22. August 2013

Keine Wale in Hampton


Als wir in Kanada lebten, hätten wir zweimal die Möglichkeit gehabt uns Wale anzusehen, in Quebec City und in Vancouver... beide Male kam es nicht dazu.
Bei späteren Besuchen in Massachusetts, in Boston und Salem, kam auch immer etwas anderes dazwischen, so daß ich in diesem Jahr von vornherein die Waltour als Schwerpunkt unserer Reise (mit zwei neuen Freunden) nach Hampton Beach, NH bestimmte, wir meldeten uns sogar schon vor Reiseantritt bei dem Veranstalter an.


Hampton Beach ist der nahegelegenste Atlantikstrand von Burlington aus, drei Stunden Autobahnfahrt und man erreicht breite, meilenweite Sandstrände, mit eiskaltem, klaren Atlantikwasser.


Der Ort selbst ist weniger schön, man sieht, daß in den letzten Jahren sehr viel Geld investiert wurde um Promenade, Konzertmuschel, Waschräume usw. aufzuwerten, doch davor scheint 30 Jahre lang nicht allzuviel passiert zu sein und so besteht die Einkaufsstraße aus den üblichen Karnevalsbuden, die einem bereits in anderen Seeorten der USA begegnet sind, die Luft stinkt nach altem Öl der vielen ‚Mutzen‘ (Fried Dough) Buden und es klingelt und summt aus den Spielhallen mit ihren hunderten Videospielen und Arcade-Spielen.
Wenn man den Anblick der gediegenden deutschen Seebäder gewöhnt ist mit ihren Villen und teuren Geschäften, dann ist das schon ein Kulturschock an den man sich nur schlecht gewöhnen kann.


Hampton begann zwar auch einst als teures Seebad der reichen Bewohner aus Boston und New York, doch bereits in den 1920er Jahren übernahm das Proletariat und die Seebäder wurden zum billigen Wochenendausflug für Mittelstand und Arbeiter.
Das ändert sich jedoch wieder... die meisten Vergnügungsparks sind bereits verschwunden und machten Platz für luxuriöse Ferienwohn-Anlagen, die Holzachterbahnen sind Geschichte und heutzutage kommen die meisten Besucher aus Kanada.


Nachdem wir Pier 1, Ocean Avenue mit den Wal-Suchbooten erreichten hatten, ging es hinaus auf die hohe See - eine Stunde dauerte unsere Fahrt bis zur Jeffreys Ledge, einem porösen Unterwassergebirge, das perfekte Bedingungen für die Entstehung von marinem Leben (vorallem Krill) bildet und von einer Vielzahl an großen Meerestieren, von Wal, Robbe, Walhai bis Thunfisch besucht wird.


Leider kamen wir zu einer Zeit, in der das Wasser relativ warm war, so daß die größeren Wale weiter nördlich, der Nahrung hinterherschwammen und wir nur die ca. 8 Meter langen Zwergwalen besuchen konnten.
Das Problem mit den Zwergwalen ist, daß sie nicht mit der Schwanzflosse aus dem Wasser ragen, sondern nur für ein paar Sekunden mit der Rückenflosse sichtbar sind, oder auch nicht, wenn das Wasser bewegt ist und danach sind sie für 20 Minuten wieder verschwunden.
So konnten wir mitunter erahnen, wo gerade noch ein Wal war, wir wussten aufgrund des Sonars, daß sich Wale unter uns befanden, nur sehen konnten wir sie nicht. Stattdessen wurde selbst meine Seefestigkeit hinterfragt, mit normalen Vorwärtsfahren hatte ich kein Problem, doch sobald das Schiff hielt und wir wild in den Wellen schaukelten, fand mein Magen das nicht so lustig. Zum Glück gab es jedoch Salzstangen in der Kantine, die halfen :)

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Als einziges Tier des langen und langweiligen Ausflugs konnten wir so nur eine träge Hafenrobbe bewundern (ohne Foto!), die von den nahegelegenen Shoals Inseln (ehemaligen Walfang-Standorten) herüberschwamm.

