30. September 2010

Sie redet in Bildern.

(Der schönste Beispielsatz zum Thema Bild, denn das Wörterbuch anzubieten hat.)

Hippies durch die Hintertür

Das zugemüllteste Auto, das ich je gesehen habe, wahrscheinlich inklusive jeder Menge krabbelnder Mitreisenden....

 Der heimliche Star unter den Obdachlosen in Burlington:


Er fährt täglich durch die Straßen mit seinem aus mehreren Einkaufswagen und einem Fahrrad bestehenden Zug und sammelt Pfandflaschen, aber auch alles andere was gefällt.

Bunte Hausfassade

Schaufenster

Nein, das sieht nur so aus, als wären auf dem Foto einfach bemalte Holzkisten zu sehen.
In Wirklichkeit handelt es sich um eine Hookah - Bar.

In Deutschland bekommt man ein Werbeprospekt, sieht die Sonderangebote und kauft sie oder auch nicht. In den USA braucht man um die Sonderangebote überhaupt nutzen zu können, auch die Kundenkarte des jeweiligen Unternehmens und da jedes Portemonnaie endlich ist und die cleveren Unternehmer nicht wollten, daß gerade ihre Karte zu Hause vergessen wird, haben sie Kunden-Schlüsselanhänger mit Strichcode eingeführt. Und so mehren sich die Anhänger...

Dunkler Nachmittag im Treppenhaus

Die Sache mit dem K


Eigentlich habe ich große Artikel zu schreiben, hunderte Fotos vom Sommer zu organisieren und in Picasa Web Alben zu transferieren. Bilder, die sonst bald total passé sind, weil der Sommer schon längst zu Ende ist. Am Wochende waren wir in den Grünen Bergen unterwegs (und meine kleine Fotokamera erlitt einen Totalschaden :( jahrelang passt man auf wie ein Luchs und dann eine Sekunde eine falsche Entscheidung und zack das wars, aus der Tasche auf den Felsen gefallen, kaputt und das so kurz vor dem Heimaturlaub.) ... Nun die Wochenend - Wandertour brachte jedenfalls wieder gute 500 Bilder ein und was ist los? Gar nichts... es regnet seit Tagen schon, grauer Himmel, feiner Nieselregen und die versprochenen bunten Blätter des Indian Summers, fallen grün-schaumig vom Baum um dann nur noch auf Braun zu wechseln.
Anstelle diese Zeit sinnvoll zu nutzen, regnet meine Laune gleich mit. Ich habe keine Lust Fotos zu organisieren oder meine Zeit irgendwie sinnvoll zu verbringen. Stattdessen lese ich ein Sonder - Magazin über den alljährlich stattfindenen indianischen Kunstmarkt in Santa Fé, New Mexico und erfreue mich an wolkenlosem Himmel auf jedem (!) Bild.
Nun denn, genug des Selbstmitleids, kehren wir also zum Titel zurück und schreiben über das K. Ein Buchstabe, den man in K(C)anada recht selten antraf... umso erstaunter war ich, ihm hier überall und ständig zu begegnen. Amerikaner brauchen offenbar keine Rechtschreibreform um ihre Sprache zu ändern. Es genügen Trends und Launen... und ob sich der K- Trend irgendwann dauerhaft in der Sprache durchsetzen wird, bleibt abzuwarten...
Aber worum handelt es sich denn eigentlich? Nun, genau so wie in Deutschland viele Worte mit K anfangen, da wir sie mit K sprechen, finden sich auch hier immer mehr Worte, die eigentlich mit C oder Qu beginnen und einfach umge-K-t werden. Aus Boston Creme, wird Boston Kreme, Coffee wird Koffee... es gibt den Kampus, Kountry, Kwik Stop und jede Menge Kups... Natürlich endet amerikanische Kreativität nicht mit dem K... unlängst konnte ich French Frys entdecken und die Punkte über dem U erfreuen sich stetig steigender Beliebtheit „ü“ sieht eben aus wie ein lachender Smiley. Aber das sind noch interessante Einzelbeispiele, während sich das K bereits in einer Vielzahl an Worten und das nicht nur in Firmenbezeichnungen, die besonders originell sein wollen, durchgesetzt hat....



