30. August 2017

Zurück aus Donostia


In der vergangenen Woche - unserer Geburtstagswoche, waren wir wie in jedem Jahr auf Reisen. Dieses Mal verbrachten wir die Zeit im schönen San Sebastian / Donostia, an der Atlantikküste im Nordosten Spaniens. Ich wäre gerne auch in südlichere Gefilde gefahren, aber seit ich vor zwei Jahren in Kroatien so unter der End-August Hitze gelitten habe, vermeide ich das Mittelmeer lieber zu dieser Jahreszeit. Das Baskenland / Euskadi war in der Hinsicht ideal, denn das Wetter ändert sich durch den Ozean das ganze Jahr über nur wenig.
Da die Hotels in der Gegend verhältnismäßig wenige und sehr teuer sind, übernachteten wir stattdessen in einem einfachen airbnb Zimmer, ca. 4 Minuten Fußweg vom nächsten Strand entfernt. Soviel Zeit verbrachten wir aber gar nicht am ‚Playa de Ondarreta‘, denn wir waren eigentlich immer unterwegs um noch etwas anderes zu entdecken. 


Probleme gab es nur zuerst mit dem Essen, denn wenn man wie mein Mann (wegen seiner Erkrankung) derzeit besser vegetarisch lebt, ist die Auswahl sehr schwierig. 
Es enthält praktisch alles entweder Schinken, Fisch oder Meeresfrüchte ... selbst das überbackene Käsebaguette kam dann doch mit Schinken und das vegetarische Toast (sin carne) mit einer dicken Schicht Dosen-Thunfisch. 
Dazu haben wir nur in einem einzigen Restaurant (und das in Bilbao) jemanden gefunden, der gut englisch sprach, ansonsten behalfen wir uns mit einem Kauderwelsch aus spanisch/englisch/französisch und einigen Worten baskisch. Das erforderte natürlich eine gewisse Lernkurve von unserer Seite, zumal die lokale Bevölkerung für manche Begriffe z.B. die Toiletten häufig nur die baskische Bezeichnung verwendete. Baskisch scheint auch mit keiner anderen Sprache irgendwie verwandt zu sein, weswegen man sich schlecht etwas herleiten kann - auffällig war nur der ständige Gebrauch von ‚x‘ in vielen Wörtern. 
Richtig vorbereitet waren wir nicht auf diesen ‚Kulturschock‘ und so ganz verstanden haben wir es auch nicht, denn die Engländer waren nach Spaniern und Franzosen, die drittgrößte Urlaubergruppe. Deutsche hörte man eher selten, sie bevorzugen wohl eher spanische Urlaubsorte mit Schönwettergarantie und davon kann an der Atlantikküste nicht die Rede sein. Allerdings dauern die Regenschauer selten länger als eine halbe Stunde und danach scheint wieder die Sonne. 


Gleichzeitig war die Lokalbevölkerung aber auch unglaublich hilfsbereit und versuchte immer zu verstehen, was wir wollen, oder zu erklären was sie wünschen. Es reagierte niemand je genervt, daß wir kein baskisch und nur ein paar Brocken spanisch sprachen.

Ansonsten konnte man gut Kulturstudien betreiben, denn die typische spanische Familie, die in San Sebastian im Urlaub ist, besteht aus: Mutter, Vater, drei Kindern und einem kleinen Hund. 
Der Hund und das jüngste Kind sind dabei die alleinige Verantwortung des Vaters; die Kinder tragen häufig identische Kleidung und dürfen sich relativ frei bewegen, ob die Kleinsten nun auf Klettergerüsten oder Zäunen herumkletterten, es waren selten ängstliche Eltern in der Nähe. Alle größeren Kinder sind den ganzen Tag mit unterschiedlichsten (Wasser) - Sportarten beschäftigt, übergewichtige Menschen sieht man sehr selten. 

