
Mittlerweile waren anderthalb Stunden vergangen, seit wir die Kirche betreten hatten und nun ging es mit der Veranstaltung weiter. Der Chor betrat die Bühne und füllte den Altarraum, sowie die Ränge auf den rechten und linken Emporen aus und jeder wartete darauf, daß es nun endlich losging. Marek stand in der ersten Reihe direkt in der Mitte und wartete nervös auf den Anfang.
Aber nein, die Veranstalter hatten sich noch etwas ausgedacht und so sang die organisierende Sopranistin Maria Knapik, die vorher dreimal verkündet hatte, sie würde diesen Abend nur organisieren aber nicht singen, eine Arie über das Leid, die sie den Erdbebenopfern auf der ganzen Welt und den Opfern des polnischen Flugzeugabsturzes widmete und dann erst ging es endlich los.

Die Carmina Burana von Carl Orff entstand aus 24 Stücken der Carmina Burana einer Sammlung mittelalterlicher Vagantendichtung, die in bayrischen Benediktinerklöstern gefunden wurde. Das Werk, das oft als szenische Kantate bezeichnet wird (auch wenn wir es unszenisch sahen), wurde 1937 in Frankfurt a.M. uraufgeführt, weltbekannt sind das erste und letzte Stück: Oh Fortuna / Fortuna Imperatirix Mundo, deren Melodie vielfach in Film-, Fernsehen und Werbung eingesetzt wird.
Auch wenn ich das Stück bereits oft gehört hatte, es vor Ort von 170 Kehlen geschmettert in einer Kirche zu hören, hatte auf jeden Fall eine dramatische, gänsehauterzeugende Wirkung. Danach und bevor der Endchorus einsetzte, kamen jedoch noch 22 andere Stücke, die mir gänzlich unbekannt waren. Ein wenig hatte ich mich schon im Vorfeld gefragt, ob das vielleicht einen Grund haben könnte, aber so schlimm wurde es nicht. Viele der Lieder zu den Themen Glück, Wohlstand, dem Leben, Frühling und den Gefahren der Liebe, Trinksucht etc. wurden in dem „netten Konversationsstil“ dargebracht, der dem Werk Orffs oft eigen ist und vergessen macht, daß die vielen Rythmus- und Tempiwechsel, sowie anspruchsvolle Passagen für Sopran sowie Tenor in Falsett das Werk komplizierter machen, als es sich letztlich anhört. Und während Bariton und Tenor ihre Sache sehr gut machten, schaffte es die Sopranistin Susanna Eyton-Jones nicht immer sauber in die erforderlichen Höhen der extrem anspruchsvollen Arie ‚Dulcissime’. Die verschiedenen Chöre sangen sehr gut zusammen, nur der Kinderchor musste vom Dirigenten jeweils ein wenig ausgebremst werden, wenn sie in den ruhigen Passagen zu laut wurden. Der Dirigent selbst war mit dem nötigen Enthusiasmus am Werke und bietete die erforderliche Show, die jeder von einem Dirigenten erwartet. (Auch wenn Anand immer noch der Meinung ist, daß das Stück auch ohne Dirigent funktioniert). Ein seltsames Detail war höchstens, das er seine Krawatte am Gürtel befestigt hatte und diese genauso enthusiastisch mit seinen Bewegungen hin und her schwang...
Gegen 22.00 Uhr verklangen die letzten triumphalen Abschlußakkorde der Fortuna und wir waren nach drei Stunden auf den harten Holzbänken sitzend, befreit... Wider Erwarten hatten wir die Auktion um die Flasche Rosé-Wein gewonnen, bezahlten und holten diese ab. Danach ging es schnell durch die Kälte nach Hause und wir ließen den Tag bei einem Glas Wein ausklingen. Ein durchaus gelungener Abend, der Chor war toll... aber warum genau ein Komponist ein Stück komponiert, das mit dem fulminanten Finale beginnt und alles andere danach ziemlich blass aussehen läßt, wird mir wohl – trotzdessen, daß ich das technische Kreislaufmotiv der Fortuna verstanden haben - ein Rätsel bleiben.....

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