25. September 2010

Oldtimer Bootshow

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An einem noch warmen Spätsommertag, machten wir uns auf den Weg hinunter zum See um uns das maritime Festival anzusehen. Da dieses jeden Abend ab 6 Uhr eintrittspflichtig wurde und wir irgendwie erst nach 6 auf die Idee kamen, zum Wasser zu gehen, sahen wir uns stattdessen die kleine (und kostenlose) Oldtimer Bootshow am Bootshaus an. 


Das Bootshaus ist eine Art Seebrücke auf Pontons an denen die Boote samt Gästen des Bootshauses anlegen können. Wie immer auf Seebrücken, so kann man auch im Bootshaus für viel Geld speisen und trinken, es gibt aber auch einen großzügigen „Wartebereich“ der kostenlos zur Verfügung steht. 


Die Oldtimer waren hauptsächlich Motorboote aus den 1950/60er Jahren, darunter italienische Modelle, aber die meisten waren echte Amerikaner. Aufgrund der schon etwas fortgeschrittenen Stunde sahen wir nur einen Teil der Ausstellung, denn manche Bootsbesitzer waren bereits wieder nach Hause gefahren. (Heißt es eigentlich „Fahren“ bei einem Motorboot?“)




Der eigentliche Star des Bootshauses sind aber die Leute, die sich an warmen Sommertagen in lange Wartelisten eintragen um einen der begehrten Plätze im Restaurantbereich zu bekommen, denn wenn man den Rest des Jahres zum Sehen und Gesehen werden im französischen „Leunig’s“- Restaurant in der Innenstadt verweilt, so sind die warmen Tage Bootshaus-pflichtig.
Wir holten uns dagegen nur ein Bier von der Bar, setzen uns an den Rand des Pontons, so daß die Füße im Wasser platschen konnten und sahen uns das Fortschreiten des Sonnenuntergangs über dem Lake Champlain an... :)


24. September 2010

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Papa


Nun hat es mittlerweile fast schon Tradition, die Glückwünsche per Blog-Post... nur für den Fall, daß ich Dich nicht am Telefon erwische, da ihr draußen seit, das Telefon kaputt ist, verlegt oder schlichtweg besetzt.
Nichtsdestotrotz wünsche ich Dir auch im 3. Jahr des Blogglückwunsches alles, alles Gute im nächsten Lebensjahr, vor allem Gesundheit, Glück und gute Laune. Ich werde auf jeden Fall heute noch versuchen anzurufen und in zwei Wochen bin ich dann ja auch endlich zu Hause ... :)


Ansonsten muß ich natürlich nicht so ganz auf Dich verzichten, wenn ich ganz viel Heimweh habe, kann ich im historischen Henry’s Diner speisen (obwohl die Leute da alle ganz nett sind), ich kann im Eckladen in der Henry Street einkaufen und könnte theoretisch sogar mit der Fähre über den Lake Champlain fahren um Port Henry zu besuchen... Okay an der Stelle beende ich diesen Post lieber, bevor ich mich noch um Kopf und Kragen schreibe ... :D Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf meine Deutschlandreise im Oktober und das ist ja schon ganz ganz bald.



23. September 2010

Bilder des Tages

 Wer hätte gedacht, daß diese Markt – Straße genannte Piste, inmitten von South Burlington, genauer gesagt zwischen U-Mall und Price Choppers, in die absolute Wildnis führt und man sofort darüber nachdenkt ob sich Koyoten, Wölfe, Bären (und Massenmörder) sich wohl auch dort zu Hause fühlen... 

Es wird gewählt in Vermont und da Plakat- Tafeln in diesem Staat generell nicht erlaubt sind, wird die Stadt eben mit niedlichen kleinen Aufstellern zugepflastert. 

Ein Fahrrad! Erste Schwierigkeit: Aufsitzen nur mit Leiter... 

Vorsicht Katze! 

Eine echte Rarität... so sahen die Gitarren der schwarzen Jazzmusiker aus. Eine leere Zigarrenkiste, ein paar Holzreste, Saiten und fertig... die Billig-Gitarre... heutzutage wahrscheinlich teurer als die Konzertgitarre von Walmart.