An unserem Geburtstag waren wir ein Stück auf dem Jakobsweg unterwegs, allerdings in entgegengesetzter Marschrichtung bis zum nächsten Fischerort. Dabei begegneten wir vielen Pilgern, die sich von normalen Wanderern nur durch die umgehängten Jakobsmuscheln und Sonnenzeichen unterscheiden ^^ 
Während der Pfad landschaftlich sehr schön ist, stellte er aber keine Herausforderung dar, manche Baumwurzeln waren geradezu blankgeschliffen von sovielen Menschen, die täglich über sie steigen - und allein in der Natur war man kein einziges Mal - eher eingereiht in einer steten Menschenkette.
Erwähnen sollte man wahrscheinlich noch die Anti-Tourismus Kampagne der baskischen Jugend: Während wir keine Nachteile daraus zogen, war es doch etwas seltsam überall ‚Tourist Go Home‘ Graffitti zu sehen. Die Aktion richtet sich gegen Massentourismus (den es in San Sebastion so gar nicht gibt) und der hohen Jugendarbeitslosigkeit (den Teil haben wir beide nicht verstanden, man kann sich darüber aufregen, daß man in Touristenjobs viel zu wenig verdient, aber Arbeit gibt es genug ...

Insgesamt war es jedenfalls nach überwundenen Anfangsschwierigkeiten ein wirklich schöner Urlaub und selbst das Atlantikwasser wärmer als gedacht :) 


19. August 2017

Bahnhofsviertelnacht 2017

 Der gesamte Satz lautete übrigens: Bahnhofsviertel ich hab misch indisch verliebt ^^ 

Wie bereits im Vorjahr begannen wir unseren Abend damit, daß wir den 'Food Truck' Markt in der Kaiserstraße entlangliefen und feststellten, daß überall lange Schlangen von Anzugträgern anstanden, die offenbar ihren Feierabend ausklingen ließen. Also begannen wir statt mit dem Abendessen, ein wenig unser Besichtigungsprogramm und landeten im ersten Hinterhof im Club Orange Peel, aber wir waren zu hungrig und deshalb ging es bald weiter. 


Das Schöne an so einem Fest ist natürlich, daß man überall neugierig hingehen kann und gerade im Bahnhofsviertel entdeckt man auch im nächsten Innenhof immer noch ein Geschäft, ein Modelabel, Moschee, sonstige Werkstätten, von deren Existenz man bisher nicht einmal etwas ahnte.
In der Münchner Straße kauften wir uns Börek, ehe wir beschlossen zum ‚Yumas‘ am Baseler Platz zu laufen. Das war ebenfalls ein Programmpunkt, aber weit genug vom eigentlichen Geschehen entfernt um weniger überlaufen zu sein. 


Dort war es tatsächlich relativ ruhig, und wir erfreuten uns an dem großen überdachten Innenhof, den wir in dem modernen Gebäude so nicht vermutet hätten. Zum Abendessen gab es eine Burrito Bowl und Chili, dazu einen ‚Mango Chamoy‘ Cocktail.
Danach liefen wir zum Wyndham Grand Frankfurt um uns die Instagram Fotoausstellung in der Lobby anzusehen, ehe es zurück durch die Moselstraße ging. 
Jetzt besuchten wir das eigentliche Rotlicht- und Drogenviertel - Orte, die ich sonst das ganze Jahr über eher meide, da man weder von Männern taxiert werden möchte, noch von Cracksüchtigen belästigt. In der Bahnhofsviertelnacht ist das aber kein Problem, denn es finden nicht nur überall Parties statt, sondern es gibt auch eine ständige, starke Polizeipräsenz. Und natürlich auch die mittlerweile allgegenwärtigen Betonbarrieren.
Doch selbst diese Unorte sind heutzutage eigentlich normal: Über den Nachtclubs befinden sich moderne Wohngebäude, neben dem Druckraum der Drogenabhängigen befinden sich zuviele Restaurants, als daß sich die Gäste wirklich an der Szene stören würden - die Gentrifizierung schreitet voran.


Zum Abschluß besuchten wir das Cabaret Pik Dame, eines der ältesten Etablissements im Viertel, mit roten, abgewetzten Plüschsesseln, Karusellpferden, Tänzerinnen und Jazzmusik.
Insgesamt war diese Bahnhofsviertelnacht sehr viel politischer als die vorhergehende, es gab nicht nur die Parteien, die Wahlkampf betrieben (möchten Sie ein Parteiprogramm oder lieber ein Feuerzeug mit Parteiaufdruck?), es wurde auch gegen steigende Mieten protestiert und für bzw. gegen das Rotlichtviertel. In den letzten Jahren führte der Interessenverein der Prostituierten gutbesuchte Bordell-Führungen für Frauen durch, die in diesem Jahr wegen moralischer Bedenken nicht im offiziellen Programmheft stehen durften. Außerdem demonstrierte eine Iniatiative gegen die Verharmlosung von Prostitution.
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Es war jedenfalls wieder ein interessanter Abend und wir wiederholten keinen Besuch vom Vorjahr - nur auf die Hotelführung, für die wir uns vorher sogar angemeldet hatten, verzichteten wir letztendlich.
Im nächsten Jahr würde ich gerne an einer der Stadtteil-Themenführungen teilnehmen, und eine Führung durch eines der Kunstarchive der Banken würde mich ebenfalls sehr interessieren. 

