Vor kurzem sind wir die erste Etappe des Eifelsteigs entlang gewandert, der ab Aachen Kornelimünster in 15 Tagesetappen bis nach Trier führt. Meine Schwester hatte mir bereits zu Weihnachten eine wetterfeste Gesamtkarte geschenkt, die jetzt endlich eingeweiht werden wollte.
Da die Temperaturen an dem Tag um die 30°C liegen sollten und auch meine Kondition noch nicht die Beste ist, sind wir jedoch nicht von Kornelimünster nach Roetgen gelaufen, sondern von Roetgen nach Kornelimünster, gleiche Kilometer-Anzahl, aber weitestgehend bergab statt bergauf.
Im Februar hatten wir die ungewöhnlich warmen Tage zu einer Wanderung über den Struffelt genutzt, und so kannten wir uns an der Wanderstation in Roetgen bereits bestens aus.
Auch der Eifelsteig führt ein Stück an der Struffelt Route entlang, allerdings umgingen wir Roetgen in einer großen Schleife, die so schöne Ausblicke bot, daß wir beschlossen diesen Umweg bei der nächsten Struffelt Umrundung miteinzubauen.
Allerdings kamen wir so auch durch ein völlig zerstörtes kleines Waldgebiet: Riesige Eichen waren entweder entwurzelt und lagen links und rechts wie Mikados herum, andere waren irgendwo in der Mitte zersplittert worden und unser Eifelsteig war verschwunden.
Prompt verliefen wir uns und es dauerte eine Weile, bis wir unseren Weg durch das Tornadogebiet wiedergefunden hatten, obwohl offenbar bei Aufräumarbeiten alle Wege freigeräumt worden waren.
Im Fernsehen hatte man bei dem März-
Tornado in Roetgen natürlich nur die beschädigten Häuser gezeigt, aber auch hier im Wald konnte man die zerstörerische Linie sehen, sobald man wusste, was man da eigentlich sah. Dort große gesunde Bäume, völlig hinüber und am Rand so ein kleines verhutzeltes Alt-Bäumchen, das aussieht als könnte ihn jeder Windhauch umhauen - stand weiterhin, weil er nicht in der Marschrichtung der Windhose lag.
Kurz danach erreichten wir die Dreilägerbach-Talsperre, stapften über die Holzpfade des Struffelt, bis wir die bekannte Route verließen und den Weg Richtung Aachen einschlugen. Ab jetzt führte ein gut ausgebauter Waldweg meist schnurgerade durch Fichtenwälder.
Nachdem die Eifelwälder komplett für die Holzkohleherstellung abgeholzt worden waren, waren es die Preußen, die im vorletzten Jahrhundert alles wieder mit Fichten aufforsteten, deswegen und weil die Fichten so schnurgerade wie Soldaten stehen, werden sie in der Gegend Preußenbaum genannt.
Hin und wieder gab es ein paar gefällige Wegabschnitte über Bäche und kleine Aufforstungen, manche Abschnitte waren aber etwas langweilig.
Wir sind eben verwöhnt aufgrund unserer Wanderungen an der
Nahe und im
Mittelrheintal, wo überall dramatische Felsen, Wasser, Burgen, Wald und Weinberge zu sehen sind - aber so abwechslungsreich ist eben der normale Wanderweg meist nicht. Immerhin ging es durch den Wald und das war an diesem heißen Tag ein Vorteil.
Nach einiger Zeit erreichten wir in Walheim eine Westernranch (Freizeitgelände Walheim) mit angegliedertem Spielplatz, wo wir uns erst einmal ein Eis holten, bis es weiter auf den interessanteren Kalkofenweg ging.
Ab 1890 wurde in der Gegend Kalkgestein abgebaut, das in Kalköfen direkt neben den Steinbrüchen herausgebrannt wurde, um Kalk für Landwirtschaft und Industrie herzustellen.
Die Öfen stehen noch, manche wurden restauriert, andere verfallen als Naturschutzgebiete. Hinter einem der modernsten Öfen, die noch bis in die 1950er Jahre in Betrieb waren, begegneten wir einer offenbar obdachlosen Frau, die mit Sack und Pack dort mitten im Wald lebte und gerade Wäsche in Bäumen aufhing.
Der Kalkofenweg ist eigentlich länger und einer der Steinbrüche so interessant, daß er einen eigenen Ausflug rechtfertigen würden, aber der Eifelsteig bog ab, und für uns ging es zunehmend durch Wohnanlagen und Dörfer mit ihren typischen Bruchsteingebäuden.
Einmal führte der Eifelsteig auch direkt auf die Vennbahn, eine ehemalige Bahnhochtrasse und heutzutage Fahrradweg, dann musste man in ein Tal absteigen, sofort ging es wieder steil bergan und wir waren erneut auf der Vennbahn (und ich leicht frustriert … falls wir hier noch einmal langlaufen, bleibe ich garantiert auf der Vennbahn).
Gleich danach ging es wieder bergab und dieses Mal war es nicht nur sinnloses Herummäandern, sondern wir wurden unter dem Vennbahn-Viadukt hindurchgeführt, vorbei an einem weitläufigen Pferdehof.
Direkt neben der Koppel führte uns der Eifelsteig dann auf die Zielgeraden, noch ein Waldstück, dieses Mal mit Buchen und zwei überquerte Brücken später, erreichten wir den historischen, schönen Stadtkern von Aachen Kornelimünster.
Eigentlich wollten wir hier auch zu Abend essen, aber die Möglichkeiten für Vegetarier wie A. waren so begrenzt, daß wir lieber den nächsten Bus nach Aachen nahmen und beim Mexikaner am Markt zu Abend aßen. Dazu gab es einen Cocktail, den ich nicht beenden konnte, weil ich schon zu fertig mit der Welt war :)
Immerhin hatte ich am nächsten Morgen keinen Muskelkater, also haben wir uns wohl nicht überanstrengt.