19. September 2010

Bauernmarkt


Sobald wir nach Burlington kamen, erklärten uns einige Leute (3: Sekretärin, Studentin und ein Professor), daß wir dringend den Bauernmarkt, der an jedem Samstag stattfindet, besuchen müssten. Gut, dachten wir uns zu der Zeit, irgendwann werden wir es sicher einrichten können, uns das überteuerte Bio-Gemüse einmal anzusehen, das die umliegenden Farmen dort verkaufen.
Am gestrigen Sonnabend war es bei Bilderbuchwetter mit blauem Himmel und Schäfchenwolken nun endlich soweit, wir hatten nichts besseres zu tun und dachten uns, warum nicht, gehen wir eben zum Bauernmarkt. Mit uns hatten eine Menge Leute die gleiche Idee und so gab es schon einiges Gedränge, aber es war dennoch überraschend schön. Denn das Angebot war natürlich sehr teuer, aber es gab viele Sorten gerade an Gemüse zu sehen, die ich so nicht kannte... reife Tomaten von weinrot bis grün z.B. oder gelben Blumenkohl; Chilischoten und Kürbisse in allen Varianten. Neben den Bauern befanden sich außerdem viele Künstler unter den Ausstellern und so konnte man auch zu teure Origami - Ohrringe aus Papier (für 18 $), Bilder, Keramik und handgewebte Schals (theoretisch) käuflich erwerben. Tatsächlich findet man aber alles nur sehr schön und versucht sich ein paar Tricks abzugucken um das irgendwann selbst herstellen zu können.
Abgerundet wurde das Bauernmarkterlebnis mit zwei Bands, einmal elegischem Indie-Pop am Brunnen und deftigem Country im Park, genug in der Sonne sitzende Besucher hatten beide zur Verfügung.
Aus dem reichhaltigen Nahrungsangebot wählten wir uns etwas vom „Nomadic Oven“ einer kleinen Bäckerei, denn wir waren nach dem Mittag einfach noch zu satt, um uns an den unzähligen gefüllten Teigtaschenvariationen des Samosa-Man’s zu versuchen. (Obwohl ich sicher irgendwann einmal Apfel-Samosa probieren werde.)
Vom Nomadic Oven probierten wir eine Lemon Tarte mit Herzen (sehr gut), einen Schokomuffin (mit sowas wie prickelnden Schokoblasen darin) und beim zweiten Mal noch Brownies, die wie ein Riesen-Oreocookie (mit Krokant glaube ich) aussahen und alles schmeckte sehr gut. Als ich die Brownies kaufte, erzählte uns die Bäckerin/ Verkäuferin, daß das fast schon einer ihrer letzten Bauernmärkte in diesem Jahr sei, da sie nach Italien reisen würde um von Herbst bis nächstem Frühjahr in traditionellen kleinen Bäckereien zu lernen und zu backen. Während sie darüber sehr erfreut schien, erwiderte ich ziemlich unhöflich, aber auch sehr ehrlich... „Oh, that’s too bad“ Das ist sehr schlecht, denn sich gerade in die perfekte Lemontarte zu verlieben, nur um den „Dealer“ gleich darauf wieder zu verlieren, ist eine sehr tragische Geschichte.
Nichtsdestotrotz, war es ein sehr schönes Erlebnis, bei dem man das Gefühl hatte tatsächlich einmal Vermontern und nicht nur deren Touristen begegnet zu sein und so können wir nun auch in den Chor einstimmen und Neu-Burlingtonern den Besuch des Bauernmarktes wärmstens empfehlen.



18. September 2010

GIFs noch einen

gif animator
Gif animator
Heute poste ich mal wieder kleine GIFs. Dieses ist zum Thema: Hunde haben es einfach besser. 

Golden Retriever sind übrigens die häufigste Hunderasse hier, noch vor Labradors. 
Die typische amerikanische Familie sieht demnach so aus: 
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Außerdem habe ich in diesen Blog und auch in Teodeco, eine Kategorie zum Weiterlesen in verwandten Artikeln eingefügt. Ich weiß noch nicht wieviel Sinn das im Bread Story- Blog macht oder nach welchen Kriterien verwandte Artikel zu solchen erklärt werden. Aber man kann es ja mal ausprobieren. Ach ja, und in Teodeco wird es nun auch bald weitergehen, versprochen ... :)

gif animator

14. September 2010

Von der Wohnungssuche


Ein Einkaufszentrum muß natürlich wie ein Farmgebäude aussehen in Vermont...

