1. August 2013

Berg-Eisenbahn

 Ameisenmenschen :)

Am vergangenen Samstag fuhren wir nach New Hampshire um Mount Washington - den höchsten Berg der amerikanischen Ostküste - zu besuchen. 
Wir konnten leider nicht hinaufwandern, da das wirklich erfahrene Bergwanderer erfordert: Das liegt nicht so sehr am Berg selbst, die Wanderwege hinauf sind zwar steil und lang, doch das sind andere Wege auch, aber der Berg ist bekannt für sein notorisch schlechtes Wetter und da man lange Zeit außerhalb der Baumgrenze wandert, ist man dem über weite Strecken ausgesetzt.


Mount Washington liegt an einer Wetterscheide zwischen Atlantikwinden, Golf von Mexiko-Wettersystemen, und arktischen Stürmen und all das führt dazu, daß an 100 Tagen im Jahr Winde der Hurrikanstärke wehen. 1934 wurden 372 km/h gemessen, ein Wind-Rekord der erst 1996 von Australien gebrochen wurde. Viele Kreuze auf dem Berg erinnern an die Besucher (135 Todesfälle, viele davon starben in den Sommermonaten an Unterkühlung), die es nicht bis ins rettende Gipfelzentrum auf der Bergspitze geschafft haben, manche starben wirklich nur in 50 Metern Entfernung, doch bei Schneesturm (auch im Juli keine Seltenheit) und dichtem Nebel konnte man nichts mehr erkennen. 
All das ist zuviel für unsere Gruppe von Gelegenheits-Wanderern. Daher nutzten wir die Bergbahn um den Gipfel zu erreichen.


Die sogenannte Cog Railway (oder Zahnradbahn) befährt den Berg seit 1869 und ist damit die weltweit erste Zahnradbahn, die einen Berg hinauffuhr. Die Einzelrundfahrt kostete 65$, so daß wir eine Gruppe bilden mussten um mit dem Gruppenticket 25$ pro Person hinauffahren zu können. Es war gar nicht so einfach die zwanzig Leute für diese Reise zusammenzubekommen, und letztlich kamen zwei auch gar nicht. 
Für die Reise buchten wir einen der Schulbusse, die in den Sommermonaten ungenutzt sind und daher vorallem an Ferienlager vermietet werden. Unsere Busfahrerin hieß Gloria und sie fuhr seit 21 Jahren Schulbusse.

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In diesen Jahren hat sich das Design der Busse nur unwesentlich verändert, nachwievor sieht man sämtliche Nieten und Schweißnähte, die den Bus zusammenhalten, sind die grauen Sitzbänke hoch und unbequem, der Bus ist kaum gefedert, ohne Gurte und es gibt natürlich keine Klimaanlage... kurzum (Achtung Ironie), es war der perfekte Bus um an einem Juli-Wochenende drei Stunden über die Autobahn und letzlich in den Nationalwald White Mountains zu fahren. 
Da ich von Anfang gegen die Busidee war (einzelne Autos sind so viel flexibler und weniger ‚Gruppe‘), erfreute ich mich sehr an den Beschwerden derjenigen, die so enthusiastisch für die Gruppenreise gestimmt hatten, vor allem wenn sie ermahnt wurden, daß sie sich nicht im Gang aufhalten dürfen oder des Busses verwiesen werden... herrlich :) - hoffentlich müssen wir nie wieder mit einem Schulbus fahren.

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Nach Erreichen der Talstation, luden wir unsere Busfahrerin ein mit uns hinaufzufahren (wir mussten eh die 20 Tickets kaufen und hatten so Extra Tickets) sie stimmte erst zu, als sie den Gipfel von unten erkennen konnte, denn für einen Nebeltag bei subarktischem Klima fühlte sie sich nicht warm genug angezogen. Aber wir hatten Glück, man konnte zwar Wolken erkennen, doch keine hüllte alles in Nebelschwaden. 
Daraufhin ging es in die buntbemalten Abteile der Bergbahn.

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Unser Fahrkartenkontrolleur war auch Touristenführer und so erklärte er Einiges entlang des Weges, die Namen der tiefsten Schluchten (an deren Kante wir gefährlich dicht vorbeifuhren), die Brücken, Wassertanks und Wirkweise der Loks.


In früheren Zeiten gab es nur Dampflokomotiven (die heutzutage nur noch einmal täglich fahren) und diese mussten mit großen Mengen Wasser gekühlt werden, daher gab es Tanks entlang des Weges um Wasser auffüllen zu können.
Heutzutage ist die computergesteuerte Diesellok der Standard, doch Computern kann man nicht immer trauen, daher sind die Wagen mit Bremsen ausgestattet, die vom Fahrkartenkontrolleur bedient werden und ein Lokführer ist immer dabei.