17. August 2017

Throwback Thursday - Bahnhofsviertelnacht 2016


Es ist noch kein Freitag, also kann ich das hier nicht als Flashback Friday einstellen - aber es passt gerade so gut, denn heute findet die diesjährige Bahnhofsviertelnacht statt. Und wir haben sogar aus dem Vorjahr gelernt und uns bei manchen Programmpunkten schon vorher angemeldet :)
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Das Bahnhofsviertel begann einst als gediegenes Viertel mit reichgeschmückten Stadthäusern samt Belvederchen (einem Ausblick auf dem Dach) entlang der Kaiserstraße. Irgendwann kehrte sich das jedoch ins genaue Gegenteil um, es wurde bekannt als Rotlichtbezirk, Drogen-, Spielerparadies; sowie der höchsten Anzahl an internationalen Lebensmittelgeschäften.
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Dieses Milieu und günstige Mieten mitten in der Stadt lockten wiederum Künstler an und alsbald entstanden die ersten Galerien, denen Biobäckereien und Szenekneipen folgten. Seitdem ist das Viertel plötzlich ‚in‘, der Rotlicht-Anteil ist auf Teile einer Straße begrenzt worden, der Drogenhandel und Konsum hat sich weitgehend auf den Hauptbahnhof verlagert und die internationalen Lebensmittelgeschäfte können sich häufig die ständig steigenden Mieten nicht mehr leisten. Die ‚Gentrifizierung‘ ist also in vollem Gange.
Bei der Polizei ist das noch nicht angekommen, und so finden die beliebten Razzien nach wie vor in dem Stadtteil statt, zumeist Ereignissen des Zeitgeschehens folgend… so fanden Razzien nach den Vorfällen in der Kölner Silvesternacht, nach Schüssen in der Frankfurter Innenstadt und auch nach den Bombenattentaten in Belgien ausschließlich dort statt - die zumeist zur vorübergehenden Schließung des ein oder anderen Restaurants wegen hygienischer Mängel führten.


Um das Image des Bahnhofsviertels auch in der sonstigen Bevölkerung anzuheben, findet einmal im Jahr ein Straßenfest statt an dem sich von Galerie, Atelier, Hotel, div. Vereinigungen, bis hin zum Bordell alle beteiligen.
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In den Jahren zuvor hatten wir jeweils keine Zeit gehabt, um das Fest zu besuchen - doch dieses Mal wollten wir endlich einmal dabei sein. Dazu war im Programmheft ein Stadtplan mit Nummern abgedruckt, denen wir mehr oder weniger zielstrebig folgten. 
Viele der interessanten Führungen blieben uns dabei verwehrt, da die Warteschlangen entweder zu lang waren, oder weil man sich dazu vorher hätte anmelden müssen (nächstes Jahr sind wir schlauer und besser vorbereitet.) Stattdessen besuchten wir eine Moschee (sogar ohne Kopfbedeckung), zwei Hotels und eine kleine Hinterhofgalerie und Kunstwerkstatt. Insgesamt war das ausreichend für einen Abend und so kehrten wir mit vielen neuen Eindrücken aus Frankfurts interessantestem Stadtviertel zurück nach Hause.

12. August 2017

Wiesbaden - Biebrich und Schierstein

Die Gartenseite von Schloß Biebrich


An einem schönen, sonnigem Samstag folgten wir der Empfehlung unseres Vermieters und fuhren nach Wiesbaden Biebrich. Dort sahen wir uns den Schloßpark samt Schloß an, bevor es danach weiter zum Hafen von Schierstein ging. 
Das Schloß in Biebrich entstand über lange Zeit und den üblichen Umbauten ab 1700, bis es sein heutiges hautpsächliches Barock-Aussehen erreichte. Genauso wurde der Garten immer wieder umgestaltet, zuletzt im englischen Stil inklusiver einer künstlichen Ruine, der Mosburg. 