... die Tankstelle ebenfalls. (Nicht im Bild, die Fastfoodrestaurants nur stilecht mit Türmchen... )

Nach ein paar Tagen im absolut unkitschigen Kanada - Urlaub bin ich wieder zurück in der Farm- und Kuhhochburg Vermont oder auch Walt Disney's "Farmworld", wie einer meiner Mitreisenden beim Grenzübertritt meinte und möchte heute ein bißchen etwas dazu schreiben, wie wir letzlich unsere Wohnung im historischen Stadtviertel Old North End gefunden haben.
Nachdem wir lange erfolglos von Ottawa aus versucht hatten, eine Wohnung in Burlington zu finden, die alte Dame, die nicht an Inder vermieten wollte, hatte natürlich letzlich auch abgesagt, mussten wir mit Ankunft in Burlington so schnell wie möglich eine Wohnung finden, denn unser katzenfreundliches Hotel war sehr teuer.
Zuerst versuchten wir nach zwei Tagen in eine günstigere Pension umzusiedeln, aber die Besitzerin der kleinen Pension war bereits dement. Sie wollte uns eine Wohnung in der Gegend zeigen, die bald frei werden würde, stattdessen nahm sie uns auf eine Tour in ihrem Van durch das Stadtviertel, zeigte uns alle Apotheken, Pflegeheime und die Seniorenresidenzen, verfuhr sich dabei ständig und vergaß ununterbrochen, daß wir eigentlich ein Pensionszimmer mieten wollten. Sie hätte unsere Katzen zwar erlaubt, konnte Katzen aber selbst nicht ausstehen und so beschlossen wir nach dieser ziemlich erschütternden Tour lieber in unserem Hotel zu bleiben. Wie genau sie eigentlich noch in der Lage ist ihre Pension zu führen obwohl sie auch keine Lust zum Kochen und Frühstück zubereiten mehr hat, ist uns ein Rätsel.
Gottseidank konnten wir mit Hilfe eines Prepaid – Handys alsbald einige Wohnungsbesichtungs-Termine organisieren. Da ein Vermonter nie ans Telefon gehen würde, sondern nur seinen Anrufbeantworter laufen lässt, benötigt man ein Handy, um den Rückruf nicht zu verpassen.
Die erste Wohnung war nur ein dunkles Zimmer mit Bad in einem Haus für $ 850, wir lehnten dankend ab.
Am Dienstag hatten wir eine ganze Reihe an Wohnungsbesichtigungen mit einer Maklerin und einer weiteren Wohnung am späten Nachmittag mit einem anderen Makler. Es regnete den gesamten Vormittag und so stapften wir verdrossen von Bruchbude zu Bruchbude und sahen uns Wohnungen an, die so von Studenten gemietet werden. Viele dieser Wohnungen waren in unglaublich schlechtem Zustand, teilweise fehlten Fenster oder Treppenstufen zu den Wohnungen, manche Außentreppen neigten sich so sehr zur Seite, daß man nicht wußte, ob man diese überhaupt noch betreten darf. Die Wohnungen waren absolut zugemüllt, dreckig, stanken, hatten häufig nur eine Kochnische und Partykühlschrank ... es war deprimierend und dazu kostete jede dieser traurigen Zimmeransammlungen wesentlich mehr als unsere Wohnung in Ottawa. Solange die Studenten offenbar selbst das letzte Loch noch für viel Geld mieten, muß man als Vermieter kein Geld in ein Objekt stecken. Da wir dringend eine Wohnung benötigten, sendeten wir am Nachmittag ein Angebot für eine der besichtigen Wohnungen, auch wenn wir wußten, daß wir dort absolut nicht lange leben wollen würden.
Am späten Nachmittag dann sahen wir die letzte Wohnung des Tages und waren begeistert. Es gab Holzfußböden, Einbauschränke, eine echte Küche und die Fenster waren allesamt neu eingebaut. Nach all dem Sperrmüll, der uns den ganzen Tag über als Wohnungen angeboten worden war, war das eine echte Wohltat, auch wenn diese Wohnung ebenfalls Probleme hatte. Die Vormieter waren dem Vermieter weggelaufen und hatten die Wohnung in schlechtem Zustand hinterlassen. Sie hatten zwei Kinder, die sich offenbar überall austoben durften, so wurden die Wände mit Kugelschreiber bemalt, Fenstermalerei mit Nagellack versucht und die Heizungsverkleidungen auseinandergebaut. Am Schlimmsten sah die apfelgrün gestrichene Küche aus, denn diese war von oben bis unten ölverschmiert. Aber all das sahen wir als machbar an, schwieriger war da der Vermieter selbst, denn eigentlich wollte er seine Wohnungen nur noch an alleinstehende, gutaussehende Studentinnen vermieten. Das wußten wir aber schon vorher, denn durch einen Zufall hatten sowohl Anand als auch ich ihm eine e-mail bezüglich der selben Wohnung zugeschickt und während ich sofort eine (sehr nette) Antwort erhielt, wartet Anand wohl noch heute auf seine. Zuerst waren wir alleine mit ihm in der Wohnung und konnten sogar einige Fragen stellen, aber dann kam eine blonde, gutaussehende Studentin ebenfalls zum Termin und er verabschiedete sich sofort von uns und wir waren abgemeldet. Zumm! An diesem Abend war ich sehr deprimiert und überzeugt, daß wir keine Chance mehr hatten diese Wohnung zu mieten, obwohl wir sofort ein Mietangebot schickten. Aber wider Erwarten bekamen wir eine positive Antwort, eine Wendung der Dinge, die wir uns immer noch nur damit erklären können, daß die blonde Studentin nicht einziehen wollte und bereits am Mittwoch unterschrieben wir den Mietvertrag. Da wir sofort einziehen wollten, hatte der Hausmeister nicht viel Zeit die Wohnung auf Vordermann zu bringen, er reinigte und strich alles, wir bekamen sogar eine neue Küchenarbeitsplatte, aber für die Küchenwandfarbe reichte es nicht mehr. Das war dann für eine verbitterte Woche meine Aufgabe in der ich Schicht um Schicht Farbe auftrug, bis es endlich reinweiß erstrahlte.
Das Haus stammt aus dem Jahre 1900, dementsprechend haben wir ein winziges Bad, das sogar das kleine Bad im Haus meiner Eltern luxeriös erscheinen lässt und da es hier kein Kellerabteil zur Wohnung gibt, hatten wir am Anfang einige Stauraum – Probleme. So schleppte ich von Walmart und vom Lowe Baumarkt, Schuhregale und Faltabteile für den Kleiderschrank, sogar ein Plastiksteckregal für die Küche brachte ich auf dem Fahrrad her. Die Second Hand - Läden, die vorallem am Anfang so hilfreich in Ottawa waren, muß ich in Burlington meiden. Zum Einen sind sie winzig und zum Anderen hat Burlington nach Jahrzehnten in denen sie als ausgerottet galten, mit eine Bettwanzen – Plage epischem Ausmaßes zu kämpfen. Die Insektenspray – resistenten Wanzen sind selbst mit Kammerjägern sehr schwierig beizukommen. Da muss man sich eben hüten irgendwelche gebrauchten Gegenstände zu kaufen und hoffen, daß man nicht von irgendwoher sonst die Mohnsaat – großen Eier miteinschleppt. 