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Nach fünf Stunden waren wir wieder im Hafen und erhielten einen Rain Check ... d.h. wir können die Tour wiederholen um beim nächsten Mal hoffentlich mehr Wal-Sicht-Glück zu haben.

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Trotz der langen Tour hatten wir jedoch noch nicht genug vom Atlantik und so ging es zum Sonnenuntergang an den Strand, bevor wir zu unserem Hotel in Haverhill,MA fuhren. 
Dort freute ich mich zwar über die neu-eingerichteten Zimmer und Lobby, doch ich wunderte mich auch ein wenig, warum man ein Hotel nach der neuesten Mode renovieren muss, wo es schon zwei Jahre später altmodisch aussehen wird und wohl erst nach zehn Jahren wieder renoviert wird.

17. August 2013

Morgenlicht

Prunkwinden
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Während meine Woche sehr blogfrei verlief, änderte sich das Wetter in Burlington spürbar .... vorbei sind die Gewittertage des Juni und die tropischen Nächte im Juli, stattdessen nähern sich die Nachttemperaturen langsam dem einstelligen Bereich an und verdächtig viele Blätter sind bereits gelb und rot verfärbt. 
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Unsere mittlerweile 97-jährige Nachbarin Doris, die wir in den vergangenen Jahren (ein wenig) mit-betreuten, hatte derweil einen Herzanfall und musste ausziehen, da sie nun wirklich nicht mehr alleine leben kann. Von den letzten Nachrichten, die wir von ihrer Familie erhielten, scheint es ihr aber wieder gut zu gehen und ich bin mir sicher, daß sie nun viele Extra-Aufgaben für ihre Betreuer erfinden wird. 
Heute morgen war es noch grau und etwas neblig, als die Katzen mich aus dem Bett warfen... ich war jedoch sehr froh, daß ich es geschafft hatte rechtzeitig aufzustehen, denn genau während unserer Zeit im Hinterhof schaffte es die Sonne durch den Nebel zu brechen und nach vielleicht zehn Minuten war der Nebel dann Geschichte. 

 Ein nicht-öffentlicher, umzäunter Friedhof = ein Paradies für Katzen. 
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Ich machte einen kurzen Spaziergang zum alten Elmwood Friedhof in der Parallelstraße und erfreute mich an dem Tautropfen - Schauspiel, die im ersten Licht um die Wette glitzerten. 

Die Spinnen waren natürlich auch fleißig, um an ihrer diesjährigen Version des Altweibersommers zu arbeiten.

10. August 2013

Baltimore - Federal Hill

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Ich habe meine Tour durch Baltimore in der vergangenen Woche etwas vernachlässigt, dabei fehlt nur noch dieser eine Artikel über den kleinen Stadtteil Federal Hill.
Ab nächster Woche geht es dann nach kurzer Strandpause in Washington, DC weiter :)
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Der namensgebende Federal Hill, ist kein Hügel im eigentlichen Sinne, sondern die Schutthalde der ehemaligen Farbenfabrik (in der sich jetzt das Imaginary Art Museum befindet.) 
Während des amerikanischen Bürgerkriegs gab es einige Aufstände in der Stadt und die Nordstaaten hatten Angst, daß sich das wirtschaftlich starke Baltimore dem Süden anschließen könnte, daher wurde der Farbenschutt befestigt und auf der Spitze zielten die Kanonen direkt auf die Stadt.


Diese Drohung funktionierte und Baltimore verblieb im Nordstaaten-Bund.
Es wurden auch einige Tunnel durch die Schuttfestung angelegt, doch diese brachen ständig ein und wurden letztlich aufgegeben.