Obwohl wir wussten, daß wir pro zurückgelegten Meter durchschnittlich 20% (max. 37,41%) Steigung zurücklegten (selbst die steilsten Straßen haben max. 14%) fühlte es sich nicht so an - die Fahrt ging natürlich bergauf aber sah erstaunlich gemächlich aus.
Nur wenn man sich die Wolken ansah, die so seltsam schief am Himmel hingen oder unglaublich schiefe Häuser am Wegesrand stehen sah (die absolut gerade standen) fiel einem auf, wie schief man selbst war ^^
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 Anstehen für das Gipfelbild

Nach ca. 45 Minuten Fahrt hatten wir die Gipfel Station erreicht und hatten eine Stunde Aufenthalt. 
In der Zeit besuchten wir den eigentlichen geografischen Gipfel des Mount Washington, der eine kleine Klettertour erforderte (zuviel für viele, der mit Zug und Auto Angereisten) sahen uns Wolkentäler und Ruinen von früheren Gebäuden an.

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Im ehemaligen TipTop Hotel konnte man sich ein Ausstellung zum BergTourismus im 19. Jahrhundert ansehen und in der Gipfelstation fand man Restaurant, Notunterkünfte und ein Museum zum Wetter (seit 1932 befindet sich dort eine Wetterstation) auf dem Berg.
Echte Unterkünfte gibt es nicht mehr auf dem Gipfel, dazu muss man zum tiefergelegenen Lake of the Clouds wandern, wo sich bis zu 90 Wanderer in Doppelstockbetten einmieten können.

 Das Hostel am 'Lake of the clouds'

Nach unserer Stunde Aufenthalt ging es wieder zurück zur Talstation, nunmehr brauchten wir 30 Minuten mit der Bahn, das ginge natürlich dank Schwerkraft viel schneller, doch die Bremsen waren notwendig, damit der Zug nicht entgleist.

In früheren Jahren fuhren die Leute in umgebauten Schlitten mit großen Bremsen die Gleise hinunter. Der schnellste Fahrer (der die Fahrt überlebte) brauchte etwas unter 3 Minuten für die Strecke Gipfel bis Talstation.

 Die Wal-Flossen stehen am Ortseingang von Burlington, wenn man sie sieht, weiß man, daß man fast zu Hause ist :)

Alsbald waren wir auf dem Rückweg nach Burlington und kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir die Stadt.
Immerhin noch zu zehnt landeten wir dann im mexikanischen ‚El Gato Cantina‘- wie immer ein sicherer Tip, um an einem Samstagabend kurzfristig eine große Gruppe in einem Restaurant unterbringen zu können.

Und so endete der Tag bei Chili Relleno (mit Käse und Chilischoten gefüllten Paprika), Mango-Margarita, schwarzen Bohnen und jeder Menge Nachos.

4 Kommentare:

  1. Hallo Thea, vielen lieben Dank für diesen lebhaften bericht :o)
    Die Gegend hat viel von der Rhön (ist aber natürlich höher).
    Was haben denn die Walflossen für eine Bedeutung? Im Winooski schwammen gewiß keine Wale.

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    1. Na ja, die Gebirge der Ostküste sind auch eher Mittelgebirge, Mount Washington z.B. ist 1917 m hoch, was nicht unbedingt unter außergewöhnlich fällt, nur durch die extremen Wettereinflüsse entsteht das Tundraklima :)
      Die Walflossen sind Kunst ^^ nein, sie haben eine lange Bedeutung, die ich vergessen habe, jedenfalls gingen sie auf gefundene Belugawalskelette zurück (die zwar ganz anders aussehen), denn bis vor 10.000 Jahren war Lake Champlain mit dem Ozean verbunden.

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  2. Das ist ja nett, da wird dein Berg mit der Rhön verglichen (da lebe ich) und ich denke dabei an die Allgäuer Berge, weil ich von da aus vor einigen Tagen zurückgekehrt bin. Ein toller Ausflug, wo habt ihr denn die vielen Menschen für die Reisegruppe aufgegabelt. Alles Bekannte und Freunde? Jedenfalls hat es mir Spaß gemacht zu lesen, wieder etwas mehr von der Welt erfahren, in der Du lebst. Schönen Gruß von Cosmee

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    1. Ich glaube im Allgäu sieht man schon die ganz hohen Berge, da kann Mount Washington nicht so ganz mithalten, die Appalachen liegen wohl irgendwo zwischen Rhön und Allgäu :)
      Die Leute sind Freunde, Mitglieder der indischen Studentenvereinigung und einige Studenten der Physik Fakultät der Universität.
      Toll, daß du einen schönen Urlaub hattest. LG Thea

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