Unser Stadtviertel wird meist mit O.N.E. (Old North End) abgekürzt und gefiel mir von allen Vierteln der Stadt sofort am Besten. Es ist ein Viertel, in dem viele kleine bunte Holzhäuser stehen, man sieht immer Leute auf den Fußgängerwegen laufen, ganz im Gegenteil zu vielen Einfamiliensiedlungen der Vorstädte, wo niemand irgendwo hin läuft, sondern alle nur mit dem Auto fahren. Es ist ein sehr junges Viertel direkt neben der Innenstadt und dem See gelegen, mit seiner studentischen Bevölkerung, Künstlern aber auch Immigranten vorallem aus dem französisch – sprachigen Afrika, so daß wir auf unsere von Ottawa gewohnten Afrika Märkte nicht verzichten müssen. Wie aber auch schon Vanier, gilt es als schlimmstes und ärmstes Viertel der Stadt, so daß Anands Professor auch hier dachte, er müsse uns vor unserem grausigen Schicksal im Armenhaus der Stadt zu wohnen, bewahren und kurz vor Vertragsschluß versuchte eine „anständige“ Suburb – Wohnung für uns zu finden. Das mißlang, da anständige Wohnungen keine Katzen erlauben und so konnten wir ungestört mit dem Einzug fortfahren.
Burlingtoner denken, daß sie sehr tolerante Menschen sind und andere Rassen und Religionen problemlos akzeptieren. Was ihnen dabei nicht auffällt ist, daß es nahezu keine anderen Rassen oder Religionen in Vermont gab. Die Stadt war abgesehen von den Studenten schneeweiß und bereits pensioniert. 