Neben dem Hügel entstand ein kleiner - gleichnamiger - Stadtteil mit Ziegelstein-Stadthäuschen, die eher an europäische Vorbilder erinnern, in manchen Straßen befinden sich selbst heute noch Pflasterstraßen. 
Als ich durch die Straßen lief, erinnerten mich diese sehr an meine hanseatisch geprägte Heimatstadt - nur die Giebel fehlten. 
Da die Häuser teilweise sehr gleich aussehen, und man mitunter einen Ziegelstein-Wohnblock nicht von dem anderen unterscheiden kann, konzentrieren sich die Bewohner auf die Türen ihrer Häuser. 
Diese leuchteten in allen Regenbogenfarben und viele besonders schöne Türklopfer ergänzten das Bild.
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Das war mein letzter Ausflug in die alte, traditionsreiche Industrie- und Hafenstadt Baltimore.

1. August 2013

Berg-Eisenbahn

 Ameisenmenschen :)

Am vergangenen Samstag fuhren wir nach New Hampshire um Mount Washington - den höchsten Berg der amerikanischen Ostküste - zu besuchen. 
Wir konnten leider nicht hinaufwandern, da das wirklich erfahrene Bergwanderer erfordert: Das liegt nicht so sehr am Berg selbst, die Wanderwege hinauf sind zwar steil und lang, doch das sind andere Wege auch, aber der Berg ist bekannt für sein notorisch schlechtes Wetter und da man lange Zeit außerhalb der Baumgrenze wandert, ist man dem über weite Strecken ausgesetzt.


Mount Washington liegt an einer Wetterscheide zwischen Atlantikwinden, Golf von Mexiko-Wettersystemen, und arktischen Stürmen und all das führt dazu, daß an 100 Tagen im Jahr Winde der Hurrikanstärke wehen. 1934 wurden 372 km/h gemessen, ein Wind-Rekord der erst 1996 von Australien gebrochen wurde. Viele Kreuze auf dem Berg erinnern an die Besucher (135 Todesfälle, viele davon starben in den Sommermonaten an Unterkühlung), die es nicht bis ins rettende Gipfelzentrum auf der Bergspitze geschafft haben, manche starben wirklich nur in 50 Metern Entfernung, doch bei Schneesturm (auch im Juli keine Seltenheit) und dichtem Nebel konnte man nichts mehr erkennen. 
All das ist zuviel für unsere Gruppe von Gelegenheits-Wanderern. Daher nutzten wir die Bergbahn um den Gipfel zu erreichen.


Die sogenannte Cog Railway (oder Zahnradbahn) befährt den Berg seit 1869 und ist damit die weltweit erste Zahnradbahn, die einen Berg hinauffuhr. Die Einzelrundfahrt kostete 65$, so daß wir eine Gruppe bilden mussten um mit dem Gruppenticket 25$ pro Person hinauffahren zu können. Es war gar nicht so einfach die zwanzig Leute für diese Reise zusammenzubekommen, und letztlich kamen zwei auch gar nicht. 
Für die Reise buchten wir einen der Schulbusse, die in den Sommermonaten ungenutzt sind und daher vorallem an Ferienlager vermietet werden. Unsere Busfahrerin hieß Gloria und sie fuhr seit 21 Jahren Schulbusse.

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In diesen Jahren hat sich das Design der Busse nur unwesentlich verändert, nachwievor sieht man sämtliche Nieten und Schweißnähte, die den Bus zusammenhalten, sind die grauen Sitzbänke hoch und unbequem, der Bus ist kaum gefedert, ohne Gurte und es gibt natürlich keine Klimaanlage... kurzum (Achtung Ironie), es war der perfekte Bus um an einem Juli-Wochenende drei Stunden über die Autobahn und letzlich in den Nationalwald White Mountains zu fahren. 
Da ich von Anfang gegen die Busidee war (einzelne Autos sind so viel flexibler und weniger ‚Gruppe‘), erfreute ich mich sehr an den Beschwerden derjenigen, die so enthusiastisch für die Gruppenreise gestimmt hatten, vor allem wenn sie ermahnt wurden, daß sie sich nicht im Gang aufhalten dürfen oder des Busses verwiesen werden... herrlich :) - hoffentlich müssen wir nie wieder mit einem Schulbus fahren.

