2. Juni 2018

Felsenmeer


Als wir vor drei Jahren nach Frankfurt zogen, sah ich mir an, was man in Hessen alles besichtigen könnte und ganz oben auf meiner Wunschliste stand das Felsenmeer: Eine große Ansammlung von rundgeschliffenen Felsbrocken an einem Abhang, die einst durch Verwitterung von Quarzdiorit entstanden sind. Selbst den Römern diente das weitläufige Gelände bereits als Steinbruch - ihre zerbrochenen Werkstücke kann man immer noch vor Ort bewundern.

 
Heutzutage ist es jedoch ein Naturschutzgebiet, in dem man nach Lust und Laune wandern und herumklettern kann. Das wollte ich auch, seit 2015… aber dorthin zu gelangen, schien mir immer etwas kompliziert. Zuerst fährt man mit dem Zug nach Bensheim, dann von dort mit dem Bus nach Lautertal (Markt) und läuft danach zum außerhalb des Ortes gelegenen Felsenmeer. Irgendwie waren das zu viele Variablen, an denen etwas schief gehen kann und so hoffte ich einfach, daß wir es irgendwann mal mit einem Auto dorthin schaffen… das passierte jedoch nicht.
Eines Tages wollten wir uns dagegen Fulda ansehen, aber weil dort schlechteres Wetter angesagt war, als überall sonst, nahmen wir uns relativ spontan vor, es endlich mit dem Felsenmeer zu probieren.
Die Fahrt war kein großes Problem und auch den Weg von Lautertal zum Informationszentrum zu finden, war sehr einfach. Es gibt offizielle Schilder für den Fußpfad, selbstgeschnitzte und sogar ausgedruckte A4-Blätter in Folien, die an jedem Stromkasten klebten und den Weg wiesen. Sich da zu verlaufen ist wohl eher eine Kunst - und so erreichten wir bald eine kleine Anwohnerstraße parallel zur Hauptstraße, die direkt auf dem Felsenmeer Parkplatz einmündete.


Wir gingen hinauf zum ersten Stück Fels und ich sah, daß es aus der Nähe wesentlich weniger einfach wirkt, als auf den Fotos. Dort sind die Leute scheinbar mühelos von Fels zu Fels gelaufen - quasi Wandern auf steinigem Grund. Das war aber in der Realität nur ganz selten möglich, denn die Felsen sind bei weitem nicht so einheitlich in der Größe und im Abstand zueinander. 
Sehr viel öfter klettert man auf einen der Felsen, sucht nach dem Weg zum nächsten, zieht sich hoch, landet auf den Knien (ich hatte natürlich keine langen Hosen dabei), sucht nach dem weiteren Weg. Manchmal kann man zwischen den Felsen auf weichem Waldboden absteigen, manchmal geht es metertief steilkantig nach unten, denn ein Bach spült die Felsen von unten aus. 
Neben uns verletzten sich Kinder, die an dem heißen Frühlingstag ebenfalls ohne Knieschoner unterwegs waren und ich begriff, wie notwendig die vielen durchnummerierten Rettungsbereiche entlang des Hauptwegs waren.


Das Wetter war warm, doch die Felsen schienen die Hitze zusätzlich zu absorbieren… es wurde heiß. Ich hatte zwar meinen Rucksack mit zwei Liter Wasserblase dabei, doch selbst die war auf dem relativ kurzen Felsenmeer ziemlich schnell leer, so daß ich dann aus der Sonne heraus lieber am Rand der Felsen lief. Ich wollte noch nicht komplett auf den Wanderweg ausweichen (sprich aufgeben), der in langen Schleifen zur Berghütte hinaufführte. 
Am Waldrand zu laufen, hatte den Vorteil, daß man häufiger Waldboden zwischen den Felsen hat und auch öfter einmal um einen unbequemen Fels herumlaufen kann, es hat aber den Nachteil, daß es stärker bemoost und damit weniger trittsicher ist, wenn man eben doch einmal über den Stein muss.
Als ich mich gerade einmal mehr auf einen Stein zog, machte mein rechtes Knie plötzlich knacks. Ich bin in dem Augenblick nirgends gegen gekommen, insofern machte ich mir keine großen Gedanken, versuchte aber von nun an so wenig wie möglich zu klettern und wich auf kleine Waldpfade aus, die weitgehend parallel zum Felsenmeer verliefen.


Nach einer Stunde erreichten wir die ‚Halbzeit’Brücke hinter der die größten Felsen beginnen. Die habe ich mir in der Pause ehrfurchtsvoll angeschaut und bin dann auf meinen steilen Waldpfaden weitergewandert, bis wir das Ziel, die Berghütte neben der römischen Riesensäule erreichten.
Nach einiger Zeit begannen wir unseren Rückweg hinunter ins Tal, und während wir seitlich eine der Wanderpfadschleifen abkürzen wollten, konnte ich plötzlich keinen Schritt mehr gehen, das rechte Knie mit dem Knacks tat dermaßen weh. 
Ausgerechnet an diesem Tag hatte ich auch weder meine Wanderstöcke mitgenommen, noch Kinesiotapes - und nur die Schmerztabletten brachten etwas, aber nicht viel. 
Irgendwie schaffte ich es nach unten, und nach einem kurzen Besuch in Bensheim (wo man nirgends Bergstraßen Wein kaufen konnte) erreichten wir wieder Frankfurt. Ich klebte ein Kinesiotape seitlich ans Knie und das Problem war gelöst. In der nächsten Woche wollte ich es entfernen, ein paar Stunden später konnte ich nicht einmal mehr Treppen hinabsteigen. Letztlich trug ich die Tapes dauerhaft über drei Wochen, und erst jetzt bin ich seit einer Woche ohne Hilfsmittel schmerzfrei. 


Aus den Erfahrungen würde ich beim nächsten Mal diese Punkte beherzigen:
- Mehr Wasser mitnehmen, als man glaubt, daß man es braucht.
- Lange, stabile Hosen tragen, und eine Packung Kinesiotapes nicht vergessen.
- Ich bin mir nicht sicher, ob ich hohe Wanderstiefel tragen würde, denn beim Klettern braucht man eher die volle Beweglichkeit der Füße, sonst könnten die Knie noch stärker belastet werden - aber meine Wanderstöcke nehme ich auf jeden Fall für den nächsten Abstieg mit. 

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