Seit ein paar Jahren nun werden afrikanische Flüchtlinge in O.N.E. untergebracht, auf den Farmen arbeiten seit langem mexikanische Saisonkräfte und schon befürchten die guten Leute von Vermont den Untergang des Abendlandes. Mit dem vielleicht gutem Duzend schwarzer Familien im Stadtviertel, handelt es sich nunmehr um ein Ghetto vor dem man Angst haben muss, schließlich handelt es sich um traumatisierte Menschen aus Kriegsgebieten, die in Vermont weiter verwahrlosen werden, da es hier keine Arbeitsplätze (für Nicht – Weiße) gibt. Wenn sie einmal einen Blick zu ihren Nachbarn nach Kanada werfen würden, könnten sie sehen wieviel Unternehmergeist und wache Intelligenz in ihren neuen Immigranten steckt und wie bald schon afrikanische Läden und Restaurants das Stadtbild bereichern könnten.
Wir genießen dagegen unser Leben in diesem verruchten Viertel und die kurzen Wege überall hin, Anand kann sogar zur Uni laufen und so konnten wir bisher keine Probleme feststellen ... :)



5. September 2010

Shelburne Museum

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Am Samstag besuchten wir unser erstes Museum in Vermont, das Shelburne Museum an der Shelburne Straße Hausnummer 6000 im Dorf Shelburne. 


Unsere Kisten und Kartons sind alle ausgepackt, die Bilder an der Wand und so konnten wir am Wochenende einmal etwas anderes planen, als nur einen erneuten Besuch bei Walmart oder einem der Baumärkte. (Anand muss sich nur noch dazu entschließen, die Gelder für einen neuen Schreibtisch auszugeben – da dieser beim Umzug zerbrochen war – dann ist unsere Wohnung wieder komplett.)
Das Shelburne Museum wird in vielen Reiseführern als das wichtigste Museum in Vermont beschrieben, deswegen wollten wir damit beginnen. Es handelt sich auf jeden Fall um das größte Museum, denn das Freilichtmuseum steht auf vielen Hektar Grundfläche einer ehemaligen Apfelplantage. Es beinhaltet ca. 50 Gebäuden hauptsächlich aus der Zeit von 1775 bis 1900, die vom Leben in Neu-England berichten.
Dieses Museum wurde von Electra Havemeyer Webb gegründet, einer Dame der New Yorker High Society, deren Familie das Gelände in Vermont gehörte. Sie bauten sich ein paar der Farmgebäude als Sommersitz aus und kehrten der großen Stadt in jedem Sommer den Rücken, um das grüne, ruhigere Leben in Vermont zu genießen.
Die Ehepartner Webb waren beide zeitlebens Sammler, sie sammelte Puppen, Quilts, Porzellan, Gläser, während er von Werkzeugen, vor allem Schraubstöcken, Bronzestatuen, die das Leben im Wilden Westen darstellten und Jagdbildern begeistert war. Im hohen Alter und nach dem Tode ihres Mannes ließ Frau Webb die ersten Gebäude auf ihrem Vermonter Grundstück errichten, um die umfangreichen Sammlungen auszustellen.


Sie verfügte außerdem, daß ihr gesamtes Haus in der Park Avenue, samit Inneneinrichtung, Bildern an der Wand usw. nach ihrem Tod in das Museum transferiert werden würde und so geschah es. Das große weiße Gebäude begrüßt heutzutage als „Electra Havemeyer Webb Memorial Building“ die Besucher des Museums und nimmt sie mit auf eine Reise ins New York um 1920. Viele Freunde von Frau Webb mochten diese Idee sehr und überstellten ihre eigenen Pionier - Häuser, Scheunen, Bauernhöfe und Sammlungen in das Museum. So entstand mit den Jahren eine umfangreiche Kombination von uralten Häusern mit intakten Sammlungen amerikanischer Volkskunst, wie Wetterfahnen, Schildern, Teppichen, Schiffsfiguren und vieles mehr.
Unter den Häusern befinden sich Neubauten aus den 60 Jahren seit Museumsgründung, die sich jedoch selten als solche zu erkennen geben, sowie Fundstücke von überall her. So findet man ein altes Schulgebäude, ein Raddampfer, das komplette Atelier des Malers Ogden Pleissner, ein Leuchtturm, Bahnhof und Zirkusgebäude und was mich sehr erfreute: eine überdachte Brücke.