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Nach Erreichen der Talstation, luden wir unsere Busfahrerin ein mit uns hinaufzufahren (wir mussten eh die 20 Tickets kaufen und hatten so Extra Tickets) sie stimmte erst zu, als sie den Gipfel von unten erkennen konnte, denn für einen Nebeltag bei subarktischem Klima fühlte sie sich nicht warm genug angezogen. Aber wir hatten Glück, man konnte zwar Wolken erkennen, doch keine hüllte alles in Nebelschwaden. 
Daraufhin ging es in die buntbemalten Abteile der Bergbahn.

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Unser Fahrkartenkontrolleur war auch Touristenführer und so erklärte er Einiges entlang des Weges, die Namen der tiefsten Schluchten (an deren Kante wir gefährlich dicht vorbeifuhren), die Brücken, Wassertanks und Wirkweise der Loks.


In früheren Zeiten gab es nur Dampflokomotiven (die heutzutage nur noch einmal täglich fahren) und diese mussten mit großen Mengen Wasser gekühlt werden, daher gab es Tanks entlang des Weges um Wasser auffüllen zu können.
Heutzutage ist die computergesteuerte Diesellok der Standard, doch Computern kann man nicht immer trauen, daher sind die Wagen mit Bremsen ausgestattet, die vom Fahrkartenkontrolleur bedient werden und ein Lokführer ist immer dabei.


Obwohl wir wussten, daß wir pro zurückgelegten Meter durchschnittlich 20% (max. 37,41%) Steigung zurücklegten (selbst die steilsten Straßen haben max. 14%) fühlte es sich nicht so an - die Fahrt ging natürlich bergauf aber sah erstaunlich gemächlich aus.
Nur wenn man sich die Wolken ansah, die so seltsam schief am Himmel hingen oder unglaublich schiefe Häuser am Wegesrand stehen sah (die absolut gerade standen) fiel einem auf, wie schief man selbst war ^^
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 Anstehen für das Gipfelbild

Nach ca. 45 Minuten Fahrt hatten wir die Gipfel Station erreicht und hatten eine Stunde Aufenthalt. 
In der Zeit besuchten wir den eigentlichen geografischen Gipfel des Mount Washington, der eine kleine Klettertour erforderte (zuviel für viele, der mit Zug und Auto Angereisten) sahen uns Wolkentäler und Ruinen von früheren Gebäuden an.

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Im ehemaligen TipTop Hotel konnte man sich ein Ausstellung zum BergTourismus im 19. Jahrhundert ansehen und in der Gipfelstation fand man Restaurant, Notunterkünfte und ein Museum zum Wetter (seit 1932 befindet sich dort eine Wetterstation) auf dem Berg.
Echte Unterkünfte gibt es nicht mehr auf dem Gipfel, dazu muss man zum tiefergelegenen Lake of the Clouds wandern, wo sich bis zu 90 Wanderer in Doppelstockbetten einmieten können.

 Das Hostel am 'Lake of the clouds'

Nach unserer Stunde Aufenthalt ging es wieder zurück zur Talstation, nunmehr brauchten wir 30 Minuten mit der Bahn, das ginge natürlich dank Schwerkraft viel schneller, doch die Bremsen waren notwendig, damit der Zug nicht entgleist.

In früheren Jahren fuhren die Leute in umgebauten Schlitten mit großen Bremsen die Gleise hinunter. Der schnellste Fahrer (der die Fahrt überlebte) brauchte etwas unter 3 Minuten für die Strecke Gipfel bis Talstation.

 Die Wal-Flossen stehen am Ortseingang von Burlington, wenn man sie sieht, weiß man, daß man fast zu Hause ist :)

Alsbald waren wir auf dem Rückweg nach Burlington und kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir die Stadt.
Immerhin noch zu zehnt landeten wir dann im mexikanischen ‚El Gato Cantina‘- wie immer ein sicherer Tip, um an einem Samstagabend kurzfristig eine große Gruppe in einem Restaurant unterbringen zu können.

Und so endete der Tag bei Chili Relleno (mit Käse und Chilischoten gefüllten Paprika), Mango-Margarita, schwarzen Bohnen und jeder Menge Nachos.

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