Diese wurde auf die Grundmauern einer alten Festung aufgebaut und Goethe, der den Park einst besuchte, machte sich milde darüber lustig.
Zu der Zeit waren künstliche Ruinen offenbar ein bißchen zu sehr in Mode. Das eigentliche Schloß fand er dagegen großartig, vorallem die ehemaligen Orangerien, mit beidseitigem Blick auf Garten und den Rhein.

Die Nilgänse sind hier ganz offensichtlich zu Hause. 


Ein bißchen erinnerte mich das Emsemble an Schloß Sanssouci (vielleicht weil es auch einst Sommerresidenz war), obwohl die Lage direkt neben dem Fluß natürlich eine völlig andere ist. 
Nach der Parkbesichtigung folgten wir der Rheinpromenade vorbei an den Biebricher Villen, in denen u.a. Wagner ‚Die Meistersinger‘ geschrieben hat. 


Bald erreichten wir das Ende von Biebrich und liefen weiter am Rhein Richtung Schierstein. Das ist auch der Anfang der ersten Etappe des Rheinsteigs.
Es war jedoch ein so drückend heißer Tag, daß uns der eigentlich anspruchslose Weg immer länger und länger vorkam und obwohl wir direkt am Fluß entlang gingen, wehte nicht das geringste Lüftchen. Deswegen liefen wir bald ein Stück weiter weg vom Fluß, einfach weil wir dort von Baumschatten zu Baumschatten wandern konnten.
Alsbald war jedoch auch das geschafft, wir durchquerten die Brücke und standen vor dem Binnenhafen Schierstein, der 1858 angelegt wurde und mittlerweile hauptsächlich von Yachthäfen genutzt wird. Dadurch sieht es so aus, als wenn man sich plötzlich an einem geschäftigen See befindet.


Leider war es immer noch zu heiß, als daß wir besonders viel auf Entdeckungsreise gehen wollten, also schleppten wir uns nur nach Schierstein und die erste Gaststätte war unsere.
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Bei anderem Wetter wären wir sicherlich einmal um den Hafen gelaufen und hätten die 1967 errichtete Dyckerhoff Fußgängerbrücke (eine der ersten Spannbetonbrücken in Deutschland) nicht nur aus der Ferne bewundert. 
Danach sahen wir uns mit neuer Kraft den kleinen Stadtkern von Schierstein an: Es gibt dort sogar Storchennester - und mit dem nächsten Zug ging es letztlich zurück nach Frankfurt.
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10. August 2017

Mausprobleme

Heute morgen brachte die Katze eine Maus mit nach Hause. Normalerweise passe ich auf, daß die Fenster geschlossen sind, denn morgens ist immer Jagdzeit... heute bei Dauerregen saßen aber alle Katzen nur brav auf dem Fensterbrett und so ließ ich das Fenster geöffnet. Ich weiß auch gar nicht, wann die Katze überhaupt hinauslief, und wie sie so schnell die Maus fand... jedenfalls lief sie samt Maus in die Küche, diese verschwand sofort unter dem Kühlschrank.
Also verrückte ich den Kühlschrank, dabei fielen einige Sachen heraus und herunter, während ich den Kühlschrank so hielt, daß die Katze die Maus bekommt und ich nicht etwa den Kühlschrank auf der Katze platziere. Die Maus lief in den Weinkarton, den ich sofort samt Maus in den Regen stellte, die Katze hinterher. Dort geschah was geschehen musste, die Maus immer noch im Weinkarton, zwischen zwei Flaschen hängend war tot. Ermordet.
Falls irgendjemand Lust hat Mausgedärme von Weinflaschen zu waschen, sie stehen vor der Haustür und der Dauerregen reicht leider nicht aus.
Jedenfalls, als mein Mann damit fertig war mir zu erklären, wie das alles nur meine Schuld sei, da ich schließlich das Fenster offen gelassen hatte - endete er mit den Worten: Das hat aber auch etwas Gutes, schließlich kannst Du jetzt auch einmal hinter dem Kühlschrank sauber machen.

Ach ja, wie man aus dieser Tirade unschwer erkennen kann - ich bin nach meinem zehntägigen Urlaub in Köln und Usedom zurück in Frankfurt. 

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