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Schon als wir noch in Ottawa gewohnt haben, wollte ich immer überdachte Brücken sehen und es kam leider nie dazu, da diese irgendwo in Quebecer Landschaft standen und wir kein Auto zur Verfügung hatten um danach zu suchen. Nun ist eine Brücke in einem Freilichtmuseum nicht gerade das gleiche, als wenn man inmitten freier Natur durch Wald und Wiesen auf einmal vor einer dieser Brücken steht, die wie Häuser aussehen, die den Fluß überspannen, aber ich fand meine erste selbstbesuchte überdachte Brücke trotzdem toll.
Ein bißchen kritisch muss man den Einfluß der vielen Familiensammlungen natürlich auch sehen, denn es wird nie das gesamte Bild der Zeiten dargestellt, die sie präsentieren wollen, denn die wohlhabenen New Yorker Familien waren selten am vollständigen Bild interessiert. Es handelt sich eher um eine romantisierte Variante der „guten alten Zeit“, in der es keine Armut oder Mühsal gab und man nur zu Zehnt in einem winzigen Bauernhof lebte, weil es so niedlich aussah und nicht weil man sich nichts Größeres leisten konnte. Andere Dinge fehlen völlig, obwohl sie wertfrei wären, es sich aber niemand für sie interessierte. So gibt es umfangreiche Sammlungen von Porzellan und Glaswaren, da sich aber Frau Webb und niemand ihrer Freunde für Besteck interessierte, gibt es keine Bestecksammlung, was einem als Besucher zumindest etwas seltsam vorkommt.

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Ich erwarte nicht unbedingt eine Bestecksammlung in einem Museum und bin auch nicht enttäuscht wenn ich kein Besteck zu sehen bekomme, aber es zeigt doch, daß bis zum heutigen Tag kein Kurator lenkend eingreift um die Museumsbestände sinnvoll zu vervollständigen.
Ansonsten wird das Museum von einer Freiwilligen - Armee alter Damen und Herren geleitet, die ihre Freizeit opfern, um interessierten Besuchern die einzelnen Häuser zu erklären. Wie immer zeigte sich Anand ein bißchen zu interessiert und brachte so einige der älteren Herrschaften mit detailierten, technischen Fragen in Verlegenheit, bis ich anfing in jedem weiterem Haus beim Betreten mit fester Stimme zu verkünden, daß wir keine Fragen hätten und uns nur etwas umsehen wollen würden.

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Die Bilder von diesem Museumstag sind leider nicht so gut geworden, da graue Wolken und teilweise leichter Nieselregen mitunter selbst das schönste Motiv beeinträchtigen können. Dennoch muss man das Wetter des Tages als gut bezeichnen, denn immerhin regnete es nicht ununterbrochen.

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Eine Kollegin von Anand begleitete uns auf der Museumstour, da sie obgleich seit vielen Jahren in Burlington wohnend, es nie zum Shelburne Museum geschafft hatte. Sie hatte am Nachmittag eine weitere Verabredung und so fand unser Besuch nach vier Stunden ein natürliches Ende, wir konnten zwar in manches Haus nur einen kurzen Blick hineinwerfen, aber für den Tag waren wir mit ausreichend Informationen gefüttert worden, bereits über den Punkt hinaus, daß uns noch irgendetwas begeistern konnte. Und so setzen wir uns wieder in den Bus, anstelle von Souvenirs hatten wir nur eine große Tüte reifer Äpfel vom Baum neben dem Bushäuschen mitgenommen und fuhren zurück nach Burlington in unser kleines, lebendiges Stadtviertel östlich der Fußgängerpassage :)
Zum Picasa Web Album mit weiteren Fotos geht es hier:
shelburne museum

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